Wegen Corona: Für die Kirchen in Bayern wird es finanziell eng

28.4.2020, 15:45 Uhr
Bayerns katholische Bistümer rechnen mit Kirchensteuer-Einbußen in Millionenhöhe.

© Sebastian Willnow, dpa Bayerns katholische Bistümer rechnen mit Kirchensteuer-Einbußen in Millionenhöhe.

Einzelne Bistümer müssten laut einer aktuellen Umfrage in allen bayerischen Diözesen Einnahmeverluste im zweistelligen Millionenbereich verkraften. Die evangelische Landeskirche konnte zu den Auswirkungen zunächst noch nichts sagen. "Wir beraten darüber", sagte ein Sprecher. Im katholischen Bistum Regensburg etwa rechnet man "mit einschneidenden finanziellen Konsequenzen der Corona-Krise". Sprecher Clemens Neck weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass zurzeit auch alle kirchlichen Tagungshäuser leer stünden und es Ausfälle bei Mieteinnahmen gebe. Gleichzeitig steige der Bedarf an kirchlichen Ansprechpartnern bei häuslicher Gewalt, Schuldnerberatung, Suchthilfe, Telefonseelsorge oder Trauerbegleitung.



"Die Kirche als Dienstleister für die Menschen im Erzbistum Bamberg muss wie jede andere Organisation oder jedes Unternehmen ihre Fixkosten weiterhin finanzieren, dies bei sich abzeichnenden stark zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen und geringeren Erträgen der betroffenen kirchlichen Bereiche", sagte der Sprecher des Erzbistums, Harry Luck.

Eine genaue Prognose der finanziellen Einbußen sei noch nicht möglich. Denn es sei nicht klar, wie lange bestimmte kirchliche Einrichtungen geschlossen bleiben müssen. "Hauptsächlich wird es jedoch auf die Dauer der Kurzarbeit und den Erhalt des Arbeitsplatzes vieler Arbeitnehmer-Kirchensteuerzahler sowie der weiteren Einnahmensituation der Unternehmer-Kirchensteuerzahler ankommen", sagte Luck. Die Corona-Pandemie werde "den finanziellen Abwärtstrend verstärken". Ein ausgeglichener Haushalt sei – selbst bei deutlichen Einsparungen und der Verschiebung geplanter Projekte – voraussichtlich nur möglich, wenn auf Rücklagen zurückgegriffen werde.

Das Bistum Eichstätt kündigte bereits am Montag an, dass es knapp wird in diesem Jahr. "Die Diözese erwartet infolge des gesamtwirtschaftlichen Einbruchs einen signifikanten Rückgang der Kirchensteuereinnahmen", teilte Generalvikar Pater Michael Huber mit. Für das laufende Jahr 2020 wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Auch frei werdende Stellen sollen erstmal nicht nachbesetzt werden. Der Bau-Etat wird ebenfalls eingeschränkt. Nur noch Maßnahmen, die beispielsweise aus Sicherheits- und Brandschutzgründen notwendig sind, sollen genehmigt werden. Die Finanzierung der Pfarreien soll aktuell nicht von Einsparmaßnahmen betroffen sein, betonte das Bistum in seiner Mitteilung. Schon vor der Coronakrise hatte die Diözese Eichstätt mit einer sehr schwierigen Haushaltslage und einem Minus von rund 4,7 Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2020 gerechnet.

Empörung über Forderung von Peter Hahne

Für Empörung sorgte laut der "Augsburger Allgemeinen" angesichts dieser Situation die Forderung des Autors Peter Hahne, die Kirchen sollten für zwei Monate auf die Kirchensteuer verzichten, weil sie während der Corona-Quarantäne keine Leistung erbracht hätten. Dies sei "Irrsinn", sagte der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Bernhard Kellner, der Zeitung. "Wir beschäftigen 16.000 Leute – auch diese Gehälter müssen gezahlt werden." Valide Zahlen zu den erwarteten Einbußen habe er noch nicht. Aber: "Natürlich müssen wir damit rechnen und uns wappnen. Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben." Man müsse "der Mär entgegentreten, dass die Kirche über gigantische Reichtümer verfügt".

Gerade in der Krise sei die Kirche sehr gefragt – beispielsweise als Betreiber von Altenheimen. Außerdem seien im Erzbistum München und Freising 30 Seelsorger für die Arbeit mit Covid-19-Patienten ausgebildet worden, die sich in Schutzkleidung seelsorgerisch um die Kranken kümmern. Bernhard Schweßinger, Sprecher der Diözese Würzburg, sagte der "Augsburger Allgemeinen" zu den Äußerungen des ehemaligen ZDF-Moderators Hahne: "Von einer wochenlangen Tatenlosigkeit der Kirchen kann keine Rede sein." Seelsorger hätten beispielsweise dem Würzburger Bischof Franz Jung gesagt, sie seien noch nie so intensiv in der Einzelseelsorge gefordert worden wie jetzt.


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