Fahnentritte und mehr! Die denkwürdigsten Frankenderbys seit 1996

21.11.2019, 12:47 Uhr
Vom "Pfostendeppen" zum Derbyhelden: Edgar Prib verfehlte eine Woche zuvor das leere Tor in Frankfurt, gegen den Club aber traf er - und das nicht nur ins Tor.

Vom "Pfostendeppen" zum Derbyhelden: Edgar Prib verfehlte eine Woche zuvor das leere Tor in Frankfurt, gegen den Club aber traf er - und das nicht nur ins Tor.

Das Verhältnis zwischen Nürnberg und Fürth wird seit Jahrhunderten nicht gerade von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt bestimmt. Sticheleien, Intrigen, politisch motivierte Entscheidungen prägten seit jeher die Rivalität der beiden Städte. Die sportlichen Auseinandersetzungen der hiesigen Fußballer bilden da keine Ausnahme.

Im Gegensatz zu den ersten Derbys hat der Außenseiter in den vergangenen Jahren mächtig aufgeholt. Seitdem das Kleeblatt 1996 auf den Namen SpVgg Greuther Fürth getauft wurde, spricht die Bilanz gegen den 1. FC Nürnberg. Wir lassen vor dem 265. Aufeinandertreffen am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) zehn besondere Duelle aus der jüngeren Vergangenheit Revue passieren.

31. August 1996: Duell in der dritten Liga

Auf dieses Duell hatten die Fans lange warten müssen, entsprechend groß war der Ansturm. Dabei war der Club erstmals in seiner langen Historie in die 3. Liga abgestiegen, und die Fürther machten sich gerade erst mit der Unterstützung der Abordnung des TSV Vestenbergsgreuth auf, nach Jahren der Tristesse ins Rampenlicht zurückzukehren. 44.181 Menschen – Rekordkulisse für ein Pokalspiel zweier Drittligisten – wollten das erste Kräftemessen der Erzrivalen nach 16 Jahren sehen und staunten nicht schlecht, als die Fürther in der zweiten Runde des DFB-Pokals den Favoriten mit 2:1 bezwangen. Markus Lotter (27.) und Heinrich Dumpert (63.) trafen für Fürth, Mirza Golubica schoss den zwischenzeitlichen Ausgleich (51.).

5. Oktober 1996: Armin Veh gegen Willi Entenmann

Es sollte die schnelle Revanche für die Pokalpleite werden, doch jubeln durfte nur vier Wochen nach dem ersten Coup erneut die Spielvereinigung. Mit 3:1 bezwang Armin Vehs Elf die Mannschaft von Willi Entenmann – in einem "Auswärtsspiel" im heimischen Frankenstadion kassierte der Club im neunten Punktspiel die erste Saisonniederlage und musste den Platz an der Sonne an den Lokalrivalen abtreten. Besonders bitter für Nürnberg: Ausgerechnet Frank Türr erzielte alle drei Fürther Treffer. Der quirlige Mittelstürmer war am Valznerweiher ausgebildet worden, konnte sich dort aber nie wirklich durchsetzen. In dieser Saison avancierte Türr mit 25 Treffern zum Torschützenkönig der Regionalliga. "Das Spiel war ein Highlight meiner Karriere", erinnerte sich Türr Jahre später an seine Sternstunde.

23. November 2008: Eigler schießt Ex-Verein ab 

Und wieder ein Moment, für den das Wörtchen "ausgerechnet" wohl erfunden wurde: Zwei Minuten vor Schluss hatte Christian Eigler einen Geistesblitz, der Ex-Fürther zog aus 20 Metern ab und verwandelte das Frankenstadion mit seinem 2:1-Siegtreffer in ein Tollhaus. Stefan Reisinger hatte Fürth in Führung gebracht, Dominic Maroh den Ausgleich erzielt. Für den kriselnden Bundesliga-Absteiger, bei dem Co-Trainer Michael Oenning Thomas von Heesen abgelöst hatte, war es der erste Heimsieg gegen Fürth seit über 30 Jahren. Und er sollte zu einer wichtigen Etappe auf dem Weg zurück in die Bundesliga werden. "Wir haben damals die Euphorie mitgenommen", erinnerte sich Kunstschütze Eigler.

20. Dezember 2011: Kung-Fu im DFB-Pokal

Der Club in der Bundesliga mal wieder im Abstiegskampf, die Fürther furios im Unterhaus auf Aufstiegskurs – schon die Vorzeichen sprachen für den klassentieferen Gast im Pokal-Achtelfinale kurz vor Weihnachten. Die 254. Auflage des ewig jungen Duells prägte Edgar Prib mit dem Tor des Tages und seinem anschließenden Kung-Fu-Tritt gegen die mit einem Club-Emblem geschmückte Eckfahne. Die Stimmung war aufgeheizt, nach dem Abpfiff enterten ein paar wildgewordene Rowdys den Innenraum und lösten Jagdszenen zwischen Polizei, Ordnern und Fans aus. Als "Sturm der Zigarettenbürschla" fand diese bittere Randnotiz bundesweit Beachtung.

21. April 2013: Geis-Hammer bringt Fürth den Sieg

Man traf sich in der Saison 2012/13 erstmals nach rund 49 Jahren wieder in der höchsten deutschen Spielklasse. Das torlose Hinspiel im Ronhof blieb allenfalls wegen zweiter Roter Karten in Erinnerung, [8]in der Rückrunde sollte sich das Niveau deutlich steigern: [/8]Johannes Geis wuchtete einen fulminanten Schuss unhaltbar für Raphael Schäfer zum entscheidenden 1:0 in die Maschen und küsste in der Jubeltraube vor dem Fürther Block das Vereinswappen auf dem Kleeblatt-Trikot. Den Abstieg des abgeschlagenen Schlusslichts konnten die Derby-Endorphine freilich nicht mehr verhindern.

11. August 2014: Kantersieg lässt Gustavstraße beben

In Fürth grämte man sich noch wegen der denkbar knapp verpassten Rückkehr ins Oberhaus, da kam das Derby am zweiten Spieltag der jungen Zweitliga-Saison gerade recht. Der 5:1-Kantersieg nach einem starken Auftritt und vielen Fehlern der Nürnberger wurde noch lange gefeiert. Die Gustavstraße wurde ihrem Ruf als Partymeile bis tief in die Nacht hinein gerecht. Die sechs Treffer markierten das torreichste fränkische Kräftemessen seit der Saison 1972/73, als das Duell beim Stand von 4:2 für Fürth nach Feuerwerksbeschuss und Platzsturm von Club-Fans abgebrochen worden war.

26. Februar 2016: Ein Grenzgänger entscheidet das Spiel

Nach einer 2:3-Niederlage im Hinspiel revanchierte sich der Club am 23. Spieltag mit einem 2:1-Heimsieg. Robert Zulj hatte die Gäste früh in Führung gebracht, Sebastian Kerk gelang aber noch vor der Pause der Ausgleich. Zum Derbyhelden avancierte dann – einmal mehr "ausgerechnet" – in der 84. Minute Niclas Füllkrug, der in der Saison 2013/14 als Leihspieler für Fürth aufgelaufen war.

20. September 2016: Mal wieder Siege für das Kleeblatt

Nach nur zwei Punkten aus den ersten fünf Zweitliga-Spielen sollte das Derby für den kriselnden Club ein Wendepunkt werden. Zwar war das Team von Trainer Alois Schwartz auch klar überlegen, die Tore aber erzielten zunächst die Fürther Serdar Dursun und Daniel Steininger. Guido Burgstallers Anschlusstreffer in der Schlussminute konnte die 1:2-Niederlage nicht mehr verhindern. Auch im Rückspiel behielt das Kleeblatt durch ein Tor von Robert Zulj mit 1:0 die Oberhand – damit gewann Fürth erstmals seit Einführung der Bundesliga wieder zwei Derbys in einer Saison und konnte am Ende auch zum ersten Mal seit der Oberliga-Saison 1952/53 den Club in der Tabelle hinter sich lassen.

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24. September 2017: Rot-schwarz regiert im Ronhof

38 Jahre lang hatte der Club warten müssen, bis er endlich wieder einen Pflichtspielsieg im Fürther Ronhof bejubeln durfte – was natürlich auch daran lag, dass der Nachbar sein Heimrecht häufig abgegeben hatte und stattdessen im Nürnberger Stadion angetreten war. Mikael Ishak und Cedric Teuchert brachten die Elf von Trainer Michael Köllner auf Kurs. Jurgen Gjasula machte es in der 79. Minute mit einem Elfmetertor noch einmal spannend, ehe Club-Kapitän Hanno Behrens sein Team in der vierten Minute der Nachspielzeit mit dem 3:1 erlöste und die Gästefans in einen wahren Freudentaumel stürzte.

3. März 2018: Der Club steigt auf - verliert aber trotzdem

Unterschiedlicher hätte die Stimmungslage vor dem bislang letzten Derby kaum sein können: Am 25. Spieltag steuerte der 1. FC Nürnberg als Spitzenreiter wieder einmal dem Aufstieg entgegen. Die Spielvereinigung taumelte im Kampf um den Klassenerhalt vor sich hin und war vor allem auswärts ein überaus gern gesehener Gegner. Nicht so an diesem Tag: Khaled Narey mit einem perfekten Seitfallzieher sowie Daniel Steininger in der Schlussminute bescherten dem Team von Trainer Damir Buric mit diesem 2:0-Erfolg den einzigen Auswärtssieg der Saison. Der Club spielte dennoch bald darauf erstklassig, Fürth durfte weiter an seiner Bilanz als dienstältester Zweitligist arbeiten.

 

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