Nach Tuning-Treffen in Nürnberg: Betroffenen drohen Folgen

28.7.2020, 16:13 Uhr
Nach Tuning-Treffen in Nürnberg: Betroffenen drohen Folgen

© NEWS5 / Oswald

Etwa 1100 Menschen mit rund 700 Fahrzeugen hatten sich am Samstagabend auf dem Parkplatz eines Möbelhauses an der Ingolstädter Straße versammelt. Bei den allermeisten handelte es sich um Schaulustige mit ganz normalen Autos, sagt Polizeisprecher Michael Petzold. Die Zahl der Tuner und Auto-Poser habe im unteren zweistelligen Bereich gelegen. Insofern spricht die Polizei hier auch nicht von einem Tuning-Treffen; zumindest am vergangenen Wochenende habe sich die Szene an die Appelle der Polizei gehalten, so Petzold.

Grundsätzlich haben die Beamten durchaus Verständnis für die Tuner, soweit deren Fahrzeuge keine illegalen Veränderungen aufweisen. Der Austausch, das Fachsimpeln und die gegenseitige Bewunderung sei auch hier wichtig, sagt der Präsidiumssprecher. In absehbarer Zeit werde es auch sicher wieder genehmigte Treffen geben. Aktuell seien solche Veranstaltungen aber nicht Coronakompatibel, unter anderem weil dafür aktuell ein umfassendes Hygiene-Konzept notwendig wäre, ohne das keine Genehmigung vom städtischen Ordnungsamt gäbe.

Doch auch jenseits dessen sind Treffen der Tuning- und der Auto-Poser-Szene in bebauten Gebieten grundsätzlich problematisch. Der dabei entstehende Lärm und der Müll bedeuten große Belastungen für Anwohner. Und nicht zuletzt kommt es am Rande solcher Veranstaltungen immer wieder einmal zu illegalen Autorennen, so Petzold.

Fahrzeuge teils nicht verkehrstauglich

Zumindest für einige der Teilnehmer vom vergangene Samstag wird es noch ein Nachspiel geben. Bei insgesamt zehn Tuning-Fahrzeugen stellte die Polizei so große Veränderungen fest, dass deren Betriebserlaubnis erloschen war. Vier dieser Autos stellten die Beamten sofort sicher; sie werden von einem Gutachter unter die Lupe genommen, weil von ihnen erhebliche Gefahren für den Straßenverkehr ausgehen.


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Ein Tuner hatte seinen Wagen so viel tiefer gelegt, dass die Reifen am Radkasten schleifen und während der Fahrt jederzeit platzen könnten. An zwei weiteren Fahrzeugen stellten Beamte massive Veränderungen an den Abgasanlagen fest, was eine übergroße Lautstärke zur Folge hat. Das vierte Auto wies "viele erhebliche Umbauten" auf, berichtet Petzold.

Nach der Begutachtung erhalten die Eigentümer ihre Fahrzeuge zurück. Allerdings müssen sie die Gutachter-Kosten – im deutlichen dreistelligen bis unteren vierstelligen Euro-Bereich – tragen. Dazu kommen juristische Sanktionen, die je nach Einzelfall von einer Verwarnung bis zu einigen Hundert Euro Bußgeld sowie Punkten in Flensburg reichen können.

An weiteren sechs Fahrzeugen entdeckten die Polizisten kleinere Veränderungen wie ein unzulässiges Lenkrad oder einen nicht eingetragenen Spoiler. Da von diesen Autos keine unmittelbare Gefahr ausgeht, durften deren Besitzer trotz erloschener Betriebserlaubnis noch nach Hause fahren. Auch eine Fahrt zur Werkstatt, um die Mängel dort beheben zu lassen, wäre erlaubt.


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Schließlich monierte die Polizei am Samstagabend nochmal zehn Autos wegen kleinerer Mängel – vom abgelaufenen TÜV über abgefahrene Reifen bis zu Mängeln an den Scheibenwischern. Deren Eigentümer müssen innerhalb von vier Wochen bei der Polizei vorfahren und zeigen, dass diese Unregelmäßigkeiten behoben wurden.

Bisher kein geeignetes Konzept

Stadt und Polizei denken inzwischen darüber nach, wie man künftigen Treffen dieser Art begegnen könnte. Ein schwieriges Terrain: Sich mit einem Auto auf einen Parkplatz zu stellen, ist auch in Corona-Zeiten keineswegs verboten, gibt Robert Pollack, der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, zu bedenken. Auch eine Ansammlung zahlreicher Fahrzeuge muss nicht unzulässig sein – das sieht man jeden Samstag auf den Parkplätzen großer Einkaufszentren, wo sich die Wochenend-Einkäufer gewissermaßen ballen. Also gilt es die juristische Trennlinie zwischen solchen "Versammlungen" und den Treffen von Auto-Tunern zu definieren.

Bereits während des Lockdowns musste die Polizei wegen illegaler Szene-Versammlungen an der Steintribüne sowie im Hafenbereich einschreiten. Am vorletzten Wochenende sorgten mehrere Hundert Szene-Anhänger auf einem Parkplatz an der Nopitschstraße für Ärger: Weder die Corona-Abstandsregeln noch der Lärmschutz interessierten die Teilnehmer allzu sehr. Von einem Aufleben der Tuning- und Autoposer-Szene würde Michael Petzold dennoch nicht sprechen. "Die Szene war schon immer präsent und sie ist es nach wie vor."