Der SPD-Direktkandidat im Portrait

Thomas Grämmer: Als erster "Roter" aus Schwabach nach Berlin?

26.8.2021, 06:04 Uhr
Erstmals schickt die SPD im Wahlkreis Nürnberg Süd einen Schwabacher ins Rennen: den Sozialexperten Thomas Grämmer, Mitglied der Geschäftsführung der Rummelsberger Diakonie.

© Günther Wilhelm Erstmals schickt die SPD im Wahlkreis Nürnberg Süd einen Schwabacher ins Rennen: den Sozialexperten Thomas Grämmer, Mitglied der Geschäftsführung der Rummelsberger Diakonie.

In der SPD ist der Optimismus zurück. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir ein gutes Ergebnis bekommen“, sagt Thomas Grämmer. An dieser Stelle könnte er nun neueste Umfragen zitieren, nach denen die SPD in der „Sonntagsfrage“ zwar nur knapp, aber erstmals seit Jahren wieder vor der Union liegt. Doch davon kein Wort.

Thomas Grämmer verlässt sich lieber auf seine eigenen Erfahrungen. „Im vergangenen Landtagswahlkampf habe ich an den Infoständen noch oft gehört: Euch kann man sowieso nicht mehr wählen“, blickt er zurück. „Doch das ist jetzt ganz anders. Die Leute sind offen für sozialdemokratische Themen wie Rente, Pflege, Arbeitswelt."

"Das ist ja nur logisch"

Ein wichtiger Grund dafür liegt für Thomas Grämmer auf der Hand: Seit Wochen baut Olaf Scholz seinen Vorsprung auf der Beliebtheitsskala gegenüber Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) aus. „Und immer mehr Menschen sagen sich: Wenn ich Olaf Scholz als Kanzler will, muss ich SPD wählen. Das ist ja nur logisch.“

Olaf Scholz: Verlierer im Rennen um den Parteivorsitz, lange belächelter Bewerber ums Kanzleramt, jetzt Hoffnungsträger. Das überrascht wohl auch nicht wenige in der SPD selbst. Thomas Grämmer aber gehört zu denen, die Scholz schon bei der Wahl der SPD-Vorsitzenden unterstützt hatten.

Drei Vorzüge von Scholz

„Das ist nicht jemand, der die Herzen ganz leicht gewinnt“, findet auch Grämmer, schätzt aber vor allem drei Eigenschaften an Scholz. „Er ist beharrlich: Bei seinem Einsatz für eine globale Mindeststeuer für Großkonzerne von 15 Prozent hat er nicht lockergelassen. Er ist kompetent und erfahren: Er hat gezeigt, wie man eine solche Idee international durchsetzt. Und ich mag seine unaufgeregte Art.“

Unaufgeregt wirkt beim Pressegespräch in der Tagblatt-Redaktion auch Thomas Grämmer selbst. „Ich bin kein Karrierepolitiker“, sagt er von sich. In die SPD ist er erst 2017 eingetreten. „Verbunden habe ich mich mit der SPD schon immer gefühlt.“

Engagiert aber hat er sich lange Jahre kirchlich in der Limbacher Gethsemane-Gemeinde. In Limbach wohnt er mit seiner Frau, seiner 18-jährigen Tochter und dem 15-jährigen Sohn. „Als sich auch meine Kinder in der Gemeinde engagierten, da dachte ich mir: Da muss jetzt nicht auch noch der Alte herumhüpfen“, erzählt er lächelnd.

Markenkern: Sozialpolitik

Engagieren aber wollte er sich weiter. „So kam ich zur SPD.“ Seine Erfahrung in politischen Ämtern beschränkt sich auf die des Schriftführers und seit wenigen Wochen auf den stellvertretenden Vorsitz der Schwabacher SPD. Und doch verkörpert Thomas Grämmer den sozialdemokratischen Markenkern: Sozialpolitik.

Der 40-jährige Erzieher und Diakon ist Mitglied der Geschäftsführung der Rummelsberger Diakonie, zuständig insbesondere für die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. In dieser Funktion ist er mitverantwortlich für rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem ist er Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH „Hilfe für das behinderte Kind“. „Ich übernehme gerne Führungsverantwortung, um mit Menschen gemeinsam etwas zu entwickeln“, erklärt er.

Von der Mittelschule zur Uni

Leicht war dieser Weg nicht. „Ich war ein schlechter Schüler“, blickt er zurück. „Doch schnell war klar, dass ich einen sozialen Beruf ergreifen wollte.“ Nach der Mittelschule absolvierte er eine Ausbildung zum Kinderpfleger, dann zum Diakon. Er holte das Abitur nach und studierte berufsbegleitend: zunächst in Bielefeld „Management im Sozial- und Gesundheitswesen“, dann in Kassel „Organisation, Supervision und Coaching“. „In Kassel steht die Masterarbeit noch aus, ich bin noch nicht dazugekommen.“

Diese berufliche Erfahrung und fachliche Qualifikation würde er gerne auch in den Deutschen Bundestag einbringen. „Wer eine soziale Politik will, der sollte Menschen mit einem Bezug dazu eine Chancen geben. Ich finde es wichtig, dass im Parlament viele Berufe vertreten sind“, sagt Thomas Grämmer.

12 Euro Mindestlohn

Dies umso mehr, da er den Sozialstaat in Gefahr sieht. „Nach der Pandemie sind die Kassen leer. Deshalb ist diese Wahl auch eine Richtungsentscheidung: Baut man den Sozialstaat ab oder stützt man ihn weiter?“

Für Thomas Grämmer ist die Antwort klar: Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig etwa die Kurzarbeit war, um Arbeitsplätze zu sichern. Auch unterstützt er die Forderung der SPD nach Anhebung des Mindestlohns von 9,50 auf 12 Euro: „Das hilft rund zehn Millionen Menschen ganz konkret.“ Zudem brauche Deutschland wieder mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

Klimaschutz mit Sozialpolitik verbinden

„Die sind ja die Grundlage für eine stabile Rente“, betont er. Auch die Pflege will er mit einer Pflegevollversicherung verbessern. „Und auch den so wichtigen Klimaschutz muss man mit Sozialpolitik verbinden, um die Menschen mitzunehmen. Ein Beispiel ist die Senkung der EEG-Umlage.“ Große Ziele.

Ob er aber sein Ziel, den Einzug in den Bundestag, tatsächlich erreicht? Bisher stellt die Bayern-SPD 18 Bundestagsabgeordnete, Thomas Grämmer steht aber nur auf Platz 31. „Über die Liste wird es nicht gehen“, sagt er. Im Wahlkreis hat er es mit Michael Frieser von der CSU zu tun, der das Direktmandat seit 2009 immer gewonnen hat.

Thomas Grämmer zeigt sich unbeeindruckt: „Die Schwabacher haben die Chance, einen Schwabacher zu wählen. Ich kämpfe für das beste Ergebnis. Und wenn ich etwas mache, dann mache ich es mit ganzem Herzen.“

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