Nürnbergs Impfzentrum: Täglicher Krimi um den Impfstoff

22.1.2021, 08:51 Uhr
Laut Christine Schüßler gleicht die Bekanntgabe des verfügbaren Impfstoffs manchmal einem Krimi.

© Laci Perenyi via www.imago-images.de, imago images/Laci Perenyi Laut Christine Schüßler gleicht die Bekanntgabe des verfügbaren Impfstoffs manchmal einem Krimi.

Von oben betrachtet sieht das Impfzentrum aus wie ein Labyrinth. Doch während bei einem Irrgarten das Chaos regieren soll, ist bei diesem Modell nichts dem Zufall überlassen. Während der kurzen Wartezeit wird ein Informationsfilm gezeigt und sofort geht es weiter zum nächsten Modul, in dem dann der Wirkstoff gespritzt wird.

Schnell soll es gehen, um die Warte- und Aufenthaltszeit so kurz wie möglich zu halten. Und doch komme es vor, berichten Mitarbeiter, dass ältere Menschen - vor lauter Freude auf andere zu treffen - gern mal ein längeres Gespräch führen wollen. Verständlich nach der Isolation - aber nicht Sinn der Sache.

Impfung nach Risikogruppen

Begonnen wurde also mit der Impfung jener Gruppe, die als am stärksten risikobelastet eingestuft wird - und dazu zählen die Bewohner und Personal von Alten- und Pflegeheimen sowie Ärzte, die Hausbesuche in diesen Einrichtungen machen.


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"Angefangen haben wir mit jenen Heimen, die am stärksten von Corona-Infektionen betroffen sind", berichtet Christine Schüßler in Halle 3c des Messezentrums. Sie leitet die Koordinierungsstelle des Impfzentrums.

Diese Priorisierungsliste muss jedoch immer wieder angepasst werden. Verschiedene Faktoren spielen hier noch mit rein: Wie viel Impfstoff ist verfügbar? Gibt es neue, aktuelle Meldungen über ein weiteres Heim mit mehr Coronafällen? Dadurch kann es vorkommen, dass ein Impfstoff übrig bleibt. Fatal in Zeiten, in denen das knapp bemessene Mittel einen unschätzbaren Wert hat.

Doch auch dafür gibt es einen Plan: "Falls wir etwas übrig haben gibt es eine Absprache mit den Rettungskräften von Polizei und Feuerwehr", berichtet Schüßler. Bevor der Wirkstoff verfällt, ist spontan einer dieser Frauen und Männer bei der Nürnberger Messe und lässt sich impfen.

Zwei Prozent in Nürnberg sind geimpft

Gut zwei Prozent der Nürnberg haben mittlerweile die viel diskutierte Spritze bekommen. Der Flaschenhals sei die Menge an Impfstoff, von der momentan alles abhänge. Dass die ersten 900 Dosen des Impfstoffes Vaccine Moderna direkt am Impfzentrum vorbei und direkt in das Klimikum Nürnberg geliefert wurden, sie eine Entscheidung gewesen, die die Stadtverwaltung nicht beeinflussen konnte, heißt es.


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Wie Christine Schüßler berichtet, gleiche die Bekanntgabe des verfügbaren Stoffes manchmal einem Kimi: "Wir haben Tage erlebt, da hieß es morgens, dass es gar nichts gibt, am Mittag hatten wir die Information, es seien 1.000 Dosen - und am Abend waren es dann 2.000", sagt sie.

Lieferengpässe von BioNTech

Noch am vergangenen Freitag etwa erhielt die Stadt die Information, dass 14.000 Dosen verfügbar seien. Doch dann meldete Impfstoffproduzent BioNTech den Lieferengpass und wirbelte damit wieder alles durcheinander.

"Wir mussten bereits vergebene Termine wieder absagen. Leider", sagt Christine Schüßler. Nach heutigem Stand werden bis Ende dieses Monats 285 Flaschen mit jeweils fünf bis sechs Dosen für Erstimpfungen eintreffen - 1425 bis 1710 Dosen.

Das Nachsehen haben aktuell die impfwilligen Nürnberger, die 80 Jahre und älter sind, aber in den eigenen vier Wänden wohnen. Nach Angaben der Stadt sind dies immerhin 30.000, die eigentlich auf Grund ihres Alters mit der höchsten Priorität zu impfen sind. Sie haben vor wenigen Tagen einen Brief bekommen, in dem sie noch um Geduld gebeten werden.


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Über 90-Jährige sollen in den nächsten Tagen nochmals Post bekommen. Darin finden sie eine Telefonnummer, unter der sie einen Termin vereinbaren können. Voraussichtlicher Impfbeginn: Mitte Februar.

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