Verzweiflung und Zuversicht: So geht es Selbständigen in der Krise

15.4.2020, 13:40 Uhr
Für viele ist die Anmeldung von Kurzarbeit in der Corona-Krise die einzige Möglichkeit den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten.

© Marius Schwarz via www.imago-images.de Für viele ist die Anmeldung von Kurzarbeit in der Corona-Krise die einzige Möglichkeit den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten.

Birgit Meno Metz ist Vorsitzende von Aura e.V. Der Nürnberger Verein bietet seit über 32 Jahren Kurse, Information und Beratung rund um das Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Mädchen und Frauen an. „Wir haben schon viele Krisen überstanden, aber diesmal fürchte ich wirklich um die Zukunft des Vereins“, sagt Meno Metz. „Allein bis zu den Osterferien fallen uns 6000 Euro Einnahmen durch Schulungen und Kurse weg. Wir werden zwar von der Stadt Nürnberg und vom Bezirk Mittelfranken unterstützt, aber müssen einen erheblichen Beitrag Eigenleistung erbringen.“


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Sie hat Kurzarbeit beantragt. Einen Antrag auf Soforthilfe darf sie nicht stellen, weil der Verein dank der Gelder von Stadt und Bezirk noch liquide ist. "Dieses Geld müssen wir erst mal aufbrauchen." Wer Aura unterstützen möchte, kann etwas spenden oder Gutscheine für Kurse nach der Corona-Krise erwerben (mehr Infos und Kontakt unter www.aura-nuernberg.de). „Keiner weiß, wie lange das noch dauert. Und die Miete muss ja weitergezahlt werden.“

Noch hat Oliver Tissot nicht seinen Humor verloren. Dabei hat der Kabarettist beruflich gesehen gerade wenig zu lachen. „Ich bekomme schon Absagen für Veranstaltungen im nächsten Frühjahr, weil die Auftraggeber meinen, man dürfe nach einer Krise nicht sofort wieder lachen.“ Tissot tritt als „Business-Comedian“ häufig bei Firmenfeiern und Messen auf. Diese Veranstaltungen fallen nun reihenweise aus. Aber auch für die Zeit danach planen die Firmen eher verhalten: „Klar, wenn ich bei einem Unternehmen für die Finanzen zuständig wäre, wären solche Auftritte auch das erste, was ich wegkürzen würde.“

Auf die Soforthilfe der Bayerischen Staatsregierung hat Tissot zunächst keinen Anspruch, weil erst einmal das liquide Vermögen aufgebraucht werden muss. „Falls mir was zustößt, habe ich für meine drei Söhne etwas auf die Seite gelegt. Damit komme ich jetzt erst mal über die nächsten drei Monate.“

Um auch während der Corona-Krise etwas zu verdienen, hat sich Oliver Tissot gemeinsam mit einer Eventagentur etwas ausgedacht: Er bietet Unternehmen Podcasts, Videoclips und maßgeschneiderte Infos für ihre Mitarbeiter an, die gut informieren und unterhalten sollen. „Viele Menschen im home office, mit denen ich sprach, wünschen sich mehr Unterstützung und Infos von ihrer Firma.“ So kam Tissot auf seine neue Geschäftsidee.

Auch Restaurants haben riesige Verdienstausfälle bei weiter laufenden Kosten. Das Team des Gostenhofer Restaurants „Herr Lenz“ ist aber dennoch recht entspannt. „Wir nehmen das sportlich. Es ist ja auch klar: Es muss jetzt eben so sein, alles andere wäre unverantwortlich“, sagt Thomas Grill, einer von drei Gesellschaftern. Das Team hat bereits die Soforthilfe aus Bayern beantragt und will freilich auch das Hilfspaket der Bundesregierung in Anspruch nehmen. „Mit unseren Rücklagen können wir diesen Monat noch alle laufenden Kosten decken. Wir hoffen, dass es im April die 5000 Euro vom Freistaat gibt und man dann auch das Geld vom Bund beantragen kann“, sagt Grill.

Friseurmeisterin Laura Häckl hat einen eigenen Salon und somit auch laufende Kosten. „Mein Erspartes hab ich aufgebraucht, als ich letztes Jahr mein Baby bekam.“ Obwohl sie bis kurz vor der Geburt arbeitete und auch danach schnell wieder im Laden stand, brauchte sie für den Verdienstausfall einen Großteil ihrer Rücklagen.

Trotzdem ist sie Häckl noch guter Dinge: „Ich finde es positiv, dass vieles ganz unbürokratisch möglich ist: Meinen Mitgliedsbeitrag über 300 Euro bei der Handwerkskammer darf ich in Raten zahlen, das Finanzamt verzichtet vorübergehend auf die Steuer-Vorauszahlung.“ Zudem kauften Kunden, um sie zu unterstützen, die Produkte, die sie in ihrem Salon anbietet. „Mit der Soforthilfe schaffe ich es auf jeden Fall über die nächsten Monate“, sagt die Friseurmeisterin.

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