Abschied beim HC Erlangen: Jakob Hoffmanns hört auf

11.5.2021, 10:13 Uhr
Jakob Hoffmanns war nie ein großer Träumer, sein Traum von der Handball-Bundesliga aber wurde wahr: Hier läuft er im Heimspiel Ende März 2019 in der Arena in Nürnberg ein.

© Sportfoto Zink / OGo, Sportfoto Zink / OGo Jakob Hoffmanns war nie ein großer Träumer, sein Traum von der Handball-Bundesliga aber wurde wahr: Hier läuft er im Heimspiel Ende März 2019 in der Arena in Nürnberg ein.

Jakob Hoffmanns ist ehrlich. "Mir fehlt es nicht, nach jedem Wochenende mit blauen Flecken aufzuwachen." Auch auf die Kapselrisse an den Fingern, die Schmerzen im Knie oder die Schürfwunden kann er sehr gut verzichten. Nicht mehr Handball zu spielen, nach 20 Jahren Kontaktsport auf höchstem Niveau, tut gut. Und ist doch so schwer.

Der Abschied des torgefährlichen Rückraumspielers des HC Erlangen ist schleichend. Erst fehlte er lange verletzt, dann war wegen der Corona-Pandemie der Spielbetrieb ausgesetzt, und jetzt, da die U23 im DHB-Ligapokal wieder auf dem Feld steht, fehlt Hoffmanns weiter - nun für immer.

Zur Saison 2016/17 wechselte der 1,93 Meter große Handballer zum HCE, zuvor war er mit Bayreuth in die A-Jugend-Bundesliga aufgestiegen. In Erlangen folgte direkt die nächste Party, mit der U23 ging es ab in die dritte Liga. Und für Hoffmanns sogar noch ein Stückchen weiter. Immer wieder trainierte er mit dem Bundesliga-Team, ausgerechnet beim Rekordmeister THW Kiel stand er erstmals in der höchsten Spielklasse auf der Platte und erzielte sogar ein Tor. "Als Jugendlicher war ich nie in irgendwelchen Perspektiv-Kadern, mein Traum war es, für Bayreuth einmal in der Bayernliga zu spielen", sagt Hoffmanns. "Die Trainer dort haben mir viel beigebracht, als ich nach Erlangen kommen bin, hat mich Tobias Wannenmacher unter seine Fuchtel genommen." Es ging immer nur aufwärts.

"Wenn ich ins Examen gehe, ist mit Handball Schluss"

Jakob Hoffmanns aber ist kein Träumer. Von Beginn an hat er sich immer auch auf sein Studium konzentriert. Hoffmanns will Arzt werden. "Für mich war klar: Wenn ich ins Examen gehe, ist für mich mit Handball Schluss." Das klingt rational, klug und sehr erwachsen. Vor allem auch deshalb, weil der Körper scheinbar einen ähnlichen Entschluss gefasst hat.

2018 hatte Hoffmanns eine Meniskus-OP im rechten Knie, ein Jahr später und nach einer ersten langen Reha zog er sich in einem Vorbereitungsspiel einen Knorpelschaden im gleichen Knie zu. "Ich habe erst versucht, das muskulär hinzubekommen." Letztlich folgte aber die zweite OP, die zweite Reha, das zweite Comeback. "Im Februar 2020 habe ich einmal gespielt, doch im Training ist das Knie gleich wieder dick geworden." Wieder musste Hoffmanns pausieren, wieder warten. Über die dritte Mannschaft hat er sich erneut zurück gekämpft, dann kam die Corona-Pause.

"Ich möchte der bestmögliche Arzt werden, der ich werden kann"

"Ich habe mich fit gehalten, und wenn es noch um Punkte gegangen wäre, dann hätte ich auch gespielt", sagt Hoffmanns. Die Drittliga-Saison aber ist abgebrochen, im Ligapokal kann der HCE nur Erfahrung für die jungen Spieler gewinnen. "Für mich macht es keinen Sinn mehr, mein Knie dafür so einer Belastung auszusetzen." Außerdem steht das Examen an, in der neuen Saison wird Hoffmanns definitiv nicht mehr dabei sein. "Dann sollen lieber die Jüngeren Spielpraxis sammeln", sagt er. Auch das klingt klug, erwachsen, sehr rational für jemanden, der bis vor kurzer Zeit sein halbes Leben dem Handball untergeordnet hat.

"Am Anfang", sagt Hoffmanns, "war es sehr emotional. Ich habe mich sehr darüber aufgeregt, denn ich war immer jemand, der viel gekämpft hat, auch in der Reha. Mein großes Ziel war, noch einmal dritte Liga zu spielen." Das hat geklappt. "Doch mir war auch klar, dass ich nach der Verletzung nicht mehr so spielen kann wie früher." So war es ein langer Prozess, fast zwei Jahre dauerte es, bis nun der Entschluss endgültig gefallen ist. Zum Umfeld der Mannschaft gehört Hoffmanns dennoch weiterhin, er hilft an den Spieltagen als Kommentator und ist Corona-Beauftragter des Teams. "Ich möchte etwas zurückgeben, vor allem Wanne", seinem Coach, Tobias Wannenmacher, habe er viel zu verdanken.

Jetzt hat Hoffmanns neue Ziele. Nach seinem Examen wird er Erlangen verlassen, um an anderen Kliniken Erfahrung zu sammeln. "Ich möchte der bestmögliche Arzt werden, der ich werden kann." Und nebenbei auch ein wenig Zeit für sich haben, zum Entspannen oder um abends einfach mal einen Film zu schauen. Da ist es auch ganz schön, nicht immer ins Training zu müssen.

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