Endlich wieder schmerzfrei: HCE-Leader Sellin ist zurück

1.3.2021, 10:30 Uhr
"Egal, ob auf der Platte oder auf der Bank: Ich versuche immer anzupeitschen", sagt Johannes Sellin.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo "Egal, ob auf der Platte oder auf der Bank: Ich versuche immer anzupeitschen", sagt Johannes Sellin.

Die Erleichterung ist Johannes Sellin anzuhören. Die Erleichterung über den Sieg gegen Nordhorn; über ein versöhnliches Ende der Hinrunde; vor allem aber darüber, dass er endlich wieder ein echter Teil der Mannschaft ist. Acht Treffer erzielte der Rechtsaußen des HC Erlangen am Sonntagnachmittag, noch wichtiger aber für ihn: Er ist endlich wieder schmerzfrei.

In der Vorbereitung auf die laufende Saison brach sich Sellin den Finger und musste operiert werden. Als er im November endlich wieder mitmachen konnte, ging er es "völlig übermotiviert" an (Sellin über Sellin). Seiner Leistung war das nicht unbedingt zuträglich, vor allem war er bald wieder verletzt. "Es war wie bei einem kleinen Jungen, wenn er einen Ball sieht", sagt er über diese Phase, "wahrscheinlich kriegt man das nie raus."

Seit die Handball-Bundesliga nach der WM-Pause wieder ihren Betrieb aufgenommen hat, ist auch der kleine Junge wieder zurück. Und seit Sonntag auch die Spielfreude.

16 Treffer von Bissel und Sellin

Weil sich die Gäste der HSG Nordhorn-Lingen in der Nürnberger Arena in erster Linie darauf konzentrierten, die Erlanger Schützen und Kreisläufer aus dem Spiel zu nehmen, boten sich für Sellin und sein Pendant auf der anderen Seite viele Freiräume. Sellin und Christopher Bissel erwischten einen überragenden Tag, erzielten zusammen 16 Treffer und zeigten kaum eine Schwäche. Den Respekt habe sich "der Rückraum erarbeitet", sagt Sellin, "und wir haben das Vertrauen zurückgezahlt."


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Trotz der vielen Abstinenzen seit seinem Wechsel 2017 trauen sie Sellin auch beim HC Erlangen noch viel zu. Am Sonntag bekam er den Vorzug vor dem zuletzt ebenfalls verletzten Hampus Olsson und vor Florian von Gruchalla, der ehemalige Nationalspieler ist nicht nur ein sehr guter Rechtsaußen, er ist auch ein Lautsprecher der Mannschaft, ein "emotional leader", wie man neuerdings sagt.

Klare Worte

Als am Donnerstag in Wetzlar der schöne Vorsprung zu schmelzen begann, war er es, der in einer Auszeit das Wort ergriff. "Und hinten hört diese Scheiße am Kreis jetzt mal auf", brüllte er und forderte energischere Abwehrarbeit ein. Zwar hörte die, nunja, Scheiße am Kreis nicht auf und glich Wetzlar am Ende noch aus, dennoch braucht diese manchmal etwas zu brav wirkende Mannschaft genau solche Typen wie ihn. "Egal, ob auf der Platte oder auf der Bank: Ich versuche immer anzupeitschen", sagt Sellin, auch wenn er im Nachhinein manchmal selbst ein wenig über die Wortwahl erschrickt.

Auch was die Hinrunde, die nun mit dem 35:29 gegen Nordhorn zu Ende gegangen ist, angeht, findet er klare Worte: "Ganz zufrieden können wir nicht sein, es fehlen vier bis sechs Punkte", sagt er - wahrscheinlich auch, weil neben ihm zwischenzeitlich auch viele andere Schlüsselspieler gefehlt haben. "Wir haben gesehen, woran wir arbeiten müssen. Jetzt können wir zeigen, was wir aus den Fehlern gelernt haben", sagt Sellin.

Auch gegen Nordhorn keine Schmerzen

Für ihn geht die Saison ja jetzt erst richtig los. "Es fühlt sich gut an, wenn man endlich mal keine Schmerzen hat, wenn es nirgendwo zwickt und man sich auf Handball konzentrieren kann", sagt er. Während die Kollegen gegen Nordhorn zum Teil harte Treffer einstecken mussten, blieb der in Erlangen als Pechvogel verschriene Sellin sogar im Duell mit den robusten Abstiegskämpfern schmerzfrei. Oder zumindest fast. "Einer der etwas korpulenteren Kreisläufer ist mir einmal auf den Zeh getreten", erinnert er sich. Aber kein Problem, Sellin hat schon weitaus Schlimmeres erlebt.

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