Erlanger Schwimmer jubeln: Peter Varjasi ist Deutscher Meister

6.6.2021, 19:56 Uhr
Erlanger Schwimmer jubeln: Peter Varjasi ist Deutscher Meister

© Foto: Andreas Gora/dpa

Als Peter Varjasi sich im Herbst 2019 aus Erlangen verabschiedete, war sein Trainer Roland Böller vor allem "sehr, sehr stolz". Varjasi, das junge Aushängeschild des Erlanger Leistungsschwimmen, der als Kind zum Turnerbund gekommen war, ging seinerzeit in die USA. An der Florida State University konnte er mit einem Schwimm-Stipendium trainieren und studieren.

Vor knapp sechs Wochen ist der 21-Jährige mal wieder für einen Abstecher nach Deutschland zurückgekehrt. Mit Roland Böller und dem Team des TB Erlangen hat er sich hier auf die Deutsche Meisterschaft in Berlin vorbereitet. Varjasi vertritt dort weiter seinen Verein, den TB Erlangen, zumindest inoffiziell. Offiziell mussten alle Erlanger Athletinnen und Athleten auf einer Liste des Bayerischen Schwimmverbandes antreten, nachdem der, wie berichtet, den TB ausgeschlossen hat.

"Er ist ja bei uns groß geworden"

Am Sonntag war Böller dann wieder sehr stolz. "Er ist ja bei uns groß geworden. Der Peter ist ein super Junge, ein riesiges Talent." Denn am Sonntag konnte Varjasi einen großen Erfolg in seiner Karriere feiern: Über die 50 Meter Freistil holte er den Deutschen Meistertitel. Mit 22,50 Sekunden schlug der über zwei Meter große Hüne genau eine Hundertstel Sekunde früher an als Martin Spörlein (SG Bamberg) auf Platz zwei.


Roland Böller und der Turnerbund haben ehrgeizige Pläne


Es war nicht die einzige schöne Überraschung für den Turnerbund in diesen vier Tagen in Berlin. Für die zweite sorgte die erst 14 Jahre alte Julia Barth, gebürtige Bambergerin und Anfang des Jahres von der dortigen SG zum Team um Trainer Böller gestoßen – gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester und zwei kleineren Geschwistern. "Sie hat sich explosionsartig entwickelt", sagt ihr Coach.

Platz drei nur knapp verpasst

Barth ist eine Expertin für die längeren Strecken, über 1500 Meter Freistil verpasste sie Platz drei in 16:59,68 Minuten nur ganz knapp. Und auch über die 800 Meter Freistil wurde sie in persönlicher Bestzeit in 8:56,56 Minuten Vierte und blieb erstmals unter neun Minuten.

Zwar fehlte auch bei den Langstrecken die ein oder andere Top-Athletin, weil sich das Olympia-Team gerade im Höhentrainingslager befindet. "Aber es ist dann eben auch Aufgabe der jungen Athleten, diese Lücken zu füllen", sagt Roland Böller. "Und das hat sie bei ihren ersten Deutschen Meisterschaften mehr als erfüllt."

Eine Chance auf die EM?

Sogar eine kleine Chance auf die Junioren-Europameisterschaft in Rom sieht der Trainer für Barth noch. Die Normen hat sie zwar nicht ganz geschafft, doch je nachdem zu welcher Einschätzung der Bundestrainer kommt, wäre eine Nominierung möglich. "Das müssen wir mal abwarten", sagt Böller.

Für die Junioren-EM qualifiziert ist bereits die 16-jährige Kellie Messel vom TB. Sie schaffte es bei der DM viermal ins A-Finale, also unter die besten Acht. Sowohl über die 200 Meter Brust (2:31,60 Minuten) als auch über 400 Meter Lagen (4:54,74 Minuten) wurde sie Fünfte. "Das war gut, wir hoffen aber schon, dass vor der Junioren-EM noch etwas dazu kommt", sagt Böller. Der Schwerpunkt der Vorbereitung liege aber klar auf der EM. Mit Annalena Wagner schaffte es eine vierte Erlangerin ins A-Finale, über 200 Meter Rücken wurde sie in 2:16,18 Minuten Sechste, über 50 Meter Rücken in 29.53 Sekunden Achte.

Keine einfache Vorbereitung

Hinter den Erlanger Schwimmerinnen und Schwimmern liegt keine einfache Vorbereitung. Neben gesundheitlichen Problemen bei manchen Sportlern, kamen die Querelen mit dem Bayerischen Schwimmverband. "Es geht nicht spurlos an den Athleten vorbei, wenn ihnen vom eigenen Verband so viele Steine in den Weg gelegt werden", findet Böller.


Schwimm-Streit eskaliert: Verband schließt Turnerbund aus


Der Streit habe das Team noch enger zusammengeschweißt hatte die junge Schwimmerin Kellie Messel schon vor der DM gesagt. "Es ist die Kunst in solchen Situationen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Das wird die Aufgabe für die kommenden Monate sein, auch, dass wir einen Zusammenhalt herstellen", sagt Böller, dem um das Leistungsschwimmen in Erlangen trotz allem nicht bange ist.

"Bekommen riesige Unterstützung"

Selbst wenn der Ausschluss aus dem BSV Bestand haben sollte, ließen sich vermutlich Möglichkeiten für die Turnerbund-Athleten finden, bei Wettbewerben anzutreten, etwa über ein Zweitstartrecht bei anderen Vereinen. "Man weiß, wo die Menschen sind, die einen unterstützen. Und das sind Gott sei Dank sehr viele. Wir bekommen riesige Unterstützung von der Stadt, von Sponsoren, vom Verein. Es ist nicht nur ein Gegeneinander", sagt der Trainer.

Mut machen ihm auch Auftritt von jungen Athletinnen wie Julia Barth. "Sie ist eine der Sportlerinnen, anhand derer wir sagen, wir sind auch für die Zukunft gut aufgestellt", sagt Böller - trotz allem.

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