"Migranten ertrinken lassen": Nürnberger Pfarrer muss gehen

10.11.2020, 11:53 Uhr

Nach umstrittenen Äußerungen zur Seenotrettung von Geflüchteten im Mittelmeer muss der Nürnberger evangelische Pfarrer Matthias Dreher seine Gemeinde verlassen. Regionalbischof Stefan Ark-Nitsche habe dies nach sorgfältiger Abwägung und mit Einverständnis des Betroffenen entschieden, teilte der Kirchenkreis Nürnberg mit.

Zuvor habe sich der Kirchenvorstand der Melanchton-Gemeinde in einer Online-Konferenz mit den Äußerungen Drehers befasst. Das Gremium hatte sich bereits zuvor von der Haltung ihres Pfarrers distanziert.

Dreher hatte im Korrespondenzblatt des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins der evangelischen Landeskirche argumentiert, Migranten brächten sich auf seeuntüchtigen Booten mit wenig Treibstoff bewusst in Lebensgefahr, um ein besseres Leben in Europa zu führen.

Deshalb könne ein Christenmensch „Verantwortung vernachlässigende Migranten ertrinken lassen“. Von Dreher hatten sich bereits die evangelischen Nürnberger Dekaninnen und Dekane sowie Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm klar distanziert.

Unverantwortliche Haltung

Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen sei unverantwortlich, so der Landesbischof. In der Erklärung der Nürnberger Vertreterinnen und Vertreter hieß es, man könne zwar darüber diskutieren, ob eine Kirche ein Rettungsschiff mit Spenden unterstützen müsse, ebenso darüber, wie mit Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Europa umgegangen werde.


"Migranten ertrinken lassen": Nürnberger Pfarrer unterliegt giftigen Irrtümern


Der Minimalkonsens müsse aber lauten: „Unter gar keinen Umständen darf man Menschen ertrinken lassen.“ Dreher wird nun laut der Mitteilung ab 15. November zu einem anderen Dienst, zunächst mit allgemein-kirchlichen Aufgaben, abgeordnet. „Die bereits laufende inhaltliche Auseinandersetzung mit ihm geht weiter, ohne den Frieden in der Gemeinde oder ihre Einheit weiter zu gefährden.“