Systemfrage

Corona erschwert Sportvereinen die Pächter-Suche

8.5.2021, 17:53 Uhr
Bis zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war das Sportheim des FSV Berngau pächtergeführt. Seitdem hat der Verein keinen Nachfolger gefunden.

© Günter Distler Bis zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war das Sportheim des FSV Berngau pächtergeführt. Seitdem hat der Verein keinen Nachfolger gefunden.

Im Südwesten vor den Toren Neumarkts herrscht Stillstand. Nicht nur im sportlichen Bereich. Der FSV Berngau sucht seit ziemlich genau einem Jahr nach einem Pächter für sein Vereinsheim. Eine Suche, die corona-bedingt vorerst eingestellt wurde. "Wenn der Sportbetrieb und die Gastronomie wieder loslegen können, dann suchen wir weiter", sagt der 1. Vorsitzende Andreas Wittmann. Dass Bewerber momentan nicht Schlange stehen, ergibt sich indes nur zum Teil aus der aktuellen Situation.


Corona-Lockerungen in Bayern: Das müssen Sie wissen


Schon seit Jahren ist zu beobachten, wie Vereinsheime an Bedeutung als Treffpunkt für die Mitglieder verlieren und sich darüber die strategische Frage stellt, wie die Verköstigung erfolgen soll: In Eigenregie durch ehrenamtliche Kräfte oder durch einen Pächter. Die erste Variante hat den Vorteil, dass der Verein Herr in seinem eigenen Hause ist, so wie es beispielsweise der TV 21 Büchenbach praktiziert. Sie hat aber auch Nachteile, die für Hans-Jürgen Kieslich überwiegen. Er ist Vorsitzender des FC Gunzenhausen, der sein Sportheim verpachtet hat, "seit ich denken kann". Warum? "Ich brauche mich als Verein um nichts zu kümmern, muss nicht jede Woche grübeln, wie viele Bratwürste ich am Sonntag beim Heimspiel der Ersten brauche. Und ich habe mit der Pacht ein festes Einkommen." Wenn denn gerade kein Corona ist. Unter den erschwerten Bedingungen haben sie ihrem Vereinswirt die Pacht während des Lockdowns erlassen. "Wir sind ja froh, wenn wir auch nach Corona noch einen Pächter haben", sagt Kieslich.

Schließlich ist die Suche nach einem geeigneten Pächter eine recht komplizierte Angelegenheit, erinnert sich Kieslich an seine Erfahrungen aus dem Jahr 2017. "Ein Wirt eines Sportheims sollte die Vereinsstruktur kennen und muss auch mit der Optik der Gaststätte leben. Da hängen nun mal Pokale, Wimpel oder alte Mannschaftsfotos drin. Und oft gibt es auch einen Stammtisch, an dem es mal lauter zugeht." Andererseits gelte es an die Bedürfnisse des Wirts denken. "Wenn eine Hochzeit, ein Geburtstag oder ein anderes Fest ansteht", müssten die Sportabteilungen die geschlossene Gesellschaft akzeptieren.

Mit diesem Konfliktpotenzial wird sich künftig auch Jörg Stützinger auseinandersetzen. Nach zehnjähriger Auszeit in der Branche hat der 44-Jährige Schwabacher, der sich seit 2019 als Fußball-Jugendtrainer in Neumarkt engagierte, im Januar die ASV-Gaststätte am Deininger Weg übernommen. Auf der Karte stehen neuerdings Burger und Pizza. Während sich die Vorgängerin unter Berufung auf die Corona-Beschränkungen im vergangenen Frühsommer zurückzog, sah Stützinger in der Übergangszeit die Chance gekommen, um seine eigenen Ideen als Unternehmer zu verwirklichen.


Berchinger Vereins-Ikone hört als Sportheim-Wirt auf


Einerseits bekennt er sich mit der Umbenennung der Lokalität in "dASVereinsheim" eindeutig zum sportlichen Klientel, andererseits soll die Vermietung der Nebenräume auch externe Gäste anziehen. "Es ist ein Spagat", sagt Stützinger, der weiterhin die U 13-Kicker anleiten wird und noch Verstärkungen für sein Küchenteam sucht. Solange er sein Geld ausschließlich mit Abhol- und Lieferservice verdient, kommt ihm der Verein mit der Pacht entgegen.

Corona erschwert Sportvereinen die Pächter-Suche

© Foto: Mathias Hochreuther

Über Pragmatismus und Anpassung kann Andreas Wittmann vom FSV Berngau ein Lied singen. Das Ausscheiden des vorigen Pächters nahm er zum Anlass, die vom Verein gesteckten Modalitäten der Zusammenarbeit unabhängig von Corona zu überdenken. Seine Erkenntnis: "Den Wirtschaftsbetrieb ausschließlich über die Sport-Gäste zu finanzieren, das geht nicht mehr." Daher suche man einen Pächter auf "Nebenkostenbasis", der durch die geringeren Grundkosten motiviert werde, sich mit eigenen Aktivitäten zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Der FSV profitiere passiv. "Mein Anliegen ist, dass sich wieder was rührt im Sportheim."

Zwischen den beiden Lockdowns hatten die Abteilungen das Vereinsheim selbst bewirtschaftet, doch das ginge auf Dauer kaum, sagt Wittmann. "Dafür sind wir mit über 1000 Mitgliedern eigentlich schon zu groß." Seine Vorstellungen: "Als Wirt eines Sportheims in einer Gemeinde wie Berngau muss ich mir einen Namen machen, darf nicht nur der Pächter sein, sondern muss mich auch ins Vereins- und Gemeindeleben einbringen. Und ich muss mein Geschäft rund um den Sportbetrieb planen, dann muss ich auch nicht jeden Dienstagmittag geöffnet haben."

Da ist in einem Sportheim im Regelfall ohnehin Stillstand.

Verwandte Themen


Keine Kommentare