Sorge ums Weihnachtsgeschäft: Das planen Nürnbergs Einzelhändler

19.10.2020, 05:54 Uhr
Bitte Karte ziehen: So weiß Tanja Ciesielski, wie viele Kunden im Lindwurm sind.

© Roland Fengler Bitte Karte ziehen: So weiß Tanja Ciesielski, wie viele Kunden im Lindwurm sind.

Maskenpflicht in der Fußgängerzone? Björn Götze sieht das positiv. "Dann müssen wir die Kunden nicht daran erinnern, dass sie eine aufsetzen müssen", sagt der Inhaber von TeeGschwendner. Vor den Schaufenstern seines Fachgeschäfts ist viel Verkehr. Und: Die meisten, die der Tee-Experte durch die Königstraße laufen sieht, tragen eine Maske. Die muss auf bleiben, obwohl die Corona-Ampel in Nürnberg wieder auf Gelb gestellt ist.

Für Björn Götze ein gutes Zeichen. Er weiß, dass den Einzelhändlern ein besonderes Weihnachtsgeschäft bevorsteht, eines im Zeichen von Corona. Trotzdem kommt jetzt "die wichtigste Zeit im Jahr", sagt Götze. "weil viele Menschen Tee als sinnvolles Präsent erachten". Außerdem sind viele seiner Kunden "Saisontrinker", die gerade jetzt öfter mal eine Tasse Tee trinken. Die Sorge, dass das Geschäft einbricht, wenn die Infektionszahlen steigen, ist allgegenwärtig.

Obwohl Götze bisher mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen ist, trotz der Umsatzeinbrüche, der Kurzarbeit für seine Mitarbeiter, trotz der Momenten, in denen er nachgedacht hat, "wie es weitergeht". Geholfen haben "unsere treuen Kunden, die manchmal einfach ein paar Produkte mehr gekauft haben, um uns zu unterstützen".

Corona-Zeit: Kundentreue und viel am Telefon

Kunden, wie sie auch Klaus Harl bei Küchen-Lösch hat. Ungern erinnert er sich an die Wochen, als die Innenstadt leergefegt gewesen ist. "Da habe ich anfangs gedacht, das ist das Ende." Dann aber brummt das Geschäft, Harl und seine 50 Mitarbeiter verkaufen vor allem Grills und Küchenmaschinen, "vieles haben wir am Telefon abgewickelt".


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Nach dem Lockdown kommen die Kunden gerne wieder. Doch so langsam, sagt Klaus Harl, werde es ruhiger, die Schlangen der Kunden, alle mit Maske und Abstand, an den Kassen kürzer werden. Ja, er mache sich Sorgen, ständig. Im November steigt der Umsatz bei Küchen-Lösch um 30 Prozent, der Umsatz im Dezember entspricht dem von zwei Monaten. Das Weihnachtsgeschäft also muss laufen - trotz Corona.

Weihnachten: Stadt muss attraktiv bleiben

Wie das geht? "Nur zusammen", sagt Harl. Weil nur alle dafür sorgen können, dass die Corona-Infektionen nicht stark ansteigen. Klaus Harl meint aber auch die Geschäfte in der Innenstadt: "Die Stadt muss attraktiv bleiben, sie muss leuchten", sagt er. Die Kunden sollen sich freuen auf das Einkaufen und sich nicht sorgen.

Vorverlegen, sagt Harl, lasse sich das Weihnachtsgeschenk nicht. Das sieht Kunde Matthias Raubel genauso. Er hat gerade ein Geschenk gekauft, "aber für einen Geburtstag". Für den Leutenbacher und seine Frau gehört es zur Weihnachtszeit, nach Nürnberg zu fahren, um einzukaufen. Online aber kaufen sie nicht lokal, sondern beim Shopping-Riesen Amazon — auch weil der keine Versandkosten verlangt.

Klaus Harl baut auf seine Stammkundschaft bei Küchen-Lösch.

Klaus Harl baut auf seine Stammkundschaft bei Küchen-Lösch. © Roland Fengler, NNZ

Wenn die Corona-Ampel in Nürnberg Rot zeigt, sagt Raubel, muss er über den Ausflug in die Stadt nachdenken. Weil sie so Kontakte reduzieren — und immerhin auch den Weg im Sinne der Umwelt einsparen.

Einkäufe schon jetzt im Oktober?

Björn Götze setzt, wie Klaus Harl, auf Erlebniseinkauf in Nürnberg. Dazu aber zählt er durchaus "neben einer guten Beratung und gutem Service auch, dass wir die Verknüpfung von Internet und stationärem Handel im Blick haben". Für ihn heißt das, dass die Kunden sich im Netz informieren können, bevor sie im Laden kaufen. "Wer nicht lange warten will, kann reservieren und die Ware zu einem festen Termin abholen — so gewinnen wir Kunden." Und: Die Aufenthaltszeit im Laden ist gering.

Beim Teekauf sei das "sensorische Erlebnis" aber eben wichtig. Deshalb sollen die Kunden in den Laden in der Königstraße kommen — für den Weihnachtseinkauf aber gerne schon früher. Götzes Motto: "Weihnachten im Oktober". Schon jetzt wird weihnachtlich verpackt, werden Geschenke geschnürt, "um den Andrang kurz vor den Feiertagen zu vermeiden".

Björn Götze hat das Weihnachtsgeschäft vorverlegt. In seinem Teeladen in der Königstraße werden jetzt schon fleißig Geschenke verpackt.

Björn Götze hat das Weihnachtsgeschäft vorverlegt. In seinem Teeladen in der Königstraße werden jetzt schon fleißig Geschenke verpackt. © Roland Fengler, NNZ

Tanja Ciesielski hat am Freitag die ersten verpackten Weihnachtsgeschenke auf Instagram gepostet. Am selben Abend hat sich die Inhaberin des Spielzeugladens Lindwurm mit ihren fünf Mitarbeiterinnen auf das Weihnachtsgeschäft in Pandemiezeiten eingestimmt. Deren Hilfsbereitschaft macht Ciesielski Mut, wie ihre Stammkundschaft. Die hat ihr durch die Corona-Zeit geholfen. Die Lindwurm-Chefin hat den Kontakt aber auch im Lockdown nicht abreißen lassen, sondern fleißig Newsletter geschrieben und Produkte in den Sozialen Netzwerken gepostet. "Die Leute haben dann angerufen, bestellt, ich habe vormittags Pakete gepackt und sie nachmittags ausgefahren."

Im Lindwurm an der Johannisstraße macht das Weihnachtsgeschäft bis zu 40 Prozent aus. Zehn Kunden dürfen derzeit gleichzeitig in den Laden, manchmal aber nur einer. Tanja Ciesielski bietet in ihrem Geschäft privates Shoppen an. Das heißt: Wenn sie samstags ihr Geschäft in der Weihnachtszeit um 15 Uhr schließt, dürfen danach Kunden kommen, um allein im Laden zu stöbern. Gut für Kunden, die zu einer Risikogruppe gehören, beispielsweise.

Ein mulmiges Gefühl hat Ciesielski dennoch, auch weil sie mit vielen Kollegen in der Innenstadt leidet, die die Pandemie härter trifft. Dass dort am Samstag aber viele Menschen in der Fußgängerzone Maske getragen haben, macht ihr Hoffnung, "dass es nun auch der letzte kapiert hat".

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