Übertragungsschutz: Stecken sich Brillenträger seltener mit Corona an?

25.2.2021, 09:02 Uhr
Ein Mitarbeiter des Uniklinikums Erlangen probiert eine Schutzbrille.

© Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen Ein Mitarbeiter des Uniklinikums Erlangen probiert eine Schutzbrille.

Beim Sprechen, Niesen und Husten schleudert ein Corona-Infizierter Viren in die Luft. Die Krankheitserreger haben ein Ziel: Sie wollen die Atemwege eines anderen Menschen erreichen, um dort neue Zellen zu befallen und sich zu vermehren.

Besonders gut gelingt ihnen das über die Schleimhäute in der Nase und im Mund. Wenn zwei Personen zu nahe zusammenstehen, können die Viren mit Hilfe der Tröpfchen direkt von einer Nase in die andere fliegen.


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Oder sie landen erst im Gesicht oder auf den Händen des Gegenübers. Wenn der sich dann an der Nase kratzt oder in den Mund fasst, haben die Erreger ihr Ziel ebenfalls erreicht.

Auch der Umweg über eine Türklinke, ein Treppengeländer, einen Einkaufswagen oder jede andere Oberfläche ist möglich. Aber je länger der Umweg ist, umso geringer ist das Infektionsrisiko.

Forscher haben deshalb untersucht, wie wahrscheinlich eine Übertragung der Viren über die Augen ist. Denn auch dort liegen Schleimhäute. Wer sich ins Gesicht fasst, reibt sich unbewusst die müden Augen, entfernt eine Wimper oder wischt Tränen weg.

Im Schnitt berührt ein Mensch rund 20 Mal pro Stunde bewusst oder unbewusst sein Gesicht. Am häufigsten langt er dabei an Nase und Mund, aber eben immer wieder auch an die Augen.

Brillenträger fassen seltener ins Auge

Indische Wissenschaftler haben nun in einer Studie gezeigt, dass sich Brillenträger seltener in die Augen fassen als Menschen ohne Brille. Die Barriere hält sich schlicht davon ab. In einem Krankenhaus beobachteten die Forscher 300 Personen mit Covid-19-Symptomen zwei Wochen lang.

Etwa jeder fünfte von ihnen trug eine Brille. Aus ihren Ergebnissen schlussfolgern sie nun, dass das Risiko, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken, für Brillenträger um etwa ein Drittel geringer ist als für Personen, die keine Brille tragen.


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"Wenn Sie eine Schutzmaske richtig tragen, wird die Berührung von Nase und Mund erheblich reduziert, die der Augen jedoch nicht", sagt Studienleiter Amit Kumar Saxena. "Aber auch das Berühren und Reiben der Augen mit kontaminierten Händen kann ein Infektionsweg für das Virus sein."

Schon eine normale Brille könnte diesen Weg unterbrechen. Eine Schutzbrille verhindert eine Infektion noch besser. Die Studie ist bislang nur als sogenannter Preprint erschienen. Sie ist noch nicht von anderen Wissenschaftlern begutachtet worden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt zu den häufigsten Ansteckungswegen des Coronavirus: "Die hauptsächliche Übertragung erfolgt über Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und gegebenenfalls des Auges aufgenommen werden."

Auch bei der Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Fachgesellschaft für Augenheilkunde, im Herbst haben Experten das Thema hierzulande diskutiert.

"Bei der derzeitigen Studienlage weist nichts darauf hin, dass wir die Augen als be­deutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus betrachten müssen", sagte etwa Clemens Lange, Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde des Uniklinikums Freiburg.


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Er und sein Team haben Studien mit rund 2000 Covid-19-Patienten analysiert, von denen nur rund drei Prozent Anzeichen einer Bundehautentzündung zeigten. "Aufgrund des schützenden Lidschlages und der kleinen Augenoberfläche dürfte ein rein okulärer Infektionsweg eine untergeordnete Rolle spielen", sagt Lange.

Unklar bleibe aber weiterhin, ob durch das Reiben der Augen mit kontaminierten Händen eine Ansteckung möglich sei.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft empfiehlt daher, bei engem Kontakt mit Covid-19-Patienten im medizinischen Umfeld weiterhin das Tragen einer Schutzbrille, die die Augen vollständig umschließt.

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