Frauenfußball Landesliga

Fehlstart der SpVgg Erlangen: Alles Kopfsache

12.9.2021, 17:30 Uhr
Müssen es im Team besser machen: Die Spieli-Fußballerinnen sind mit zwei Niederlagen in die Landesliga-Saison gestartet.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Müssen es im Team besser machen: Die Spieli-Fußballerinnen sind mit zwei Niederlagen in die Landesliga-Saison gestartet.

Manchmal muten Fußballtrainer wie Mathematiker an. Minutiös blicken sie auf die verschiedenen Variablen, die ihnen vorliegen, und fahnden nach Mustern, die ihnen wichtig erscheinen. Stärken und Schwächen der eigenen Mannschaft, Stärken und Schwächen des Gegners - und dann beginnt die Suche nach einer passenden Formel, einer Taktik, die die Stärken des eigenen Teams und die Schwächen des Gegners miteinander verbindet.

Matchplan - fast wie Mathematik

Die Trainer setzen ihre Variablen ein, lösen die Formel - und am Ende müsste ein Sieg herausspringen. Thomas Tuchel prägte dafür in Deutschland einst den Begriff des Matchplans, als er vor jeder Partie die Formationen der Gegner entschlüsselte, um die Formation des FSV Mainz anschließend zu spiegeln.

Was in der Theorie so einfach erscheint, ist in der Praxisviel komplizierter. Denn auch Tuchel weiß: Die Menschen auf dem Platz sind keine Algorithmen, die exakt ausführen können, was man ihnen aufträgt. So gut ein Plan sein mag, so motiviert eine Mannschaft auftritt, im Fußball wirkt neben all der rationalen Mathematik immer auch ein Hauch irrationale Psychologie mit. Der Kopf spielt mitunter die übelsten Streiche.

Als die Spielvereinigung Erlangen in der vergangenen Woche die 1:2-Niederlage gegen den SV Reitsch aufarbeitet, erkennen Trainer und Team die Probleme relativ schnell. Vor allem der Spielaufbau steht im Fokus der Analyse: zu viel über das Zentrum, zu wenig über die Flügel. Die Vorteile und Überzahlen, die das Dreierketten-System bietet, haben die Fußballerinnen nicht konsequent genug ausgenutzt. Das muss sich ändern, das weiß der Trainer, das weiß die Mannschaft.

Will als erfahrene Spielerin vorangehen: Spieli-Kapitänin Katharina Vornehm.

Will als erfahrene Spielerin vorangehen: Spieli-Kapitänin Katharina Vornehm. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Also beginnt die Vorbereitung auf die nächste Partie, in der diesmal alles besser laufen soll. Drei Trainingseinheiten, ein klarer Plan und eine entschlossene Mannschaft. "Wir wussten genau, wie der Club spielen würde", sagt Kapitänin Katharina Vornehm. "Und wir haben uns im Detail darauf vorbereitet."

"Wir haben das Selbstvertrauen verloren"

25 Minuten lang läuft die Partie gegen die Reserve des 1. FCN - und der Matchplan scheint aufzugehen. Die Nürnbergerinnen spielen, wie sie spielen sollen. Die Erlangerinnen setzen um, was es umzusetzen gilt. Eine ausgeglichene Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Doch dann fällt der Gegentreffer. Und plötzlich mischt sich etwas in die Köpfe der Spielerinnen, eine Variable, die in der Gleichung so nicht vorgesehen war: Verunsicherung.

"Wir haben das Selbstvertrauen verloren", sagt Vornehm. "Alle waren ein bisschen mit sich selbst beschäftigt." Das Team von Kevin Schmidt agiert mutloser, findet nicht mehr zurück zur eigenen Spielidee, kann den Nürnbergerinnen nicht mehr die eigenen Stärken aufzwingen. Weitere Gegentreffer aus der Distanz und eine 1:4-Niederlage später hängen die Köpfe tief. Wieder keine Punkte. Trotz der detaillierten Vorbereitung.

"Ich kann das gerade schwer erklären", sagt die Kapitänin, aber versucht es trotzdem. Das naheliegende Argument, die Spielerinnen müssten sich nach dem Aufstieg erst an das Landesliga-Niveau gewöhnen, lässt sich aus ihrer Sicht schnell widerlegen. Im Pokal konnte dasselbe Team Landesligisten bereits bezwingen. In Vorbereitungsspielen hielt die Elf sogar gegen Bayernligisten mit.

Es ist keine Frage des Spielerischen, sondern eine des Kopfes. Kein Problem, das sich mathematisch lösen lässt, sondern psychologisch. "Ich glaube, wir brauchen jetzt einfach ein Erfolgserlebnis", sagt Vornehm. "Wenn es uns endlich gelingt, unsere normale Leistung abzurufen, können wir in der Liga mithalten."

Die Reserve des SV Weinberg wartet

Die ehemalige Regionalliga-Spielerin war schon häufiger im Abstiegskampf. Sie kennt schwierige Phasen. "Ich glaube, dass ich jetzt auch für die jüngeren Spielerinnen eine Stütze sein kann", sagt die Kapitänin. In dieser Woche beginnt die Vorbereitung auf die nächste Partie. Die Reserve des SV Weinberg wartet. Auch diesmal wird sich Trainer Kevin Schmidt wieder an die Analyse machen, nach einer passenden Formel suchen und den Spielerinnen einen klaren Matchplan mitgeben. Und Katharina Vornehm ist überzeugt: Sie müssen es nur einmal vorführen, einmal sich selbst beweisen, dann geht es schnell wieder aufwärts.

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