Club gegen Bielefeld: Acht Ecken und trotzdem abgewatscht

11.11.2019, 16:31 Uhr
Club gegen Bielefeld: Acht Ecken und trotzdem abgewatscht

© Sportfoto Zink

Neunmal war der 1. FC Nürnberg Deutscher Meister, viermal gewann der Verein den DFB-Pokal. Vergleichbares kann Arminia Bielefeld nicht vorweisen, die Zahl der Titel, die die Ostwestfalen in ihrer 114-jährigen Vereinsgeschichte erringen konnten, liegt exakt bei null. Die Erfolge der Vergangenheit sind eine Zier für Briefköpfe und lassen traditionsbewusste Fans in Erinnerungen schwelgen - für die sportliche Gegenwart sind sie jedoch einigermaßen belanglos. Die ruhmreiche Geschichte des FCN hat die Arminia am Sonntag jedenfalls nicht davon abgehalten, den Club mit 5:1 aus dem eigenen Stadion zu schießen.

Dabei hätte alles so schön werden können, die Geschichte war doch eigentlich schon geschrieben: Mit Vereinslegende Marek Mintal als Interimsersatz für den glücklosen Damir Candi an der Seitenlinie findet eine eigentliche talentierte Mannschaft endlich zu ihrem Spiel. Doch die 90 Minuten gegen Bielefeld machten deutlich, dass es längst kein Automatismus ist, dass ein Team nach einem Trainerwechsel befreit aufspielt. Und auch die Rückkehr von Oliver Sorg und Enrico Valentini in die Startelf sorgte nicht für mehr Sicherheit in der Defensive. Im Gegenteil: Die Hintermannschaft des FCN ließ den jungen Torwart Benedikt Willert in seinem zweiten Profispiel völlig alleine.

Aufbruchsstimmung nur vor dem Anpfiff  

Dabei lässt ein Blick auf die Statistik glauben, dass der Club offensiv mehr Gefahr als die Gäste ausstrahlte. 14 Torschüsse wurden für die Franken notiert, für die Arminen nur deren neun. Die Versuche der Mintal-Schützlinge  waren - abgesehen von Sörensens Kopfball in der 59. Minute zum zwischenzeitlichen 1:3 - allerdings meist harmlos. Bielefeld dagegen zeigte sich schon in der Anfangsphase abgezockt und humorlos. Die Tore von Clauss, Voglsammer und Klos zwischen der zehnten und der 15. Spielminute sorgten für eine ungewöhnlich frühe Vorentscheidung. Die hoffnungsvolle Stimmung auf den Rängen war blankem Entsetzen gewichen. 

Acht Ecken gab es für den Club, eine konnte Sörensen zum Ehrentreffer nutzen. Bielefeld kam im gesamten Spiel auf nur einen einzigen Eckball - Standardsituationen hatten die Gäste für ihre Tore aber einfach nicht nötig. Die Abwehr der Nürnberger gewährte dem Gegner schließlich auch aus dem Spiel heraus großzügig Zugang zum Strafraum. Immerhin zeigte sich der Club beim Passspiel einigermaßen sicher: 83 Prozent ihrer Pässe brachten die Hausherren erfolgreich zu einem Teamkollegen, mit 85 Prozent war die Arminia aber auch in dieser "Disziplin" überlegen.

Zaghaft und ohne Selbstvertrauen 

Besser war der Club dafür, wenn es darum ging, den Gegenspieler mit unlauteren Mitteln vom Ball zu trennen. 12 Foulspiele bemänglte Schiedsrichter Patrick Ittrich auf Seiten der Franken. Besonders engagiert, nämlich jeweils dreimal,  foulten Kapitän Hanno Behrens und Außenverteidiger Enrico Valentini. Letzterer hatte Glück, dass der Unparteiische ihm nach seinem harten Einsteigen gegen Jonathan Clauss in der 26. Minute nur Gelb zeigte. Bielefeld beschränkte sich auf neun Fouls, besondere Härte war aber auch nicht nötig, um das Spiel über die Zeit zu bringen. Zu zaghaft war die Gegenwehr der Gastgeber, zu schnell stellte Fabian Klos nach Sörensens Anschlusstreffer den Drei-Tore-Abstand wieder her.

Dass es dem Club an Biss fehlte, bestätigt auch ein Blick auf die Zweikampfquote. Nur 43 Prozent ihrer Duelle gewannen Behrens und Co, zu 57 Prozent war Arminia Bielefeld erfolgreich. Von einem engagierten Anrennen, dem unbedingten Willen, den Rückstand zu egalisieren, war ebenfalls wenig zu sehen. Insgesamt liefen die Gäste mit rund 119 Kilometern sogar etwas mehr als der Club. Die Franken legten im Laufe der Partie 116 Kilometer zurück. Gemessen an der tatsächlichen Leistung auf dem Platz sind die statistischen Daten für den Club aber noch recht akzeptabel.

Immerhin war der Auftritt mehr als besorgniserregend, nichts von dem, was eine gute Zweitligamannschaft ausmacht, war gegen Bielefeld zu sehen. Nur in der ersten Minuten des Spiels war so etwas wie Aufbruchsstimmung zu spüren. Und der Sieg für die Arminen hätte sogar noch höher ausfallen können: Die Franken hatten Glück, dass Reinhold Yabo in der 39. Minute zwar in guter Position, aber auch im Abseits stand. Wer immer demnächst den Trainerjob am Valznerweiher übernimmt - langweilig wird es ihm kaum werden. Die Probleme beim Club sind groß, da helfen auch die Erfolge der Vergangenheit nicht. 

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