Vor dem Heimspiel gegen Rostock am Freitag

Behrens: "Der Club wird immer ein Teil von mir bleiben"

14.9.2021, 16:31 Uhr
„Der Club wird immer ein Teil von mir bleiben“: Hanno Behrens.

© Sportfoto Zink / DaMa, Sportfoto Zink / DaMa „Der Club wird immer ein Teil von mir bleiben“: Hanno Behrens.

Der Anruf erreicht Hanno Behrens beim Joggen. Beim FC Hansa bleibt die aktive Erholung am Tag nach einem Fußballspiel jedem selbst überlassen. Also läuft er sich gegen Mittag nahe des Vereinsgeländes die Müdigkeit aus den Muskeln - und telefoniert nebenbei mit der alten Heimat.

Die sechstägige Reise in die eigene Vergangenheit wühlt ihn gerade ziemlich auf. Am Sonntag gastierte sein erster Lieblings-Ex-Verein im Ostseestadion; mit dem SV Darmstadt ist er 2014 in die zweite Liga aufgestiegen und 2015 in die erste, ging danach aber lieber zum 1. FC Nürnberg. Am Freitag sehen sie sich nach der Trennung im Sommer erstmals wieder.

Beim 2:1 seiner Rostocker gegen die „Lilien“ blieben Behrens zumindest Zweikämpfe mit seinem Tattoo-Motiv erspart; die „17“ hat er sich auf die Wade stechen lassen, nachdem er mit Darmstadt die Sterne vom Himmel geholt hatte. Die „17“ trägt bei den Hessen jetzt Frank Ronstadt, der am Sonntag nicht zum Einsatz kam.

Gute Noten

Die „17“ der Rostocker und ehemalige „18“ der Nürnberger ist hingegen omnipräsent. In sechs der bisherigen sieben Pflichtspiele stand er in der Startelf, lediglich beim 0:3 in Bremen fehlte Behrens leicht erkältet, der kicker führt ihn aktuell mit einem beachtlichen Notenschnitt von 2,9. Der Elmshorner ist noch lange nicht fertig mit dem Profifußball, dem er so viel zu verdanken hat. Der ihn in der vergangenen Saison aber auf eine harte Probe stellte.

In seinem sechsten und letzten Jahr beim Club war der ehemalige Kapitän und Publikumsliebling häufig bloß noch ein Mann für die letzten Minuten. Sein Ex-Trainer Robert Klauß gab regelmäßig anderen den Vorzug, was Behrens sichtlich weh tat. Plötzlich nicht mehr gebraucht zu werden ist kein gutes Gefühl. Erst recht nicht für einen, der lange als unantastbar galt. Und der sich nach wie vor eine tragende Rolle zutraute, fast überall.

Dass es der Aufsteiger von der Ostseeküste geworden ist, spricht für Behrens‘ Konsequenz. Er mag Herz-Schmerz-Klubs mit großer Tradition einfach. „Mir persönlich ist es gerade nach dieser Corona-Zeit wichtig, in einem Stadion zu spielen, in dem richtig gute Stimmung herrscht“, sagte er bei seiner Vorstellung Anfang Juni, „ich kenne den Verein und das Umfeld und weiß, dass in Rostock immer Vollgas gegeben wird."

Vollgas, das geliebte Meer, die Nähe zu Elmshorn: In zweieinhalb Stunden ist er zuhause, möchte aber gerade eigentlich gar nicht weg aus Rostock. Weil die Wellen zum Wellenreiten fehlen, wird er zeitnah das Kitesurfen lernen. Es läuft für ihn und auch für den FC Hansa fast wie gemalt, auch am Freitagabend in Nürnberg rechnet sich der freche Aufsteiger natürlich etwas aus. Mit Nürnbergs Zweitliga-Rekordspieler im zentralen Mittelfeld.

"Besonders motiviert"

„Natürlich werde ich besonders motiviert sein gegen meinen Ex-Verein“, meint Behrens, freut sich explizit „auf die ehemaligen Kollegen, auf das Max-Morlock-Stadion, auf die Fans.“ Die Eltern seiner Freundin, die aus Nürnberg stammt, werden auf der Tribüne sitzen. Als Hanno-Behrens-Fans.

Niemals geht man so ganz. „Ich habe mich in Nürnberg immer sehr wohl gefühlt“, sagt Behrens; als die Punkte allmählich weniger wurden, lernte er freilich auch die Schattenseiten seines Berufs kennen.

„Manches lässt einen erkennen, dass es nur darum geht, Erfolg zu haben“, sagte er mal in einem Interview mit dem eigenen Verein, „und wenn der nicht da ist, wirst du schnell von vielen Leuten fallengelassen, die dich zuvor noch gefeiert haben.“

Dem einstigen Sonnyboy verging allmählich das Lachen, vor allem in der vergangenen Runde mit nur noch einem Einsatz über 90 Minuten. Behrens fühlte sich ungerecht behandelt, links liegen gelassen. Dass sein Vertrag nicht mehr verlängert werden würde, zeichnete sich schon im Februar, spätestens März ab. Zumal Behrens wohl auch gar nicht mehr verlängert hätte. Der einst Unverzichtbare wollte nur noch weg.

So machte es ihm keinen Spaß mehr. In der Aufstiegssaison 2017/18 hatte Behrens seinem Club nicht eine Sekunde gefehlt, in der Abstiegssaison 2018/19 wegen einer Bauchmuskelzerrung nur ein paar Wochen. Zum Abschied gab’s beim letzten Heimspiel gegen Bochum in Minute 18 ein Hupkonzert von ein paar Fans, die sich vor dem Stadion verabredet hatten. Der Verein ließ intern ein Trikot, eine Collage und eine Talkshow folgen mit vielen lieben Grüßen von angemeldeten Teilnehmern.

Am Freitagabend sei deshalb vor dem Anpfiff nichts mehr geplant, bestätigt der Pressesprecher. Behrens wird es recht sein, das „komische Gefühl“ kommt auch von allein. Zum Abschluss seiner sechstägigen Reise in die eigene Vergangenheit. „Der Club“, sagt Hanno Behrens noch, „wird aber immer ein Teil von mir bleiben.“


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