Schuldnerberatung in Schwabach und Roth

Kundige Hilfe: Raus aus der Schuldenfalle!

4.12.2021, 18:04 Uhr
Wenn im Geldbeutel und auf dem Bankkonto permanent Ebbe herrscht samt tiefroter Zahlen, kann oft nur noch die Schuldnerberatung aus der Schuldenfalle helfen. 

© Patrick Lux/dpa Wenn im Geldbeutel und auf dem Bankkonto permanent Ebbe herrscht samt tiefroter Zahlen, kann oft nur noch die Schuldnerberatung aus der Schuldenfalle helfen. 

Sabine Albuscheit und Janika Brunner sind in vielen Fällen in der Stadt Schwabach und im Landkreis Roth die ersten Ansprechpartnerinnen für Betroffene. Albuscheit leitet die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt, Brunner die der Caritas. Beide berichteten im jüngsten Schwabacher Ausschuss für Jugend, Soziales und Senioren über ihre Arbeit.

Die Schuldnerberatung ist eine gesetzlich vorgeschriebene Pflichtaufgabe der Kommune. Das Ziel: Menschen, die auf staatliche Finanzhilfe angewiesen sind, wieder soweit zu bringen, dass sie wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen können. Um damit auch die öffentlichen Kassen zu entlasten.

Kooperationsmodell

Bereits in den 1990er Jahren haben Schwabach und der Landkreis in einem Kooperationsmodell die Arbeiterwohlfahrt und die Caritas mit dieser Aufgabe beauftragt. Dass es dabei nicht alleine darum geht, Bankkonten zumindest wieder auf eine „schwarze Null“ zu bringen, zeigt die Tatsache, dass da wie dort Sozialpädagogen für die Beratung gleichermaßen wie für die Entschuldung im Einsatz sind.

Arbeitsweise und Ziele sind dabei die selben. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, brachten sowohl Albuscheit als auch Brunner ihr Leitmotiv auf einen kurzen Nenner. Das bedeutet, „dass wir uns jeden Fall einzeln anschauen, um individuelle Lösungen zu finden. Eine Blaupause gibt es einfach nicht“, so die Awo-Sprecherin. Fragen, die im Lauf der Beratung - die Betreuung läuft oft über Monate hinweg - sind dabei: Warum ist der- oder diejenige überschuldet? Wo ist eine außergerichtliche Einigung mit Gläubigern möglich? Wie ist die Vermittlung einer Arbeitsstelle möglich? Welche weiteren Stellen müssen einbezogen werden?

Vernetztes Arbeiten

Tatsächlich arbeiten die Schuldnerberatungen mit vielen weiteren Organisationen und Einrichtungen zusammen – auch jenseits vom Arbeitsschwerpunkt „Finanzen“. Beispielsweise mit Jobcenter, mit Gerichten, anderen sozialen Diensten, mit Vermietern und Arbeitgebern. „Überschuldet zu sein, bedeutet für die Betroffenen immer eine extrem belastende Situation. Wenn wir die Menschen psychisch stabilisiert haben, gehen wir die wirtschaftliche Problemlösung an“, so Albuscheit.

Das bedeutet unter anderem, eine „Sanierungsstrategie“ auszuarbeiten, angepasst an ein (überarbeitetes) Haushaltsbudget; es bedeutet für die Beratungsstellen auch, bei Behördengängen zu helfen, Formulare auszufüllen, Gespräche mit Gläubern zu führen, ja sogar unnötige bzw. überteuerte Verträge zu kündigen.

Wie schnell es passieren kann, in eine „Schuldenfalle“ zu tappen und nicht mehr heraus zu kommen, machte Janika Brunner an einem Beispiel deutlich: „Wenn in einem Haushalt, in dem ohnehin das Geld ganz knapp ist, die Waschmaschine kaputt geht - ja dann wird eine Waschmaschine eben in Ratenzahlung gekauft. Und plötzlich wird der Schuldenberg nicht mehr beherrschbar. Dafür braucht es keine hunderttausende von Euro an Schulden.“

Steigende Klientenzahl

Dass dieses Schicksal einer wachsenden Zahl von Menschen „passiert“, legte Albuscheit anhand der Statistik dar. Vor rund 20 Jahren kamen zur Awo-Beratung insgesamt 290 Menschen (davon 93 aus Schwabach); im Jahr 2020 waren es 343 (Schwabach: 157); zusätzlich zu den 195 Ratsuchenden, die im vergangenen Jahr in der parallel arbeitenden Caritas-Beratungsstelle aufschlugen.

Interessant auch der Blick in die Statistik, wer hinter diesen Zahlen steht: Männer wie Frauen sind dabei fast im selben Verhältnis vertreten. Die Altersgruppe der 30 bis 40-jährigen war 2020 bei den Ratsuchenden dabei am stärksten vertreten, gefolgt von den 41 bis 60-Jährigen. Für manche im Ausschuss überraschend: Der Anteil der Überschuldeten im Rentenalter - Stichwort: Armut im Alter - lag deutlich unter dem der Menschen im Arbeitsalter. Weit abgeschlagen die Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter unter 20.

Detaillierte Betrachtung

Die Caritas-Statistik für 2020 ging noch mehr in die Tiefe und lieferte für manchen doch eher überraschende Fakten entgegen mancher landläufiger Klischees.

Laut Janika Brunner hatten zwei Drittel ihrer Klienten eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Drittel keine und drei Prozent der Ratsuchenden waren Studenten. Die Mehrheit, nämlich 44 Prozent, hatten zum Zeitpunkt der Erstberatung eine Arbeitsstelle; 26 Prozent bezogen Arbeitslosengeld („Hartz IV“), zehn Prozent waren Rentner und sieben Prozent bekamen Arbeitslosengeld I. Und: Die meisten Caritas-Klienten, nämlich 39 Prozent, hatten weniger als 10.000 „Miese“ und galten dennoch als überschuldet. Zum Vergleich: Nur fünf Prozent der Ratsuchenden waren mit 50.000 bis 100.000 Euro verschuldet.

Der Grund: „In über der Hälfte aller Fälle liegt es am falschen Konsumverhalten“, erklärte Brunner. Jobverlust, Trennung und Krankheit sind weitere Ursachen, warum die Schuldnerberatung zu Rate gezogen werden muss. Aber - und auch das wiesen sowohl Statistik als auch persönliche Erfahrungen von Albuscheit und Brunner aus: „Wir konnten und können in ganz vielen Fällen menschlich und fachlich helfen und den oft verzweifelten Menschen, die zu uns kommen, wieder Perspektiven für ihre Zukunft aufzeigen. Das ist das Schöne an unserer Arbeit“.

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