Altmühlsee Barracudas hoffen auf Ice Tigers und DEL

16.11.2020, 06:05 Uhr
Altmühlsee Barracudas hoffen auf Ice Tigers und DEL

© Foto: Altmühlsee Barracudas

"Auf einer Skala von eins bis zehn? Dann sind wir mindestens bei 15", antwortet Roland Böhm auf die Frage, wie groß beim ihm das Verlangen nach Eishockey sei. Seine Altmühlsee Barracudas, eine Hobbymannschaft aus dem Seenland, waren schon seit über acht Monaten nicht mehr gemeinsam auf dem Eis. Bereits kurz vor dem Lockdown im Frühjahr hatte die Deutsche Eishockey Liga (DEL) entschieden, ihre Saison vorzeitig zu beenden. Ohne die magische Zeit nach der Hauptrunde, den Playoffs, in denen die Stimmung auf den Rängen brodelt und unten auf dem Eis Helden für die Ewigkeit geboren werden.

Weil die Profis im Angesicht der Corona-Krise aber ihre Spielzeit beendeten, konnten auch die Barracudas um Kapitän und Goalie Böhm nicht mehr aufs Eis. Die Arena Nürnberg, wo seine Mannschaft ihre Trainingseinheiten absolviert, taute die Eisfläche ab. Jetzt könnte es aber bald wieder losgehen. "Wenn die DEL spielt, dann haben wir wahrscheinlich auch Eis und können spielen", hofft Böhm. Die Liga sei eine "Lebensversicherung" für Hobbyteams wie seine Barracudas. Ohne DEL kein Eis. Ohne Eis kein Eishockey. Für niemanden. Immerhin verdichten sich die Anzeichen, dass Deutschlands stärkste Liga spielen wird, trotz leerer Ränge.

Auf Kunsteis durch den Lockdown

Einige Teams, darunter auch die Nürnberg Ice Tigers, haben bereits verkündet, dass sie auf jeden Fall spielen wollen und können. Letzteres ist nicht selbstverständlich in einer Sportart, in der längst nicht alle Klubs auf einer soliden finanziellen Basis stehen. Bei den Barracudas hoffen sie daher weiterhin, dass sie ab Dezember wieder die Schlittschuhe schnüren dürfen. Erstmals in der Geschichte der Raubfische hat sich das Team für den Hobby-Ligabetrieb angemeldet.

In der "Die Nordbayern Hockey Liga 8 (DNHL 8)" will die 25 Spieler starke Truppe um Punkte kämpfen. "Wir haben alles dabei, vom Eishockey-Anfänger bis zu erfahrenen, technisch versierten Spielern", erklärt Böhm. Er selbst gehört zu denen, die den Sport von der Pike auf gelernt haben, stand früher in der Bayernliga zwischen den Pfosten.

Von seinem Ehrgeiz hat er auch heute, im Alter von 48 Jahren, nichts eingebüßt. Bei ihm Zuhause steht eine zwölf Quadratmeter große Kunsteisfläche auf der er regelmäßig torwartspezifische Bewegungsabläufe übt. Weil Goalies immer gefragt sind, war er im Herbst schon viermal als Trainingsgast bei anderen Mannschaften auf dem Eis. Drohen seine Teamkollegen, die seit dem März auf dem Trockenen sitzen, den Sport zu verlernen? "Nein, das nicht", beschwichtigt Böhm. "Man verlernt das nicht, aber wir brauchen natürlich wieder Praxis."


Barracudas sammeln Geld für den guten Zweck


Sollte die DNHL im Dezember beginnen, werde es "ein schneller, kalter Start". Aber einer, auf den er sich freut. Der Sport fehlt ihm, auch abseits des Eises. Das Blödeln mit "den Burschen", wie er seine zumeist jüngeren Mitspieler nennt. Die Atmosphäre in der Kabine, das Gefühl, Teil eines Kollektivs zu sein. Das lässt sich nicht ersetzen, auch nicht durch das Kunsteis zu Hause.

Gastauftritt von Ex-NHL-Profi Bob Wren

Gespielt würde in der Liga vermutlich in einer Einfachrunde, fünf Spiele hätte jede Mannschaft dann. Sollte es nichts werden mit dem Ligabetrieb, wollen sie bei den Barracudas die Saison trotzdem nicht abschreiben. Dann, sagt Böhm, werde man versuchen, an kleinen Turnieren teilzunehmen. Auch das Benefizspiel, das für Ende März diesen Jahres geplant war, soll nachgeholt werden. Das klappt aber nur, wenn Zuschauer in die Halle kommen dürfen. Schließlich sollen die für Einnahmen sorgen, die dann an Strahlemännchen e.V. fließen, einen Verein, der schwerkranken Kindern Herzenswünsche erfüllt. Der ehemalige NHL-Profi Bob Wren, der noch bis 2011 in der DEL aktiv war, soll für den guten Zweck mit den Barracudas auf dem Eis stehen.


Ice Tigers-Boss Gastner: "Wenn wir spielen, gibt es kein Loch"


Altmühlsee Barracudas hoffen auf Ice Tigers und DEL

© Foto: Altmühlsee Barracudas

Ob das während der Corona-Krise möglich sein wird, ist unklar. Sicher ist nur, sollten die Barracudas in diesem Winter Spiele austragen dürfen, werden die Hygieneauflagen streng sein. Das Risiko, sich zu infizieren, ist dann aber gering, vermutet Roland Böhm. "Wir sind ja keine Ringer, die permanent nahe beieinander sind."

Wenn die Fallzahlen wieder gesunken sind, würde er auch mit seinem Team auflaufen – trotz einer Krebserkrankung in der Vergangenheit. "Ich halte mich streng an die AHA-Regeln und bin vorsichtig. Aber ich habe in der Arbeit auch Kundenkontakt. Wenn ich mir ständig Sorgen machen würde, müsste ich mich einsperren." Das wollen Böhm und seine Barracudas nicht. Viel lieber wollen sie wieder Eis unter ihren Kufen spüren.

Verwandte Themen


Keine Kommentare