Nürnberg: Mehr als 70 Grippefälle in nur drei Tagen

30.1.2020, 05:17 Uhr
Nürnberg: Mehr als 70 Grippefälle in nur drei Tagen

© Foto: Maurizio Gambarini/dpa

"Wir hatten erfreulicherweise noch keine schweren Fälle und auch noch keinen Todesfall", erläutert Dr. Alice Schaffer, Leiterin der Abteilung Infektionsschutz am Gesundheitsamt der Stadt. Betroffen sind derzeit auch viele Kinder.

In der ersten Januarwoche wurde nur eine Grippeerkrankung gemeldet, in der zweiten Woche waren es zwölf Fälle, eine Woche später 25 und in der vierten Woche bereits 49. Und jetzt, innerhalb von nur drei Tagen, nochmals 72 Neuerkrankungen. "Die Zahlen klettern massiv", meint Schaffer.

 

Tatsächlich dürfte es aber noch deutlich mehr Influenza-Patienten geben, denn das Gesundheitsamt kennt nur Fälle von Nürnberger Bürgern, die von den Krankenhäusern, Arztpraxen oder Labors auch gemeldet werden. Manche Patienten bleiben ohne Besuch beim Arzt einfach daheim im Bett. Und nicht jeder Arzt leitet in jedem Fall auch einen Labor-Nachweis in die Wege, weil sich die Symptome einer "echten" Grippe ohnehin deutlich von einem grippalen Infekt, also einer Erkältung, unterscheiden. Grippepatienten haben hohes Fieber, bis 40 Grad, einen trockenen Husten sowie ein schweres Krankheitsgefühl.

Wer jetzt hustet oder Atembeschwerden hat, fürchtet aber möglicherweise, dass er sich den Coronavirus eingehandelt haben könnte. Hier kann Alice Schaffer jedoch weitgehend beruhigen: "Ein begründeter Verdacht besteht nur, wenn sich der Betroffene in den vergangenen zwei Wochen in Wuhan und Umgebung aufgehalten hat oder in den letzten zwei Wochen Kontakt zu einem Patienten mit einer bestätigten Corona-Erkrankung hatte." Wenn eines dieser Kriterien zutrifft, sollte der Betroffene nicht sofort in die Notaufnahme eines Krankenhauses, sondern zunächst zum Hausarzt, der alle notwendigen weiteren Schritte einleitet. Bislang gibt es in Nürnberg keine Corona-Erkrankung, so Schaffer. Eine entsprechende Meldung eines Online-Portals stellte sich am Mittwoch als falsch heraus.

Das Klinikum Nürnberg, im Ernstfall für die Versorgung von Patienten mit dem Coronavirus zuständig, versorgt gerade zunehmend Grippekranke. Im Januar wurden dort bisher gut 60 Influenza-Fälle diagnostiziert. "Die Hälfte davon allein seit vergangenem Freitag", erklärt Daniel Vogt von der Unternehmenskommunikation. Bislang können die Notaufnahmen im Nordklinikum oder am Standort im Süden das Aufkommen an Patienten ohne Probleme bewältigen, so Vogt. Auch die Anzahl der Krankmeldungen von Mitarbeitern bewegen sich im normalen Bereich. "Die Entwicklung kann in den nächsten Tagen an Dynamik gewinnen. Das Klinikum Nürnberg ist – wie jedes Jahr – gut auf die Grippewelle vorbereitet", meint der Sprecher.

Egal ob Influenza oder Corona: Jeder kann sich durch einfache Hygieneregeln schützen. Dazu zählt vor allem regelmäßiges und gründliches Händewaschen (mindestens 20 bis 30 Sekunden), vor allem wenn man zum Beispiel in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder in sozialen Einrichtungen unterwegs war. Es lohnt sich auch, darauf zu achten, sich tunlichst nicht ins Gesicht zu fassen.

Wo immer es geht, sollte man zwei Meter Abstand zu anderen Menschen halten, um nicht in den Radius einer Tröpfcheninfektion zu geraten. Alice Schaffer empfiehlt außerdem, in die Armbeuge zu husten oder zu niesen und bei der Begrüßung in Zeiten wie diesen auf einen Handschlag zu verzichten. Wenn ein Telefon von mehreren Personen benutzt wird, schadet es auch nicht, es zu desinfizieren – auch in Zeiten ohne Grippe oder Corona.

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