Zengers Taktiktafel: Hansa Rostock

Gefährlicher und anfälliger Aufsteiger

15.9.2021, 10:11 Uhr
Hat den Club noch im Herzen, möchte ihn am Freitag aber trotzdem verlieren sehen: Hanno Behrens kehrt mit dem FC Hansa zurück ins Max-Morlock-Stadion.

© Sportfoto Zink / DaMa, Sportfoto Zink / DaMa Hat den Club noch im Herzen, möchte ihn am Freitag aber trotzdem verlieren sehen: Hanno Behrens kehrt mit dem FC Hansa zurück ins Max-Morlock-Stadion.

Wer steht an der Seitenlinie?

Der Aufstiegstrainer. Jens Härtel stieg sowohl mit dem 1. FC Magdeburg als auch mit dem FC Hansa Rostock in die Zweite Liga auf. Bei beiden Vereinen schaffte es der 52-Jährige auf beachtlich lange Amtszeiten. In Magdeburg war er fast viereinhalb Jahre im Amt, in Rostock ist er es seit mehr als zweieinhalb. Seit die Hansa-Kogge in den Gewässern des DFB segelt, war nur einer länger als Härtel Trainer an der Ostsee: Frank Pagelsdorf in beiden seiner Amtszeiten. Bevor Härtel 2014 seinen Job in Magdeburg antrat, war er ein Jahr Chefcoach der U19 von RB Leipzig gewesen. Damals auch im Jugendbereich der Leipziger tätig: Der heutige Trainer des 1. FC Nürnberg, Robert Klauß.

Sportlich hat Härtel die Zeit bei Red Bull wohl nur geringfügig geprägt, denn verbunden wird er vor allem mit zwei Aspekten: Sachlichkeit und Defensivarbeit. Nur knapp ein Gegentor pro Spiel steht im Ligabetrieb für Härtels Mannschaften zu Buche. Fast immer gehörten seine Teams zu denen mit den wenigsten Gegentoren und ausnahmslos waren sie bei denen dabei, die die wenigsten expected Goals gegen sich verbuchten. Erreicht hat man das stets auch durch recht intensives Pressing.

Dazu passt die Beschreibung, die Sportbuzzer Härtel verpasste: Geradlinig, diszipliniert, fleißig, besonnen und introvertiert sei der Sachse, aber „kein Menschenfänger“, und das Magazin 11 Freunde setzte noch einen drauf, nannte Härtel „etwas dröge“. Härtel ist aber dennoch, oder vielleicht deswegen der Richtige für den FC Hansa. „Er ruht in sich. Das strahlt er aus, und das färbt auf die Mannschaft ab“, dreht Ex-Hansa-Spieler Stefan Böger die teilweise wenig charmanten Zuschreibungen ins Positive. Genau diese Ruhe hatte vorher in Rostock oft gefehlt.

Wie wird gespielt?

Seit dem Aufstieg hat Rostock noch Probleme, die defensive Stabilität, die Härtel so auszeichnet, auf den Platz zu bringen. Das Pressing greift nicht so wie in den Vorjahren, niemand in der Zweiten Liga ließ an den ersten sechs Spieltagen hochwertigere Chancen zu als Rostock. Probleme hat Hansa vor allem, wenn die Abwehrreihe mit Tempo angelaufen wird oder im Aufbau gestört wird. In vielen der bisherigen Saisonspiele kam das Hansa-Tor unter Bedrängnis, da einer der Innenverteidiger beim Aufbau den Ball verlor.

Auch im Offensivspiel versucht Hansa sich noch zu finden. Zwei Tore nach einer Ecke, zwei nach einem Freistoß, einer nach einem Einwurf, einer nach einem Abwehrfehler, einer nach einer Einzelaktion und einer nach einem planmäßigen Angriff über die Flügel stehen zu Buche. Noch tut man sich schwer, strukturiert in Richtung gegnerisches Tor zu kommen, hat daher auch die wenigsten Schüsse aufs gegnerische Tor abgegeben. Gleichzeitig lässt die Aufzählung der Tore eine Stärke bei Standards vermuten: Da sind die Rostocker derzeit Ligaspitze.

Die häufigste Formation in dieser Saison war ein 4-2-3-1, aber Härtel ist kein Dogmatiker. So reagierte Härtel auf Bremens offensives Positionsspiel mit einer Umstellung auf Fünferkette, spielte gegen Darmstadts 4-4-2 im 4-1-4-1. Das gewählte Mittel im Aufbau ist oft der lange Ball, kein Zweitligist wählte bislang häufiger den weiten Pass als Mittel der Spieleröffnung. Gepaart mit der geringen Quote bei Vorwärtspässen – nicht einmal zwei von drei Pässen nach vorne kommen an – und dem geringen Anteil an Ballbesitz ergibt sich das Bild einer Mannschaft, die versucht, situativ schnell nach vorne zu kommen, aber sonst noch eher tief steht.

Wer sind die Schlüsselspieler?

John Verhoek. Drei Tore aus vier Schüssen aufs Tor sind eine beachtliche Quote. Die bisherige Stärke bei offensiven Standards ist auch den Kopfbällen des Niederländers zu verdanken. Doch nicht allein Verhoeks Abschlüsse und die Tatsache, dass er der Hansa-Spieler mit den meisten Ballkontakten im gegnerischen Strafraum ist, machen den 32-jährigen Angreifer zu einer zentralen Figur bei Hansa. Verhoek ist auch der Rostocker mit den meisten Pässen zu Abschlüssen und er verschafft sich – oder den Mitspielern – mit seiner Physis und Körperlichkeit immer wieder Platz.

Und was ist mit Hanno Behrens? Auch der 31-Jährige, auf dem vor seiner Rückkehr nach Nürnberg alle Augen liegen werden, spielt eine wichtige Rolle im Fußball von Jens Härtel. Behrens‘ 15 Balleroberungen im Angriffsdrittel sprechen eine deutliche Sprache dahingehend, was die Aufgabe des ehemaligen Club-Kapitäns ist: Den Gegner stressen, Druck ausüben, Bälle in Tornähe erobern. Gleich fünf Torschüsse sind bereits aus Behrens‘ Eroberungen entstanden. Gleichzeitig erfüllt Behrens aber auch auf der Doppelsechs zusammen mit Bentley Baxter Bahn wichtige defensive Aufgaben und soll hier das Zentrum absichern.


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