"Stadtglück-Momente"

Tourismus: Nürnberg hofft auf neuen Schwung

4.7.2021, 05:48 Uhr
Die Congress- und Tourismuszentrale bietet ihre Informationen und Dienste neuerdings auch mobil an - vor allem an Wochenenden und an zunächst sechs wechselnden Standorten in der Altstadt.

© NNZ Die Congress- und Tourismuszentrale bietet ihre Informationen und Dienste neuerdings auch mobil an - vor allem an Wochenenden und an zunächst sechs wechselnden Standorten in der Altstadt.

Kommt wenigstens der Inlandstourismus in diesem Sommer wieder auf Touren? Am Meer, an allen Seen und in den Bergen sind schon kaum mehr Quartiere zu bekommen. "Die Leute wollen sich jetzt erholen, nach dem langen Lockdown ist die Sehnsucht nach Naturerlebnissen besonders groß", stellt Nürnbergs Tourismuschefin Yvonne Coulin nüchtern fest. Heißt im Umkehrschluss: Städte sind für Urlaubshungrige nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, die wiedergewonnene Reisefreiheit zu genießen.

Entdeckungen abseits der Hauptrouten

Aber natürlich setzt die Congress- und Tourismuszentrale (CTZ) alles daran, den Neustart nach dem langen Lockdown möglichst zu beflügeln. Mit einer crossmedialen Kampagne will sie pünktlich zum Beginn der Feriensaison vor allem vermitteln, was es in Nürnberg und Umgebung zu erleben gibt - gebündelt unter dem Titel "Stadtglück-Momente". Die es verstärkt auch abseits der großen Achsen in Gässchen und auf etwas versteckten Plätzen zu finden gilt.

In den Blickpunkt gerückt werden vor allem kulturelle und kulinarische Angebote sowie die reizvollen Ausflugsmöglichkeiten, etwa in die Fränkische Schweiz oder ins Fränkische Seenland. So stehen Vorschläge für Rad- und Wandertouren neben Hinweisen gerade auf neue kreative Formate wie die Seebühne am Dutzendteich oder den neuen Musikspeicher. Auf ihren Internetseiten untermauert die CTZ das unter anderem mit kleinen Videos zu Hotellerie und Gastronomie, Führungen und Tagungen. Und will natürlich gezielt auch "Neu-Entdecker" anlocken.

Dabei konzentrieren sich die Werbeaktivitäten samt Gewinnspielen und Podcasts wegen der anhaltenden Reiseerschwernisse vor allem auf die deutschsprachigen Länder und Teile der Niederlande. Aktuell stellen freilich Fragen zu Sicherheit und Hygiene sowie den jeweils gültigen Regeln alles andere in den Schatten. "Ehrliche und verlässliche Information ist hier das A und O, jenseits von Marketing", sagt Coulin. Parallel dazu sei die "digitale Sichtbarkeit" (samt Buchungsmöglichkeiten) noch entscheidender als bisher bereits.

Tourismus-Fonds stabil

Um die Werbetrommel kräftig zu rühren, halte die Stadt an ihrer Unterstützung für den Tourismus fest, versichert Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Denn auch die Branche selbst bringt weiterhin ihren ungeschmälerten Beitrag zum Tourismus-Fonds auf. Außerdem fördert die Stadt das Gastgewerbe bekanntlich mit einem Erlass der Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie und erweiterte Flächen für die Bewirtung.

Die Nachfrage seit der Wiederöffnung der Beherbergungsbetriebe zu Pfingsten war zunächst schleppend und verhaltener als vor einem Jahr. "Wir hoffen aber, dass wir das Niveau vom Sommer 2020 wieder erreichen", sagt Coulin. Dass die Erwartung nicht unrealistisch ist, lasse sich etwa aus den Reservierungen für Stadtführungen im Juli ableiten. Zugleich führe die anhaltende Verunsicherung dazu, dass ganz allgemein noch kurzfristiger gebucht werde.

Gäste, die schon da oder gerade eingetroffen sind, wollen die Tourismus-Betreuer ab sofort auch mit einem mobilen Informationsangebot ansprechen: Vor allem freitags und samstags sind Mitarbeiter mit einem neu gestalteten "iBike" unterwegs und zum Beispiel am Trödelmarkt oder am Hallplatz, am Tugendbrunnen oder unterhalb der Burg anzutreffen. Dank Laptop, Drucker und mobilem Kassensystem sowie einem Vorrat an Prospekten und Stadtplänen sind an Ort und Stelle auch Buchungen möglich, sei es von Zimmern oder von Rundfahrten.

Eine Milliarde Verlust

Im vergangenen Jahr hatten die Pandemie und die massiven Beschränkung zu ihrer Eindämmung dem Tourismus in Nürnberg dramatische Einbußen beschert: Die Zahlen von Ankünften und Übernachtungen brachten im Jahresschnitt um fast 60 Prozent ein, von Januar bis April waren Rückgänge von weit über 80 Prozent gegenüber 2019 zu verzeichnen. Samt Einzelhandel und Dienstleistungen errechnet sich ein Verlust von rund einer Milliarde Euro - knapp der Hälfte des touristischen Gesamtumsatz von 2019.

Auch für das gerade angebrochene zweite Halbjahr rechnen die Hoteliers in der Stadt grob mit etwa zwei Drittel weniger Geschäft als in Zeiten vor Corona. Ins Gewicht fiel vor allem der nahezu komplette Ausfall des in Nürnberg besonders umfangreichen Messe- und Kongressbetriebs. Dennoch sei bisher kein Betrieb in die Knie gegangen, zumindest nicht aus dem Kreis der Mitglieder im Verkehrsverein, versichert die CTZ-Geschäftsführerin. Die öffentlichen Hilfen hätten sich als wirksam erwiesen und den Bestand gesichert. "Was aber passiert, wenn die Mittel auslaufen, weiß keiner."

Zaghafter Beginn bei Tagungsbetrieb

Während es für Messen frühestens im September grünes Licht geben soll, finden wenigstens Tagungen und regionale Kongresse inzwischen wieder statt - vorwiegend in noch bescheidenem Umfang. Hier komme es noch vielfach auf Vertrauensbildung an. Leider seien allerdings die Bedingungen dafür in verschiedenen Bundesländern nicht einheitlich, die strengeren Vorgaben in Bayern wirken sich für die Hotellerie als Standortnachteil aus, stellt Wirtschaftsreferent Fraas fest.

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