Volksfestartige Zustände auf dem Weißenburger Plerrer

27.4.2021, 08:40 Uhr
Volksfestartige Zustände auf dem Weißenburger Plerrer

© Foto: Privat

Recht flächendeckend herrschte am Samstag und Sonntag auf dem Plerrer ein bisschen entspannte Volksfeststimmung. Zu Hochzeiten standen bis zu 100 Menschen auf dem Platz in verschiedenen, größeren Gruppen eng und ohne Maske beisammen. Das Wetter war gut, die Stimmung besser. Den Pullover über der Schulter, Bier oder Cocktail in der Hand, war alles ein bisschen so wie früher.

Mit dem Unterschied, dass es aus Gründen des Gesundheitsschutzes halt immer noch verboten ist, mehr als eine Person eines anderen Hausstandes zu treffen. Und sich daran sehr offensichtlich am Plerrer keiner hielt.

"Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich das gesehen habe", stellte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel gegenüber unserer Zeitung fest. "Wir diskutieren hier jeden Tag über Schutzmaßnahmen, für Schüler, für Mitarbeiter, im Stadtrat . . . Und da ist es dann einer ganzen Gruppe von Leuten offenbar völlig wurscht. Das kann es nicht sein."

Wirtin ist zerknirscht und ein bisschen ratlos

Die Wirtin des Pips, Hana Boja, zeigte sich auf Anfrage unserer Zeitung ebenso zerknirscht wie ratlos. "Wir hatten eine Einbahn-Regelung, wir haben überall Schilder gemacht, wir haben allen gesagt, dass sie die Getränke nicht vor Ort trinken sollen . . .", zählte sie auf. "Aber was soll ich machen, wenn sich manche einfach nicht dran halten?"

Es gehe bei ihnen mittlerweile ganz handfest auch ums Geld. "Wir müssen die Pacht weiterzahlen, wir haben die Hilfen noch nicht bekommen und wir haben keine reiche Familie, die das alles übernimmt. Ich weiß nicht, wie ich mich da richtig verhalten soll", so Boja.

Zuletzt harte Hand, nun mehr Verständnis?

Das geht offenbar auch der Weißenburger Polizei ein wenig so. Anfang April hatte man eine deutlich kleinere Menschenansammlung vor einer anderen Kneipe in der Weißenburger Innenstadt mit einem Rekordaufgebot aufgelöst. Da fuhren acht Bereitschaftswagen mit 25 Beamten vor. Und vor zwei Wochen ermittelte die Polizei bis in den Bergener Wald hinein, um drei Handvoll Jugendlicher für eine illegale Party zu belangen. Das war eher nicht der Maßstab, der am Wochenende in Weißenburg an den Tag gelegt wurde.

Weißenburgs Polizeichef Rolf Rabus berichtete von jeweils einem Einsatz am Samstag und einem am Sonntag, den Streifen seiner Inspektion am Plerrer hatten. Das waren dann aber eher kurze Wellenbrecher in einem recht kontinuierlichen Festbetrieb auf dem Plerrer.

Suche nach einer guten Lösung

"Wegschauen geht nicht, wir setzen die Gesetze schon um", stellte Rabus klar fest. Aber man müsse auch Augenmaß bewahren, und das versuche man in diesem Fall. Am gestrigen Nachmittag gab es ein Gespräch zwischen Stadt und Polizei, und auch mit den Pips-Wirten will man noch mal separat reden. "Wir müssen die Polizei für alle sein, für die Ängstlichen, aber auch für die, die Schwierigkeiten mit den Regeln haben. Und wird werden da eine gemeinsame Lösung finden", zeigte er sich überzeugt.

Mit Weizenglas geht man nicht Spazieren

Aus Sicht des Weißenburge OBs machen die To-go-Lösungen im Getränkebereich wenig Sinn. "Das hat sich für mich zu einer verkappten Außengastronomie entwickelt." Eine Lösung könnte sein, Außengastronomie für zulässig zu erklären, dann habe man zumindest einen geregelten Rahmen. "Wenn man aber der Meinung ist, dass das aufgrund der Infektionslage nicht möglich ist, dann muss man auch gegen diese To-go-Angebote vorgehen."

Die sind derzeit erlaubt und wurden auch von mehreren Wirten in der Innenstadt angeboten. Allerdings gehe es um die "Mitnahme geeigneter Speisen und Getränke", erinnerte OB Schröppel an den Verordnungstext. "Aber wenn ich dann die Leute mit Weizenglas am Plerrer stehen sehe . . . Das ist für mich kein sehr mitnahmegeeignetes Getränk. Da geht man im Regelfall nämlich nicht damit spazieren."

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