Darmstadt im Gegner-Check

Bastion Böllenfalltor: Das erwartet den FCN

29.10.2021, 10:26 Uhr
Darmstadts Kapitän Fabian Holland jubelt unter anderem mit seinem Trainer Torsten Lieberknecht (links) über einen Treffer gegen Werder Bremen.

© Uwe Anspach, dpa Darmstadts Kapitän Fabian Holland jubelt unter anderem mit seinem Trainer Torsten Lieberknecht (links) über einen Treffer gegen Werder Bremen.

Wer steht an der Seitenlinie?

Torsten Lieberknecht. Der 48-jährige hat im Sommer den Job am Böllenfalltor von Markus Anfang übernommen. Zuvor hatte Lieberknecht, der als Spieler dreizehn Bundesligaspiele für Kaiserslautern bestritten hat, zwei Jahre lang den MSV Duisburg trainiert, hatte dabei sogar einen Abstieg aus der Zweiten Liga überstanden, wohl auch, weil er die damals sieglosen Zebras erst am neunten Spieltag übernommen hatte. Ein Begriff ist Lieberknecht den meisten Fußballfans aber wahrscheinlich aus seiner Zeit in Braunschweig. Lieberknecht hatte das Traineramt bei der Eintracht zehn Jahre ausgeübt, war mit ihr aus der Regionalliga Nord bis in die Bundesliga aufgestiegen, aus der ersten Liga abgestiegen, in der Folge an Wolfsburg in der Aufstiegsrelegation gescheitert und in seiner letzten Saison aus der zweiten Liga abgestiegen.

So steht Lieberknecht einerseits für die Renaissance der Braunschweiger, andererseits aber auch für deren erneuten Fall, dennoch hat er unzweifelhaft eine Ära geprägt und wie bei anderen, die lange an einem Ort waren, wirkt alles danach, wie der Versuch, die Magie erneut auszulösen. Meist gelingt es aber nicht oder nicht langfristig. Doch Lieberknechts Start in Darmstadt war vielversprechend. Sprechchöre aus der Kurve für den Trainer, eine Mannschaft, über deren Teamgeist geschwärmt wird und ein Führungsstil des Trainers, den die F.A.Z. als „hochgekrempelte Ärmel und Fürsorge zugleich“ bezeichnete. Alle Spieler wüssten jetzt wieder, wo sie in der Einschätzung des Trainers stehen.

Wie wird gespielt?

Anders als vorher. Lieberknecht musste im Sommer manches umstellen. Einerseits, weil nicht nur der Trainer, sondern mit Höhn, Dursun, Palsson, Mai und Rapp gleich fünf wichtige Spieler den Verein verlassen hatten. Andererseits, weil Anfang mit seinem Fokus auf Ballbesitz, Automatismen im Aufbau und den Gegner laufen lassen die Spieler so sehr beeinflusst hat, dass Lieberknecht bereits mehrfach durchklingen hat lassen, dass es sehr viel Zeit benötigte, jene mentalen Strukturen aus den Köpfen der Spieler zu löschen. Besonders auffällig ist das natürlich in Sachen Ballbesitz. Von allen Teams in der oberen Tabellenhälfte ist Darmstadt das Team mit dem geringsten.

Augenscheinlich ist es aber auch beim Herausspielen aus der Abwehr. Da wo Anfang oft kurze Pässe forderte und lange Schläge verbot, ist Lieberknecht undogmatischer. Der Ball kann auch per langem Schlag herausgespielt werden. Überhaupt ist das Spiel unter Lieberknecht direkter und geradliniger als unter Anfang. Es hilft, dass kein Zweitligist eine bessere Passquote bei langen Pässen hat als Darmstadt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, ja sogar seinen Vorgängern spielt der aktuelle Lilientrainer eigentlich immer mit zwei Spitzen und dahinter mit Vierermittelfeld und Viererabwehrkette. Das Mittelfeld variiert dabei zwischen Raute und flacher Kette, meistens wählt Lieberknecht aber die Variante mit einer zweiten Kette.

Dass Darmstadt die Mannschaft mit den zweitmeisten Toren ist, ist sicherlich vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Lilien gegen Ingolstadt und in Sandhausen jeweils 6:1 gewannen. Aber auch gegen Hannover (4:0) und Bremen (3:0) konnten die Südhessen ordentlich etwas fürs Torverhältnis tun. Überhaupt sind die Darmstädter enorm heimstark. Nimmt man das 0:2 vom ersten Spieltag gegen Regensburg aus – bei dem Darmstadt durch Coronainfektionen und -quarantänen so ersatzgeschwächt war, dass auf der Bank kein Feldspieler saß, der älter als 21 Jahre alt war – so haben die Darmstädter vier Siege in vier Spielen erzielt, bei 14:1 Toren.

Zum Teil liegt die hohe Trefferanzahl Darmstadts aber auch daran, dass die Lilien bei der Schussauswahl ausgezeichnet sind. Sie kommen auf die zweithöchsten expected Goals pro Schuss in der gesamten Liga. Worauf Darmstadt dagegen weitgehend verzichtet, sind Flanken, niemand schlägt wenige Hereingaben in den Strafraum als Darmstadt und das, obwohl man den zweitbesten Wert bei Kopfballduellen hat.

Wer sind die Schlüsselspieler?

An Phillip Tietz und Luca Pfeiffer kommt man in dieser Auflistung nicht vorbei. Die beiden offensiven Neuzugänge haben 16 der 25 Darmstädter Tore erzielt. Gemeinsam bilden sie die Doppelspitze der Lilien. Den 25-jährigen Tietz kennt Lieberknecht aus seiner Zeit in Braunschweig, man holte ihn vor der Saison von Wehen Wiesbaden. Jetzt ist Tietz unter den Zweitligaspielern, die am häufigsten aufs Tor schießen. Pfeifer, 24, ist vom dänischen Europa League-Teilnehmer Midtjylland ausgeliehen und zählt zu den eifrigsten Offensivzweikämpfern der Liga. Immer wieder sucht er das Duell und dann aber auch den Abschluss.

Eine besondere Rolle spielt auch Rechtsverteidiger Matthias Bader, der ist nicht nur der meistgefoulte Abwehrspieler der Liga, sondern ist auch einer der besten Balleroberer in der gegnerischen Hälfte und legt auch immer wieder gefährlich vor.


Sie wollen noch mehr Club-Content? Dann...

... melden Sie sich hier für "Ka Depp - der Newsletter" an

... folgen Sie unserer Facebook-Seite "FCN-News"

... folgen Sie unserer Instagram-Seite "Ka Depp - der FCN-Podcast"

... treten Sie unserer Facebook-Gruppe "Ka Depp - Der Club-Podcast von nordbayern.de" bei

6 Kommentare