Wo könnte Weißenburg Wohnungen bauen?

10.10.2020, 06:53 Uhr
Wie lange wird das Ämtergebäude noch stehen? Die Verwaltung soll prüfen, ob es für einen Abriss eine Förderung geben könnte und ob an dieser Stelle kommunaler Wohnungsbau möglich wäre.

© Robert Renner Wie lange wird das Ämtergebäude noch stehen? Die Verwaltung soll prüfen, ob es für einen Abriss eine Förderung geben könnte und ob an dieser Stelle kommunaler Wohnungsbau möglich wäre.

Die Verwaltung soll nämlich klären, was der Abriss des sogenannten Ämtergebäudes kosten würde, ob es Fördergelder für den Abbruch gibt und ob an dieser Stelle ein kommunaler Wohnungsbau möglich ist. Den entsprechenden Antrag hatte die CSU gestellt. Jener für die Gesamtschau auf Weißenburg im Hinblick auf Möglichkeiten eines kommunalen Wohnungsbaus stammt von der SPD. Beide standen in der jüngsten Stadtratssitzung auf der Tagesordnung.

In beiden Fällen folgte der Stadtrat der Empfehlung des vorberatenden Bauausschusses und votierte für den Antrag. Einzig die Fraktion der Freien Wähler (FW) mochte sich für den CSU-Vorschlag nicht erwärmen.

Heinz Gruber hatte gar die Sinnhaftigkeit beider Anträge – wie schon im Bauausschuss – infrage gestellt. Er sieht keinen Bedarf, weil die Bevölkerungszahl Weißenburgs in den nächsten Jahren nicht nennenswert steigen werde und die Wohnungsgenossenschaft Eigenheim ein Großbauprojekt in Steinleinsfurt plane.

Wachstum prognostiziert

Um gegen Grubers Zweifel am weiteren Bevölkerungswachstum in der Stadt zu argumentieren, legte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) Zahlen vor. 2017 habe Weißenburg 18 328 Einwohner gehabt. Für 2020 seien vom Statistischen Landesamt 18 500 prognostiziert worden, tatsächlich habe die Stadt aktuell aber schon 18 678 Einwohner. Für die Jahre bis 2033 sagen die Statistiker 18 600 Bewohner voraus. Ab 2034 rechnen sie mit einem Rückgang auf 18 500. Für den OB steht daher fest, Grubers Zahlen sind "überholt" und seine Argumentation ist "schlicht falsch".

Der ließ sich aber nicht beirren und machte deutlich, dass auch diese Zahlen nichts anderes aussagten, als er behaupte, nämlich, dass es mittelfristig einen Rückgang geben werde. Schröppel entgegnete, dass er nicht erneut über das Thema diskutieren wolle. Der Freie Wähler merkte nichtsdestotrotz zum CSU-Antrag noch an, dass er das Ämtergebäude und dessen Standort für kommunalen Wohnungsbau als ungeeignet ansieht. Und generell gebe es in Weißenburg keine Wohnungsnot. Selbst in großen Städten, wo eine solche geherrscht habe, entspanne sich die Lage.


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Grubers weiteres Argumentieren wollte SPD-Stadtrat Uwe Döbler nicht akzeptieren. Er unterbrach die Diskussion, indem er einen Antrag zur Geschäftsordnung auf "Abschluss der Debatte" stellte. "Wir haben die Argumente schon hundertmal gehört", meinte er. Dieser Lesart schloss sich die Mehrheit des Stadtrats an und folgte dem Geschäftsordnungsantrag. Lediglich die Freien Wähler votierten dagegen.


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Damit war die Diskussion um den CSU-Antrag, gegen den die FW-Stadträte stimmten, beendet, nicht aber jene um den SPD-Vorschlag, das gesamte Stadtgebiet entsprechend zu prüfen. FW-Fraktionschef Wolfgang Hauber meinte, wenn es auch aktuell keinen Bedarf gebe, könne es aber nicht schaden, eine grundsätzliche Betrachtung anzustellen.

Maximilian Hetzner sieht dies mit dem aktuellen Bedarf anders, denn in den vergangenen Jahren sei zwar viel Wohnraum entstanden, aber vor allem im "relativ hochpreisigen Bereich". Daher sollte geprüft werden, wo Möglichkeiten bestünden.

Dem pflichtete Victor Rother bei. In Weißenburg seien Quadratmeterpreise wie in Roth oder Schwabach zu zahlen. Das könne nicht angehen, meinte der Linke. Und neu gebaute Wohnungen könne sich derzeit ein Normalverdiener nicht leisten.

"Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum"

Auch Elisabeth Pecoraro plädierte einmal mehr für kommunalen Wohnungsbau, "um preiswerte Wohnungen zu schaffen". Die Argumentation der Freien Wähler, dass kein Bedarf bestünde, könne sie nicht nachvollziehen, sagte die Sozialdemokratin und machte deutlich: "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum ganz dringend."

Letztlich sprach sich der Stadtrat – lediglich bei einer Gegenstimme von Heinz Gruber – für den SPD-Antrag auf eine Gesamtschau aus.

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