Tourismus in Franken: Katastrophale Zahlen für die Region

11.2.2021, 05:43 Uhr
Für Hotellerie und Gastronomie und alle anderen vom Tourismus abhängigen Branchen war das Jahr 2020 eine Katastrophe.

© news5 Für Hotellerie und Gastronomie und alle anderen vom Tourismus abhängigen Branchen war das Jahr 2020 eine Katastrophe.

Für Hotellerie und Gastronomie und alle anderen vom Tourismus abhängigen Branchen war das Jahr 2020 eine Katastrophe. Die Zahl der Übernachtungen ist bayernweit um gut 40 Prozent gesunken. Am Härtesten getroffen hat es dabei die Region Mittelfranken mit einem Minus von 48 Prozent. Auch beim Städteranking ist Nürnberg vorne dabei: München liegt mit einem Minus von 61,5 Prozent bei den Übernachtungen auf Platz eins; Nürnberg liegt mit minus 57,8 Prozent knapp dahinter auf zwei.

Damit bestätigt sich ein Trend, den die Fachleute im vergangenen Jahr beobachtet hatten: Zogen bisher die Städte mehr Touristen an als das Land, dreht sich die Entwicklung in der Pandemie um. Nach ihrer Ansicht wird sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Städte wie Nürnberg leben vor allem von Geschäftsreisenden, die Kongresse oder Messen und Firmen besuchen. Hier werde sich die Lage so schnell nicht entspannen, sagen Fachleute.

Angela Inselkammer als Chefin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) warnt eindringlich vor den Folgen für ihre Branche. Vor dem Corona-Ausbruch zählte Bayern rund 44.000 gastgewerbliche Betriebe mit 475.000 Beschäftigten. Sie alle hätten "viel investiert in Hygienekonzepte", der Lockdown sei dennoch gekommen. Dabei "wissen wir, dass wir die Gäste sicher bewirten können", sagt Inselkammer. Der Lockdown trifft die Branche hart: Die Gastronomie ist seitdem insgesamt fünfeinhalb Monate geschlossen, Schankwirtschaften neuneinhalb und Clubs und Diskotheken zehneinhalb Monaten. "Die haben alles hergenommen, was sie an Rücklagen hatten, bis hin zur Altersvorsorge", sagt Inselkammer.


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Tourismusbranche liege im Freistaat "auf der Intensivstation"

Nach ihren Worten ist absehbar, wer nach dem Lockdown überhaupt wieder öffnen wird und wie viele Betriebe in den Ruin getrieben worden sind. Die Dehoga-Chefin will dennoch nicht überstürzt handeln. "Wir brauchen einen Plan, wie wir bedachtsam und überlegt aufschließen können." Der Staat müsse den Betrieben endlich unter die Arme greifen und sie "angemessen entschädigen". Zwar hat der Staat einen Teil der laufenden Kosten übernommen. Den Umsatzausfall, der ihren Verdienst ausmacht, müssen die Betroffenen weitgehend selbst tragen.


Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte vor kurzem noch gefordert, Gastronomie, Hotels und Skilifte sollten bis Mitte Februar wieder öffnen. Das wiederholt er nun nicht. Aiwanger sagt jetzt, die Lifte sollten mit Vorsichtsmaßnahmen "in den nächsten Wochen" in Betrieb gehen dürfen.

Auf Nachfrage erklärt er, dass er "hoffe, dass wir wenigstens die Außengastronomie im März wieder erlauben können". Für alle anderen Bereiche des Tourismus nennt er als frühesten Termin die Zeit um Ostern. "Bis dahin sollten wir insgesamt wieder hochfahren."
Die Tourismusbranche liege im Freistaat "auf der Intensivstation", sagt Aiwanger. Der Wirtschaftsminister hält den harten Lockdown für die Betriebe für falsch. "In einer ordentlich geführten Gastronomie mit Abstand und Hygieneregeln passiert weniger, als wenn die Menschen sich privat ihre Kontakte suchen und heimlich im Schrebergarten sitzen", sagt er. Er lasse nicht mehr zu, dass jeder "ungeprüft geprügelt wird", der die Maßnahmen hinterfrage. "Ich bin nicht bereit, Tourismus und Gastronomie mit einem ,Ischgl‘ vom Tisch wischen zu lassen." Vom Tiroler Skiort Ischgl war die Pandemie vergangenes Jahr in etliche europäische Länder übergesprungen.

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