Polizei montiert Hanfautomaten in Franken ab: Betreiber wehrt sich

23.10.2020, 11:22 Uhr
Die CBD-Automaten sind verschwunden - nicht alle Würzburger finden das gut.

© privat Die CBD-Automaten sind verschwunden - nicht alle Würzburger finden das gut.

Dort, wo vor einigen Tagen noch Hanf verkauft wurde, steht jetzt ein improvisiertes Grab. "RIP CBD-Automat" prangt auf einem Zettel, darunter liegen Blumen als Trauerbekundung. Von dem Automaten ist nur noch die Halterung übrig - die Polizei hat ihn abmontiert. Der Vorwurf: Die Betreiber hätten dort Betäubungsmittel verkauft. Gleich neun Mal schlugen die Ermittler in Würzburg zu, wo sWeeds420 seit einigen Wochen präsent ist. Sie verkaufen Öle, Kaugummis, Zahnpasta mit Cannabidiol, kurz CBD genannt. Legales Hanf, sagen zumindest die Betreiber. Die Behörden sehen das anders.


Neuer Hanf-Ärger in Franken: Polizei montiert Automaten ab


Es ist nicht das erste Mal, dass es in Würzburg Ärger um Cannabidiol gibt. Vor gut einem Jahr durchsuchte die Polizei mehrere sogenannte CBD-Shops, die legales Hanf verkaufen. Ein Betreiber, der in Handschellen abgeführt wurde, erhob schwere Vorwürfe gegen die Behörden. "Ich wollte filmen, daraufhin ist mir der erste Beamte in den Rücken gesprungen", erklärte der Unternehmer gegenüber nordbayern.de. Die Ermittler vermuteten damals, dass insbesondere die Tees, die in den fränkischen Läden verkauft wurden, zu berauschend waren.

"Unverhältnismäßig und im Übrigen rechtswidrig"

Jetzt wurde die Polizei erneut aktiv. In den vergangenen Wochen montierte die Firma sWeeds420, die deutschlandweit präsent ist, mehrere CBD-Automaten in Würzburg. Der Stoff wird aus dem weiblichen Cannabis gewonnen und ist nicht psychoaktiv. Er wirkt aber angstlösend und schmerzlindernd, wird deshalb oft in der Medizin verwendet - auch große Drogerie-Ketten wie dm und Rossmann nahmen CBD-Produkte ins Sortiment auf. Wegen der unklaren Rechtslage tilgten viele Händler Öle, Seifen und Tees aber wieder aus den Regalen.

So sehen die Automaten aus.

So sehen die Automaten aus.

Die Automaten, das zumindest ist die Idee hinter sWeeds, sollen CBD-Produkte schnell und unkompliziert verfügbar machen. Für jeden. Die Geschäfte laufen gut, sagt der Betreiber. Das Interesse der Würzburger in den ersten Wochen sei groß gewesen. Die Firma will deshalb in Franken weiter expandieren und hat dabei unter anderem den Großraum Nürnberg im Visier.

sWeeds wehrt sich gegen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. "Soweit überhaupt in den Produkten Spuren von THC enthalten sind, können diese nicht zu Rauschzwecken missbraucht werden", heißt es in einem Anwaltsschreiben, das nordbayern.de vorliegt. "Wir empfinden die Einleitung des Ermittlungsverfahrens (...) als völlig unverhältnismäßig und im Übrigen rechtswidrig."

"Jetzt müssen wir eben wieder auf den Schwarzmarkt!"

Die Produkte, die in dem Automaten zu kaufen waren, fallen nicht unter das Betäubungsmittelgesetz, heißt es in dem Schreiben. "Sinn und Zweck der von uns aufgestellten und nunmehr beschlagnahmten Automaten war und ist die Versorgung der interessierten Bevölkerung mit CBD-haltigen Produkten, die zur Förderung der menschlichen Gesundheit und ausschließlich dafür eingesetzt werden."

Polizei-Einsätze in Hanf-Läden gibt es immer wieder, auch in Franken. In Nürnberg geriet das "Greenz", ein Geschäft in der Oberen Schmiedgasse, vor Monaten ins Visier der Ermittlungsbehörden. Mehrere Streifen räumten das Geschäft leer. Das Bundesamt für Verbraucherschutz etwa sieht eine Verschreibungspflicht für CBD - und deshalb geht die Justiz zumindest im Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Nürnberg-Fürth gegen Cannabidiol-Produkte vor. Andere Strafverfolgungsbehörden sind vorsichtiger und lassen die Betreiber gewähren.

Aus Würzburg ist sWeeds nun jedenfalls verschwunden, zumindest vorerst. "Jetzt müssen wir eben wieder auf den Schwarzmarkt!", steht auf dem Zettel, der auf dem Gerippe eines abmontierten Automaten angebracht wurde.