HCE-Torhüter Ziemer: "Werden viel Freude haben"

27.2.2021, 13:49 Uhr
Sieht in diesem Fall nicht so aus, aber für Martin Ziemer ist das Glas eher halbvoll.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Sieht in diesem Fall nicht so aus, aber für Martin Ziemer ist das Glas eher halbvoll.

Martin Ziemer hat sich in der Handball-Bundesliga über die Jahre zu einem beliebten Gesprächspartner gemacht. Der 37 Jahre alte Rostocker ist immer für einen lockeren Spruch gut, auf inhaltsleere und sinnbefreite Plattitüden hat er keine Lust, Ziemer schätzt offene, direkte und ehrliche Worte. Was nicht bedeutet, dass der Torwart des HC Erlangen ständig darauf ist, Überschriften zu produzieren. Wenn es angebracht ist, analysiert er die Situation auch ganz sachlich nüchtern.

Ob der HCE mal zum Psychologen auf die Couch muss, nachdem er am Donnerstagabend in Wetzlar nicht zum ersten Mal in dieser Saison sieben Tore Vorsprung verspielt hat?

"Muss sich alles hart erarbeiten", sagt Ziemer

Es ist eine Steilvorlage für einen flapsigen Spruch, aber Ziemer hat an diesem Freitagvormittag keine Lust darauf, dem Journalisten die nächste Überschrift ins Aufnahmegerät zu sprechen. Ziemer sagt: "Man muss das in den gesamten Kontext einbetten. Es gibt noch ambitionierte Mannschaften, die ähnliche Probleme haben." Vor zehn Jahren hätte man in der Handball-Bundesliga noch relativ einfach an der Tabelle ablesen können, wer wen schlägt, erinnert er sich, der vor zehn Jahren ja auch schon dabei war. "Dieses 'normalerweise' gibt es aber nicht mehr", findet Ziemer, "man muss sich alles hart erarbeiten."

Zum Beispiel einen Sieg beim Tabellenletzten in Coburg. Was dem HCE vergangene Woche nicht gelungen ist. Dafür haben sie davor die Füchse aus Berlin besiegt, die zuvor in 13 Partien ungeschlagen vom Feld gegangen waren.

Ein mentales Problem?

Am Donnerstag war der HCE ebenfalls auf einem guten Weg, für eine Überraschung zu sorgen. 17:12 stand es in Wetzlar zur Pause für die Gäste aus Erlangen, kurz nach dem Seitenwechsel sogar 19:12, auch Martin Ziemer hatte daran maßgeblichen Anteil. Nach 18 Minuten schickte ihn Trainer Michael Haaß in einer komplizierten Phase für Klemen Ferlin zwischen die Pfosten. Der Routinier hielt vier der ersten sechs Bälle und trug mit dazu bei, dass die Begegnung eine andere Richtung bekam.

Am Ende stand trotzdem ein 28:28-Unentschieden, das sich für die Beteiligten zunächst wie eine Niederlage anfühlte. Kein Fall für die Couch, kein mentales Problem? "Nein", sagt Ziemer. Es gehe nicht darum, "etwas wegzuschieben, etwas zu verdrängen", aber darum die Thematik "sachlich aufzuarbeiten".

Auf einem guten Weg

Was die erste Aufarbeitung noch auf der Rückfahrt ergeben hat? "Wir haben gegen die offensive Deckung nicht gut gespielt, in der Defensive waren wir wegen den Zeitstrafen davor etwas zu vorsichtig." Auf vier schnelle Paraden folgten für Ziemer nur noch zwei weitere - und die Begegnung bekam noch einmal eine andere Richtung. "Natürlich bleibt da ein schlechtes Gefühl im Bauch zurück, weil man weiß, dass man mehr hätte holen können. Das nervt tierisch", sagt Ziemer.

Der Ruhepol mit dem feinen Humor sieht das Glas trotzdem eher halbvoll. Am Sonntag (16 Uhr) geht für den HCE mit der Partie gegen den Abstiegskandidaten aus Nordhorn die Vorrunde zu Ende, im besten Fall natürlich versöhnlich und mit einem Sieg. Rückschläge wie gegen Wetzlar oder gegen Balingen, wo man ebenfalls einen großen Vorsprung verspielte, sieht Ziemer als Teil des Lernprozesses für eine Mannschaft, die im vergangenen Sommer runderneuert wurde.

Mittelfristig soll es in der Tabelle einige Plätze nach oben gehen, "und da", sagt Ziemer, "sehe ich uns nicht auf einem schlechten Weg". Die guten Ansätze weiter vertiefen, die weniger guten sachlich aufarbeiten - "dann", glaubt der Torwart, "werden wir in dieser Saison auch noch jede Menge Freude haben."

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