"Hilfe, mein Kind kifft!": Diese Hilfen gibt es für Eltern in Franken

24.11.2020, 05:51 Uhr
Wenn Jugendliche kiffen: Eltern, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, können sich bei der Drogenhilfe Mudra beraten lassen. 

© imago stock&people, NNZ Wenn Jugendliche kiffen: Eltern, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, können sich bei der Drogenhilfe Mudra beraten lassen. 

Dieser Fall hatte vor wenigen Tagen für große Resonanz gesorgt: Steven (Name geändert), ein junger Mann, der mit Marihuana handelte, war früh morgens von einem Einsatzkommando in der elterlichen Mietwohnung festgenommen worden - er wurde vor den Augen der Eltern und Brüder in Handschellen abgeführt.

Wir haben mit Sozialpädagogin Doris Salzmann von der Drogenhilfe Mudra über kiffende Jugendliche und ratlose Eltern gesprochen.


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Frau Salzmann, ist der eingangs erwähnte Fall von Steven, in Ihrer Praxis ein typischer Fall?

Eher nicht. Die Eltern, die zu uns kommen, sind schon sensibilisiert. Sie wissen, dass der Sohn oder die Tochter konsumiert. Entweder wurde das Kind mit Drogen erwischt, die schulischen Leistungen sacken ab, manchmal gab es Hausdurchsuchungen. Aber lange nicht so massiv wie im erwähnten Fall.

Wie erleben Sie die Eltern?

Sie sind oft hilflos, auch durchaus zurecht. Manchmal sind die Möglichkeiten, einzugreifen, eben sehr gering. Dann haben Väter und Mütter das Gefühl, dass ihr Kind macht, was es will, dass es manchmal schon mit zwölf, 13, 14 Jahren Dinge tut, die gerade in diesem jungen Alter extrem ungesund sind und negative Langzeitwirkungen haben können. Ich denke da zum Beispiel an Konzentrationsprobleme, an Antriebsschwäche. Am Leben des Drogenabhängigen Steven ist das ja deutlich abzulesen.

Was raten Sie in solchen Fällen?

Unbedingt offen darüber reden, immer im Gespräch bleiben, auch wenn es schwerfällt. Das ist die Basis für eine Lösung. Wichtig ist, dass Eltern eine Haltung einnehmen und authentisch bleiben und sich dabei nicht auseinanderdividieren lassen. Sie sollten sich auch mit ihrem eigenen Konsum auseinandersetzen. Cannabis-Konsum zu kritisieren, aber selbst jeden Abend zu viel zu trinken, ist kontraproduktiv. Das merken die Kinder sofort.

© Foto: Ulf Siefker

Aber Haschisch und Marihuana sind auch noch illegal.

Richtig, das muss unbedingt Thema werden, das ist die Verantwortung der Eltern. Dem Kind oder Jugendlichen muss klar werden, was man sich alles im Leben verbauen kann, wenn man illegale Rauschmittel nimmt und erwischt wird. Das sind unangenehme Tatsachen, vor denen die man sich nicht drücken sollte.

Was halten Sie eigentlich von Eltern, die auf den Tisch hauen und Stopp sagen?

Das kommt auf den Einzelfall an, das gilt für alles, was ich sage. Es gibt da nicht den einen richtigen Weg, nicht die eine Lösung für alle. Aber zu Ihrer Frage: Was ich androhe, muss ich dann auch durchhalten. Kann sein, dass Taschengeldentzug etwas bringt. Kann aber auch sein, dass sich ein Kind, das Drogen nimmt, noch mehr entfremdet von seinen Eltern. Wenn ich das Zeug im Kinderzimmer finde und ins Klo werfe, kann es passieren, dass das Vertrauen beschädigt wird. wie gesagt, es kommt darauf an, wie die Kommunikation in der Familie funktioniert.

Funktioniert sie denn in der Regel?

Unterschiedlich, von sehr gut bis äußerst schlecht oder gar nicht mehr. Eltern müssen sich fragen, was gerade schief läuft. Ich habe Fälle erlebt, da war es die einzige Lösung, das Kind eine Weile zu den Großeltern zu bringen. Manchmal hilft so eine Auszeit.

Warum sind Haschisch und Co. für manche Kids so reizvoll?

Viele probieren sich aus oder rebellieren so gegen die Eltern. Das ist nicht immer ganz leicht zu trennen. Was sich in der Pubertät im Körper und im Gehirn verändert, ist ja massiv. Dann gibt es noch den gesellschaftlichen Druck, etwas aus sich zu machen. Zugegeben, es ist heute sehr schwer geworden für junge Leute, sich für einen Weg zu entscheiden. Es soll ja alles optimal laufen, alles nach Plan. Der eine oder andere raucht sich diesen Druck einfach weg.