Sind Schnelltests an den Schulen das Allheilmittel?

23.2.2021, 17:30 Uhr
Sind Schnelltests an den Schulen das Allheilmittel?

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Sind sie eine "super Idee"? Oder sind noch zu viele Fragen offen? Sind sie zum momentanen Zeitpunkt überhaupt notwendig? Oder ist es nicht vernünftiger, zunächst noch auf die bereits angekündigten Vorgaben der Staatsregierung für ein bayernweit einheitliches Vorgehen zu warten?

Die Meinungen über Corona-Schnelltests für Schülerinnen und Schüler an den jeweiligen Schulen gehen noch weit auseinander.

Unterschiedliches Vorgehen

Die Situation vor Ort: Der Landkreis Roth bietet sie zumindest für einige Schulen an, die Stadt Schwabach verzichtet darauf, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt.


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Der Landkreis Roth hat in Absprache mit dem Gesundheitsamt in dieser Woche mit den Schnelltests begonnen. Zumindest in den Schulen, in denen der Landkreis Sachaufwandsträger ist und die von den Abschlussklassen besucht werden. Dies sind die weiterführenden Schulen (Realschulen, Gymnasien, die Berufsschule Roth und die Wirtschaftsschule Greding) sowie die "Schule am Stadtpark", das Förderzentrum Roth.

Freiwillig und kostenlos

"Es wurden 3500 Tests verteilt. Die reichen zwei Wochen für zwei Tests pro Woche und Schule. Dann sehen wir weiter", erklärt Andrea Raithel, die Pressesprecherin des Landratsamts. Die Tests sind freiwillig und kostenlos. Durchführen sollen sie medizinisch ausgebildete Fachkräfte der Schulen. Das müssen keine Ärzte sein, gedacht ist zum Beispiel auch an Lehrer, Schüler oder Eltern mit einer Sanitätsausbildung. Das große Ziel: Infektionen schneller erkennen und Ansteckungen verhindern.

Das will selbstredend auch die Stadt Schwabach. Deshalb wurden vor der Rückkehr der Grundschüler am Montag auch freiwillige Reihentests für Lehrer mit normalen Corona-Tests durchgeführt. Schnelltests für Schüler an Schulen aber gibt es noch nicht.


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"Wir wollen die Handlungsanweisungen des Gesundheits- und Kultusministeriums abwarten. Wir sehen auch keinen dringenden Bedarf", so Pressesprecher Jürgen Ramspeck. "Wir hatten keine einzige Anfrage von Schulen", bekräftigt Schulamtsleiter Gerhard Kappler.

Und was sagen die Schulleiter? Eine Umfrage unter den fünf Gymnasien im Landkreis Roth und Schwabach hat ein sehr unterschiedliches Bild ergeben.

Hilpoltstein von Beginn an dabei

Das Gymnasium Hilpoltstein war Vorreiter. Hier wurden am Montag die Schnelltests mit dem Abstrich in der Nase den 72 Schülerinnen und Schülern der Q 12 angeboten. "Rund zwei Drittel haben das angenommen", berichtet Oliver Opitz, der stellvertretende Direktor. Alle Tests waren zum Glück negativ.


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Zum Start war noch eine Ärztin des Gesundheitsamts vor Ort dabei. Die nächsten drei Termine werden alleine von zwei medizinisch vorgebildeten Lehrkräften sowie fünf ehrenamtlich aktiven Eltern durchgeführt. Das Problem dabei: "Wir reden jetzt ja nur über die Q 12. Wenn wieder mehr Klassen dazukommen, wird das von uns logistisch nicht mehr leistbar sein", betont Opitz. "Für jetzt ist es in Ordnung, auf Dauer geht das so nicht."

Das Gymnasium Wendelstein wird am heutigen Mittwoch in die Tests einsteigen. "Ich finde das eine super Idee des Landkreises", sagt Rektor Dr. Johannes Novotny. "Das ist zumindest ein kleiner Gewinn an Sicherheit." Die zwei Wochen sieht er als eine Art Testphase. In der werden zwei Lehrer und zwei Q 12-Schüler, alle mit Sanitätsausbildung, die Test durchführen.

"Gerade vor dem Abi will sich niemand anstecken"

Novotny erwartet großes Interesse der Schüler: "Gerade vor dem Abi will sich niemand anstecken." Für möglichst gute Sicherheit der 120 angehenden Abiturienten sorgen zudem die Masken und große Räume. Selbst im Gymnastikraum über der Turnhalle wird unterrichtet.

"Natürlich sind Schnelltests nur eine Momentaufnahme. Ideal wäre deshalb ein solcher Test jeden Morgen", erklärt Novotny. "Aber wenn wieder alle 1000 Schüler kommen, wird das mit diesen Tests keinesfalls gehen." Opitz und Novotny hoffen deshalb auf Selbsttests, wie sie etwa in Österreich bereits zugelassen sind, in Deutschland aber noch nicht.

Am Gymnasium Roth ist der Schnelltest-Start noch nicht terminiert. Grund: "In unserem Kollegium ist keine einzige Lehrkraft mit einer medizinischen Ausbildung", berichtet Direktor Rudolf Kleinöder.

Wer haftet?

Zudem gebe es noch offene Fragen: "Wer übernimmt die Haftung, wenn bei den Tests etwas passieren sollte, jemand zum Beispiel Nasenbluten bekommt? Und könnten Helfer auch bezahlt werden, und wenn ja, von wem?" Man sei "in den Startlöchern", doch es bestehe noch Klärungsbedarf. "Deshalb sprinten wir nicht voraus."

Für die Sicherheit sei auch ohne Tests gesorgt: "Unsere 70 Schüler der Q 12 sind in großen Räumen in drei verschiedenen Gebäuden", betont Kleinöder. "Zudem tragen die meisten sogar FFP 2-Masken."

Und wie groß ist der Ruf nach Schnelltests in Schwabach? Direktor Dr. Richard Kifmann vom Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium verweist ebenfalls auf FFP 2-Masken und große Räume: "Ganz ehrlich: Momentan sehe ich keinen Bedarf für die Schnelltests". Grundsätzlich seien sie aber ein richtiger Gedanke, vor allem wenn wieder mehr Klassen in die Schulen dürfen. "Aber dann wären die Schnelltests eine wahnsinnige logistische Herausforderung, für die die Schulen massive Unterstützung von außen bräuchten."

 

 

 

Eine außergewöhnliche Situation herrscht am Adam-Kraft-Gymnasium: "Schnelltests könnten bei uns gar nicht stattfinden, weil keine Schüler da sind", sagt Direktor Harald Pinzner. Nicht einmal der Abschlussjahrgang Q 12. "Die Sorge, sich kurz vor dem Abi anzustecken, ist unter unseren Schülern so groß, dass alle von der Möglichkeit des Kultusministeriums Gebrauch gemacht haben, sich zu absentieren." Außerdem fänden alle Schüler den Distanzunterricht besser als den Wechselunterricht.

Und die Zukunft? Bei einer Schule im Normalbetrieb mit 1000 Schülern sieht auch Pinzner enorme logistische Probleme mit Schnelltests. "Wenn es so weit ist, würden wir uns in vernünftiger Zusammenarbeit mit der Stadt schnell und flexibel darauf einstellen. Im Moment halte ich es aber für vernünftig, noch abzuwarten und zu sehen, wie sich die Situation entwickelt."

 

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