Nach Aus für Schöller-Areal: Neue Heimat für Uni gesucht

30.6.2020, 10:56 Uhr
Nach Aus für Schöller-Areal: Neue Heimat für Uni gesucht

© Foto: Eduard Weigert

Der Freistaat hat offenbar kein glückliches Händchen, wenn es um Universitätsstandorte in Nürnberg geht. Den Zuschlag für das ehemaligen Schöller-Areal in Nürnberg-Thon, wo der pädagogische Campus der Uni Erlangen-Nürnberg entstehen sollte, hat gerade ein privater Investor aus Hamburg bekommen. Dem Vernehmen nach ist der lange favorisierte Deal mit dem Land Bayern am Kaufpreis gescheitert.

Das ist nicht der erste Schlag ins Wasser: Schon bei dem Versuch, weite Teile der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) auf dem AEG-Gelände an der Fürther Straße unterzubringen, platzte das Vorhaben nach jahrelangem Vorlauf. Während die FAU immer noch auf eine echte Entwicklungsperspektive warten muss, plant der Freistaat bekanntlich an der Brunecker Straße im Nürnberger Süden längst die Errichtung einer neuen eigenständigen Technischen Universität.

"Die Ausbaupläne der FAU hängen nicht von der Verfügbarkeit des Schöller-Geländes ab." Mit diesen dürren Worten kommentierte gestern die Pressestelle der Universität Erlangen-Nürnberg eine Anfrage unserer Redaktion. Selbstverständlich setze die FAU weiterhin auf die Zusage der Staatsregierung, für die Universität ein Geisteswissenschaftliches Zentrum zu errichten, in dem die Lehrerinnen- und Lehrerbildung untergebracht werden könne. Ein Gelände zu finden, das für die Anforderungen am besten geeignet ist, sei Sache des Freistaats. Ob aktuell über andere Standorte diskutiert wird und welche das sein könnten, teilte die Pressestelle nicht mit.

Drittes Gewerbeprojekt

Erworben hat das fünf Hektar große Schöller-Areal nördlich des Nordwestrings die Hamburger May & Co-Holding, die als Familienunternehmen vor allem im norddeutschen Raum in Logistikzentren, Hotels und neuerdings auch in Amazon-Verteilzentren investiert.

Der Konzern hat die Nürnberger Alpha-Gruppe von Gerd Schmelzer mit im Boot, die den Standort weiterentwickeln und verwalten soll. Nach der Revitalisierung des Triumph-Adler-Areals an der Fürther Straße und des ehemaligen Grundig-Geländes an der Beuthener Straße ist die ehemalige Eiskrem-Produktionsstätte mit ihren riesigen Kühllagern und dem Verwaltungsgebäude Schmelzers drittes großes Gewerbeprojekt.

Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) deutete auf Anfrage an, es sei der Freistaat gewesen, der vom geplanten Grundstückskauf am Ende Abstand genommen habe. Man sei sich wohl nicht einig geworden, heißt es im Nürnberger Rathaus. Tränen über das Scheitern der Uni-Pläne mag der Referent nicht vergießen. Für ihn sei es entscheidend, dass mit der Alpha-Gruppe ein lokaler Player im Spiel ist, der viel Vertrauen genieße und entsprechende Erfahrung habe.


Geplatzte Uni-Vision auf AEG: Stadt sucht neuen Standort


Die SPD im Nürnberger Stadtrat wertet das Aus für das Schöller-Areal allerdings als zweiten bedauerlichen Fehlschlag des Freistaats bei dem Versuch, ein Grundstück in Nürnberg zu erwerben. Die Sozialdemokraten spielen damit auf den im Jahr 2016 gescheiterten Plan an, die im Süden Erlangens angesiedelte Technische Fakultät der FAU auf dem ehemaligen Nürnberger AEG-Areal im Stadtwesten anzusiedeln.

Hier hatte man nach drei Jahren festgestellt, dass die Flächen für den gewünschten Uni-Campus doch zu klein waren. Zudem war der Grundstückspreis angeblich stark gestiegen, nachdem das Land seine Kaufabsichten öffentlich verkündet hatte.

In einem Antrag fordern die Nürnberger Genossen die Stadtverwaltung jetzt auf, mit der Staatsregierung gemeinsam einen alternativen Standort für die Lehrerausbildung in der Stadt zu suchen. Einen Komplett-Umzug der Lehrerausbildung nach Erlangen, der vor einigen Jahren mit Blick auf den frei werdenden Siemens-Verwaltungssitz, der so genannte Himbeerpalast, ebenfalls angedacht gewesen war, hatte man seinerzeit verworfen.

Wirtschaftsreferent Michael Fraas will das Thema beim nächsten Treffen mit Uni-Vertretern auf den Tisch bringen und über alternative Lösungen sprechen. Schon vor Jahren habe die Kommune eine Liste mit anderen möglichen Baugrundstücken zusammengestellt.

Das Gymnasium kommt

Eine solche Alternative scheint es zumindest für das auf dem Schöller-Areal ebenfalls geplante kommunale Gymnasium zu geben. Es war immer im räumlicher Nähe zur Uni vorgesehen gewesen, weil man Sportstätten, Kantinen und andere Infrastruktur gemeinsam nutzen wollte. Doch es kommt anders: Schon seit längerem wird laut Baureferent Daniel Ulrich mit der Tiefdruckerei Prinovis im Stadtteil Langwasser verhandelt. Die Bertelsmann-Tochter schließt ihren Betrieb 2021, ihr Grundstück will die Stadt erwerben. Für 150 000 Menschen im Süden der Stadt gebe es mit der Bertolt-Brecht-Schule in Langwasser und dem Schulzentrum Südwest in Eibach bislang nur zwei Gymnasien, so Ulrich. Das sei zu wenig: "Der nächste Schülerberg kommt mit Wucht. Die Zeit drängt." Bis 2025 soll im Idealfall der Rohbau stehen.

Eile ist freilich auch beim Neubau des Fachdidaktik-Campus (früher: Erziehungswissenschaftliche Fakultät) geboten. Der Altbau an der Regensburger Straße ist schon lange marode, der Sanierungsrückstau inzwischen gewaltig. Nur notdürftig hatte der Freistaat das Gebäude noch hergerichtet, das Dach erneuert und der Brandschutz modernisiert. Maximal bis 2024, so hieß es, könne das Gebäude noch genutzt werden, dann sei es technisch endgültig verbraucht.

Bislang scheint also nur festzustehen, dass die Lehrerausbildung in Nürnberg bleiben soll. Wo sie unterkommen wird, ist ein Rätsel.

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