Gegnercheck: Das erwartet den FCN gegen Hannover

4.3.2020, 05:10 Uhr
Obenauf waren der Ex-Cluberer Cedric Teuchert und "seine" 96er am Montagabend beim 3:1 gegen Kiel.

Obenauf waren der Ex-Cluberer Cedric Teuchert und "seine" 96er am Montagabend beim 3:1 gegen Kiel.

So ist die Lage Wie auch Mitabsteiger 1. FC Nürnberg tut sich Hannover 96, am Freitag (18.30 Uhr, Liveticker bei nordbayern.de) zu Gast im Max-Morlock-Stadion, unerwartet schwer mit der 2. Liga. Nach einer frustrierenden Vorrunde samt Trainerwechsel – Kenan Kocak übernahm im November für Mirko Slomka – haben sich die Niedersachsen seit der Winterpause etwas stabilisiert. Das 3:1 gegen Kiel war der dritte Sieg im neuen Jahr (zwei Remis, zwei Niederlagen) und ließ Hannover auf Platz zwölf klettern – punktgleich mit dem Club.

Top & Flop Mit Hendrik Weydandt (7 Tore), Marvin Ducksch (6), Cedric Teuchert (5) und Winterzugang John Guidetti (1) ist 96 im Angriff für Zweitligaverhältnisse zumindest nominell exzellent besetzt. Trotzdem lässt die Chancenverwertung bisweilen zu wünschen übrig. Das gilt auch in Sachen Disziplin: Mit sieben Platzverweisen machen die "Roten" ihrem Namen gerade unfreiwillig alle Ehre – 96 ist Letzter der Fairplaywertung.

Im Fokus Als Cedric Teuchert den 1. FC Nürnberg im Januar 2018 in Richtung Bundesliga verließ, ahnten viele, dass dieser Schritt für den talentierten, aber noch unkonstanten und taktisch naiven Angreifer vielleicht zu früh kommen könnte. Tatsächlich blieb Teuchert beim FC Schalke 04 meist nur eine Reservistenrolle. Im Sommer 2019 ließ sich der gebürtige Coburger darum nach Hannover ausleihen, wo er es in der Vorrunde immerhin auf zehn Einsätze (zwei Tore) brachte, ehe ihn ein Jochbeinbruch ausbremste. In der Rückrunde scheint der Knoten beim 23-Jährigen nun endgültig geplatzt zu sein: In den letzten fünf Partien traf Teuchert dreimal. Und gegen seinen Ex-Verein dürfte der nicht unbedingt im Guten aus Nürnberg geschiedene Stürmer wohl besonders motiviert sein.

 

Das Hinspiel Der überraschend klare 4:0-Erfolg in der HDI-Arena war eine der wenigen Nürnberger Sternstunden in dieser Saison – und er weckte kurzzeitig die Hoffnung, der Mannschaft könne unter Trainer Damir Canadi doch noch der Turnaround gelingen. Besser kann ein Fußballspiel freilich kaum laufen: Schon nach drei Minuten hatte Georg Margreitter das 1:0 geköpft, just in einer Hannoveraner Drangphase legte Hanno Behrens nach einem Konter nach (26.). Sekunden vor der Pause machte Robin Hack dann schon alles klar. Erneut Abwehrchef Margreitter sorgte in der 83. Minute für den Schlusspunkt einer kuriosen Partie, in der die Gäste lediglich 23 Prozent Ballbesitz verbuchten, dafür aber mit gnadenloser Effizienz beeindruckten. Während Margreitter vom "perfekten Auswärtsspiel" schwärmte, konstatierte Canadi: "Heute haben wir vieles gut und richtig gemacht. Jetzt heißt es, dies zu bestätigen." Es sollte ein frommer Wunsch bleiben.

Wer/was ist neu? In Anbetracht der ernüchternden Vorrunde wurde in der Winterpause am Maschsee kräftig aufgerüstet. Der schwedische Stürmer John Guidetti (Deportivo Alavés), der frühere Leipziger Mittelfeldmann Dominik Kaiser (Bröndby IF) und der ehemalige Juniorennationalspieler Philipp Ochs (1899 Hoffenheim) sollten die Offensive beleben. Die Planstelle des nach Hoffenheim gewechselten Ersatzkeepers Michael Esser war eigentlich für Martin Hansen (Strømsgodset IF) vorgesehen; weil sich der Däne aber gleich schwer verletzte, holte Hannover auch noch aus Paderborn den 37-jährigen Michael Ratajczak. Zudem verabschiedeten sich Emil Hansson (RKC Waalwijk) und Ex-Nationalspieler Dennis Aogo (vereinslos).

Und sonst so? Die Scharmützel hinter den Kulissen sind in Hannover derzeit meistens spannender als das Geschehen auf dem Rasen. Neuester Akt: Ende Februar hat der Verein seinem bereits Mitte Januar freigestellten Sportdirektor Jan Schlaudraff auch außerordentlich gekündigt. Als Grund führten die Niedersachsen "Geschehnisse" rund um das Spiel gegen den HSV am 15. Februar an, die "mit Blick auf Tragweite und Schwere arbeitsrechtlich nicht hinnehmbar" waren. Wie der kicker mutmaßt, könnte dem 36-jährigen Ex-Profi ein seinem Noch-Arbeitgeber nicht mitgeteilter Tennisurlaub auf Fuerteventura zum Verhängnis geworden sein. Mit Schlaudraffs Nachfolger Gerhard Zuber befindet sich 96 pikanterweise ebenfalls noch in einem Rechtsstreit. Zuber, einst rechte Hand des damaligen Sportchefs Horst Heldt, hatte auf Entfristung
seines Vertrages geklagt und vom Arbeitsgericht Mitte Januar Recht bekommen. Nur einen Tag später ernannte 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind Zuber zum Sportchef – und kündigte an, unabhängig von der Beförderung gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

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