Weißenburg-Gunzenhausen gibt sich zurückhaltend

24.1.2021, 10:24 Uhr
Der Landkreis investiert in den Umbau der Berufsschule in Gunzenhausen. Dort soll ein Zentrum für Ernährungsberufe entstehen. Unter anderem sollen dann in Gunzenhausen auch Bäckerazubis aus Ansbach unterrichtet werden.

© Robert Maurer Der Landkreis investiert in den Umbau der Berufsschule in Gunzenhausen. Dort soll ein Zentrum für Ernährungsberufe entstehen. Unter anderem sollen dann in Gunzenhausen auch Bäckerazubis aus Ansbach unterrichtet werden.

Neben dem seit Jahren laufenden Quasi-Neubau der Senefelder-Schule in Treuchtlingen findet sich als großer Posten noch der Umbau der Berufsschule Gunzenhausen in der Liste der Projekte. Dort soll künftig der Unterricht für die Bäckerazubis aus ganz Westmittelfranken und möglicherweise auch jener für die Metzgerlehrlinge stattfinden. Dafür müssen geeignete Räume für den praktischen Unterricht geschaffen werden.


Wohin sollen die Metzger-Azubis in Altmühlfranken?


Ein Großprojekt steht mit der Modernisierung und Erweiterung des Klinikums Altmühlfranken in Weißenburg an. Hier sollen in diesem Jahr die Arbeiten anlaufen. Nachdem das Klinikum bereits die Modernisierung in Gunzenhausen aus eigener Kraft hatte stemmen müssen, wird das in Weißenburg nicht mehr möglich sein und der Landkreis wird sich gehörig an den Kosten (allein der erste Bauabschnitt ist mit 22,4 Millionen Euro angesetzt) beteiligen müssen.

Bei den Straßenprojekten ist die Bahnbrücke Niederpappenheim – das Großprojekt ist endlich auf der Zielgeraden – eine der größten Maßnahmen. Außerdem stehen auf der Investitionsliste die Ortsdurchfahrten von Döckingen, Wachenhofen, Bergen und Geyern.


Pappenheim: Licht am Ende des Tunnels


Während der Vermögenshaushalt in 2021 deutlich schrumpft, steigt der Verwaltungshaushalt gering von 101,5 auf 102,2 Millionen Euro. Allerdings lag dessen Volumen 2019 noch bei nur 96,8 Millionen Euro.

Im Verwaltungshaushalt finden sich alle Einnahmen und Ausgaben des laufenden Betriebs, beispielsweise auch die Personalkosten. Für die hat Kreiskämmerer Peter Nebert ein Plus von 433 000 Euro (2,18 Prozent) auf 20,3 Millionen Euro vorgesehen – unter anderem weil sowohl die Angestellten als auch die Beamten in diesem Jahr ein Einkommensplus von 1,4 Prozent bekommen.

Die Jugendhilfe bleibt ein Problem

Ein Problem in Weißenburg-Gunzenhausen sind seit jeher die Kosten für die Jugendhife. Für das laufende Jahr hat Kreiskämmerer Peter Nebert ein Plus von knapp 3,2 Prozent auf nun 10,1 Millionen Euro eingepreist (2020: 9,8 Millionen). 2011 musste der Landkreis noch 5,8 Millionen Euro zuschießen, und schon damals empfand man den Betrag als viel zu hoch. Teuerster Posten ist die Heimunterbringung. Ein Fall kostet im Jahr rund 65 000 Euro. 43 Heimunterbringungen hat die Verwaltung im Etat einkalkuliert. Wie viele es am Ende wirklich werden, weiß aktuell natürlich niemand.


Die Kosten für die Jugendhilfe explodieren


Für die Städte und Gemeinden im Landkreis ist die Höhe der Kreisumlage die entscheidende Zahl in dem 800 Seiten umfassenden Haushaltsentwurf. Sie legt fest, wie hoch der Anteil ist, den sie von ihren Einnahmen an den Landkreis überweisen müssen. Dass die Kreisumlage, die 2020 noch bei 44 Prozentpunkten lag, sinken soll, war in der Kreispolitik ziemlich unstrittig.

Allerdings war die Höhe noch nicht klar. Nach einem Gespräch mit den Fraktionen und Bürgermeistern kam Landrat Manuel Westphal den Kommunen gegenüber dem ersten Entwurf seiner Verwaltung noch mal ein Stück weit entgegen. Der jetzt vorliegende Haushaltsplan geht von 42,2 Prozent aus – ein historisch niedriger Wert.

Damit setzt sich Weißenburg-Gunzenhausen vermutlich auf Platz zwei in Mittelfranken nach Fürth, weil die anderen Landkreise vermutlich die Hebesätze unverändert lassen wollen.

Miserable Umlagekraft

Die niedrige Kreisumlage ist auch insofern bemerkenswert, da Weißenburg-Gunzenhausen eine miserable Umlagekraft im Vergleich zu anderen bayerischen Regionen hat. Am extremsten zeigt sich das im Vergleich mit dem Landkreis München. Dort entspricht ein Punkt Kreisumlage 12,04 Millionen Euro, in Weißenburg-Gunzenhausen sind es 1,06 Millionen.

Damit steht Altmühlfranken auf dem 64. Rang in Bayern – quasi kurz vor einem Abstiegsplatz. Und das, obwohl die Umlagekraft im Landkreis um knapp 1,6 Prozent steigt. Doch bayernweit fällt das Plus mit 2,2 Prozent noch deutlicher aus.

Kreiskämmerer Nebert musste nach dem Treffen mit den Kreispolitikern und den Bürgermeistern den Etat noch mal durchgehen und Einsparpotenziale aktivieren. Unter anderem knapst der Landkreis beim Gebäude- und beim Straßenunterhalt.

Ein neuer Kredit

Positiv wirkt sich nun aus, dass man in den vergangenen Jahren die Schulden kontinuierlich abgebaut hat. Zum Jahresende 2020 hatte Weißenburg-Gunzenhausen gerade einmal noch etwas mehr als eine Million Euro an Krediten laufen. Der Landkreis war bzw. ist damit faktisch schuldenfrei, weil er mehr als vier Millionen Euro Rücklagen gespart hat und aus diesen im laufenden Jahr auch nur drei Millionen Euro entnehmen will. Dennoch braucht der Landkreis nach zwei Jahrzehnten Schuldenabbau in diesem Jahr voraussichtlich ein neues Darlehen über 2,5 Millionen Euro.

Die Vorstellung des Haushaltsentwurfes lief auch diesmal wieder sehr unspektakulär im Kreisausschuss ab. Einzig Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) meldete sich zu Wort und lobte die "sehr produktive Sitzung", in der es um die Höhe der Kreisumlage gegangen war. Der Weißenburger OB war einer der schärfsten Wortführer, die für eine deutlich niedrigere Kreisumlage eingetreten waren. Die 42,2 Prozent sind aus seiner Sicht "ein vernünftiges Ergebnis".

Die jeweiligen Einzelpläne werden nun noch im Schulausschuss und im Jugendhilfeausschuss präsentiert. Am Montag, 22. Februar, steht der Etat noch einmal im Kreisausschuss auf der Tagesordnung, letztlich verabschieden soll ihn der Kreistag dann in der Sitzung am 8. März.

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