Wohnmobile: Parkplatz-Killer in Nürnbergs Straßen

12.2.2021, 12:20 Uhr
An der Fürther Straße, kurz vor der Stadtgrenze, stehen massenweise abgestellte Wohnmobile unter der U-Bahnlinie

© Stefan Hippel, NNZ An der Fürther Straße, kurz vor der Stadtgrenze, stehen massenweise abgestellte Wohnmobile unter der U-Bahnlinie

Eigentlich ist das mal eine gute Nachricht: Wenigstens die Campingbranche boomt. 2020 gilt als Rekordjahr, was den Absatz von Wohnmobilen betrifft. Wer allerdings derzeit immer und immer wieder in seinem Wohngebiet ums Carré fahren muss, der findet es nur wenig erfreulich, wenn er sieht, wie etliche Parkplätze von solchen Kolossen belegt sind.

Viele melden derzeit Probleme mit den Wohnmobilen: Sie blockieren Parkplätze und immer wieder erschweren sie Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern den Blick in die Kreuzung. Woran kaum einer denkt: Erdgeschossbewohnern rauben sie sogar die Sicht nach draußen. In St. Johannis wurde eine bettlägrige Frau durch einen parkenden weißen Riesen vor ihrem Fenster am Kontakt zur Außenwelt gehindert.

Hoher Parkdruck

Sven Heublein, Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf, ärgert sich immer wieder. Ein Wohnmobil nimmt gern mal zwei Parkplätze ein. In der Johannisstraße, in der Burgschmietstraße - dort sind sie zu finden. „Was bei dem hohen Parkdruck in St. Johannis wirklich ärgerlich ist.“


Kommentar: Parken in Nürnberg kostet - und das ist gut so


Unterhalb der U-Bahnhaltestelle Muggenhof das gleiche Bild. Ein Anwohner weist darauf hin: „Das ist schon seit Monaten so. Und es ändert sich nichts“, klagt er. „Kann nicht jeder, der sich so ein teures Ding anschafft auch dafür sorgen, dass er einen privaten Stellplatz dafür hat?“

Die meisten parken legal

Die Stadt bestätigt, dass es sich um einen Dauerbrenner handelt. Doch könne man gegen die permanenten Parkraum-Fresser kaum etwas unternehmen: „Sör kann nur bei fehlendem, entwertetem Kennzeichen oder offensichtlicher Fahruntüchtigkeit des Wohnmobils einschreiten. Alle anderen Punkte sind Verstöße, bei denen nur die Polizei oder die Kommunale Verkehrsüberwachung tätig werden kann.“

Allerdings sind auch hier die Möglichkeiten begrenzt: Denn selbst wenn es anders scheint, so parken die meisten der abgestellten Wohnmobile völlig legal. Bleibt das Gewicht unter 7,5 Tonnen, so dürfen die Vehikel laut Straßenverkehrsordnung parken wie ein Pkw. Ausgenommen sind speziell für Pkw ausgewiesene Flächen und Gehsteige. Zudem dürfen Schachtdeckel nicht überparkt werden.

3041 Wohnmobile in Nürnberg

Klar, dass auch die Fahrzeughersteller sich danach richten und die Wohnmobile gern mit 7,49 Tonnen so nah wie möglich an diese zulässige Grenze heranbauen. Als solche dürfen sie dann auch ohne Zeitbegrenzung stehen. Etwa in Röthenbach, wo Bürgervereinsvorsitzende Gabriele Lay die Park-Situationen als sehr belastend einstuft: Besonders in den Seitenstraßen wie in der Neuendettelsauer, Burgsalacher Straße, in Röthenbach Ost und um die Sanaklinik herum seien Reise-Riesen in großer Zahl zu finden. Der Wegfall des P+R-Parkhauses in Röthenbach sorgt dafür, dass die Lage sich verschärft.

2554 zugelassene Wohnmobile ohne Saisonkennzeichen gibt es aktuell, teilt die Stadt mit. Außerdem 487 zugelassene Wohnmobile mit Saisonzeitraum. Insgesamt also 3041.

Sogwirkung

"Wir in Zabo haben ebenfalls ein angelagertes Problem an der Valznerweiher Straße entlang beim Clubgelände", meldet sich Daniel Gencev, Vorsitzender des Vorstadtverein Zabo zu Wort. Mit Magnet-Effekt. Denn mittlerweile wirke es für weitere Besitzer dieser Fahrzeuge einladend, "als ob man dort ungestört für längere Zeit abstellen kann." Darunter sind auch Wohnanhänger, für die allerdings eine maximale Parkdauer von 14 Tagen gilt.

Ein Anwohner der Avenariusstraße, wo viele Parkplätze von Wohnmobilen aber eben auch von Wohnwagen geschluckt werden, hat beobachtet, dass auch dieses Gesetz geschickt umgangen wird. "Ab und zu kommen die Besitzer und verschieben die Anhänger ein Stück. So kann man am Reifenstand nicht mehr feststellen, dass sie schon länger als erlaubt dort stehen."

Sven Heublein kann den gesteigerten Wunsch nach Wohnmobilen und Wohnwagen durchaus nachvollziehen: "Sie geben Freiheit und ein Stück Sicherheit. Aber es kann nicht sein, dass der Nachbar das ausbaden muss."

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