Virtuelles Biertrinken mit dem Dolby-Netzwerk - Ein Selbstversuch

3.4.2020, 17:10 Uhr
Virtuelles Biertrinken mit dem Dolby-Netzwerk - Ein Selbstversuch

© Stefan Hippel

Und es läuft erst einmal wie immer: Man haut ein paar Bekannte an, ob sie mitkommen, aber alle winken ab, möchten lieber straight aufs Sofa („ich guck eh schon den ganzen Tag auf einen Bildschirm“). Soviel zum derzeit pausenlos auf allen Kanälen kolportierten Thema „Bunkerkoller“/„Hilfe, wir langweilen uns zu Tode“.


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Also allein auf die Piste. Ein simpler Klick auf den Link in der Einladungs-E-Mail soll mich direkt auf BlueJeans beamen. Und das funktioniert selbst auf meinem in die Jahre gekommenen Notebook problemlos. Schnell noch ein Getränk aus dem Kühlschrank gezogen und ab vor die Webcam. Die ersten Gäste sind schon da, darunter tatsächlich das ein oder andere bekannte Gesicht.

Trotzdem fühlt man sich erst einmal wie auf einer Küchenfete in einer WG von Technikstudenten, in die man mehr aus Zufall geplatzt ist. Auch die Themen liegen eher am Rand der eigenen Erlebniswelt, aber man ist ja generell froh in diesen Tagen, wenn man mal wieder unter Leute kommt.

Schicke Schuhe braucht man nicht

Das Schöne beim virtuell Partymachen: Man muss vorher nicht erst noch groß ins Bad und sich aufhübschen, sondern schlüpft ganz casual (um im Business-Sprech zu bleiben) vor die Kamera. Lustig auch, mal in andere Wohnzimmer zu gucken und wie es dort so aussieht. Das Doofe bei Videoparties: Wenn man selbst keinen Nudelsalat macht, dann gibt es auch keinen. Wobei: So richtig Party ist das hier ja gar nicht, weil immer nur einer reden kann und alle anderen zuhören. Deshalb wird dieses Treffen moderiert, in diesem Fall richtig gut.


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Als ich ankomme, hält gerade „ein legendärer Heimkino-Händler aus dem hohen Norden“, wie mir ein Bekannter via privatem Chatfenster zuflüstert, einen nicht enden wollenden Monolog von wegen Corona-alles-ganz-schlimm. Verständlich, aber hey: Alle Anwesenden haben einen langen Homeoffice-Tag hinter sich, man blickt auf dem Bildschirm in rechtschaffen-müde Gesichter – da dann im verdienten Feierabend noch frontal zugejammert zu werden, naja. Zum Glück muss der Kollege gleich weiter in die nächste Videokonferenz. Die Gruppe winkt … und wendet sich dem nächsten Thema zu.

Audio-Technik ist das Thema

Dass es in den nächsten eineinhalb Stunden vorwiegend um Audiotechnik, um Klang oder ganz generell um das Hören geht, liegt in der Natur der Sache. Das Dolby Netzwerk wurde vor ein paar Jahren von Mitarbeitern der Nürnberg-Filiale des US-amerikanischen Unternehmens, das unter anderem Marktführer in Sachen digitale Mehrkanal-Tonformate ist, gestartet.

Von Zeit zu Zeit wird zu Vorträgen eingeladen oder man mietet einen Kinosaal an, um gemeinsam den neuen Konzertfilm der deutschen Elektronik-Legende Kraftwerk in Dolby-Atmos-Sound anzutesten. Manchmal trifft man sich aber auch nur zum zwanglosen Get-Together, zum Beispiel auf dem Sonnendach des Cinecittà-Kinopalasts, wo man sich nach dem zweiten Cocktail zwischen den ganzen jungen Kreativen dann ein wenig so fühlen darf wie in Berlin.

Das Schöne ist: Das Dolby-Netzwerk will nix von einem. Es ist tatsächlich nur ein Netzwerktreffen, gleichwohl mit illustrer Besetzung: Viele der Anwesenden arbeiten als Dozenten an der Uni, als Entwickler, Sounddesigner, Drehbuchautoren, Musiker oder professionelle Hörbuch-Sprecher. Das ist dann immer auch eine feine Kontaktbörse und Ideenschmiede. An diesem Abend geht es unter anderem um die Frage, wie viel Sounddesign es im Spielfilm braucht und wie viel er generell verträgt.


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Und in welcher Qualität das alles beim Endkunden ankommen muss. Fließt die Information über das Auge oder doch viel mehr auch über das Ohr, als wir gemeinhin denken? Spannend, wenn ein Teilnehmer erzählt, wie er vor vielen Jahren Augenzeuge eines schrecklichen Verkehrsunfalls wurde, bis heute jedoch vor allem die Geräusche nicht aus dem Kopf kriegt. Weggucken geht, weghören ist schwer ...

Nebenher werden munter Buch-, Film- und Serientipps ausgetauscht, man informiert sich über laufende Corona-Hilfsprogramme in der Region wie etwa das frisch gestartete Crowdfunding für den Nürnberger Musikclub Hirsch. Nach zwei virtuellen Bierchen geht man beschwingt auseinander, mit der Hoffnung, beim nächsten Mal wieder ganz analog zusammenzukommen.

Kontakt: gmose@dolby.com

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