Die Rückkehr des Rückraumshooters

Steinerts große Pläne mit dem HCE

27.7.2021, 18:35 Uhr
Wichtig auf dem Platz und in der Kabine: Christoph Steinert will den HC Erlangen ein zweites Mal voranbringen.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Wichtig auf dem Platz und in der Kabine: Christoph Steinert will den HC Erlangen ein zweites Mal voranbringen.

Natürlich ist Christoph Steinert pünktlich zur ersten Einheit der neuen Saison erschienen. Er kennt ja die Wege, auch wenn die Handballer des HC Erlangen inzwischen nicht mehr in der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle trainieren. „Man weiß, wo es zum Bäcker geht. Das macht es angenehmer und schöner“, sagt er vor der Turnhalle der Franconian International School, wo die Verantwortlichen des HCE gleich die erste Ansprache vor der Mannschaft halten werden. Um den Ton zu setzen für die kommenden Monate.

2019 wechselte Steinert nach zwei Jahren in Erlangen zum SC Magdeburg; der Perspektiven wegen. Jetzt nach zwei Spielzeiten bei einem der Spitzenklubs der Liga, trägt er wieder das Trikot des HCE. Warum? Der Perspektiven wegen – sagt Steinert nicht wörtlich, aber man darf ihn so verstehen. "Ich glaube, dass hier die Chance besteht, etwas aufzubauen", erklärt er seine Rückkehr, und wählt den folgenden Satz mit Bedacht: "Etwas, das so beim SC Magdeburg nicht funktionieren würde."

Schwere Arme in Magdeburg

Beim Traditionsklub in Magdeburg hat Steinert zuletzt erlebt, wie schwer die Arme manchmal werden können, wenn die erfolgreiche Geschichte die nicht genauso erfolgreiche Gegenwart zu erdrücken droht. Dritter ist der Sportclub in der abgelaufenen Saison geworden, allerdings mit deutlichem Rückstand auf Kiel und Flensburg. Zwischenzeitlich herrschte große Unruhe beim elfmaligen DDR-Meister, die hohen Erwartungen der Fans sind selbst dann zu spüren, wenn sie gar nicht in die Bördelandhalle dürfen.

In Erlangen sind die Erwartungen ebenfalls nicht ganz gering, allerdings sitzt dem Verein kein allzu schwerer Rucksack mit Bundesliga-Tradition auf dem Rücken. Die Aufgabe, den HCE in Richtung oder vielleicht sogar auf einen Europapokalplatz zu führen, hat den 1,95 Meter großen Rückraumspieler gereizt.

"In den letzten Jahren hat sich der Verein ja immer nur in eine Richtung entwickelt", sagt Steinert und ignoriert sehr höflich die abgebrochene Saison 2019/20: "Das soll schon auch so weitergehen." Und: "Das Projekt hier ist so spannend. Es gibt nicht so viele Vereine, die so professionell aufgestellt sind." Für drei Jahre hat er unterschrieben, das internationale Geschäft "muss das Ziel sein", findet er, "die Frage ist nur, wie schnell so etwas funktioniert".

Mehr Struktur, mehr Kampfgeist

Ebenfalls neu in Erlangen: Patrik Leban (links) beim Auftakttraining mit Tim Zechel.

Ebenfalls neu in Erlangen: Patrik Leban (links) beim Auftakttraining mit Tim Zechel. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo

Struktur will der 31-Jährige seiner alten und neuen Mannschaft geben und wieder torgefährlicher sein als er es zuletzt in Magdeburg sein durfte. Als wichtig auf dem Platz und in der Kabine beschreibt ihn Trainer Michael Haaß. Steinert soll dem HCE zu mehr Konstanz verhelfen, nachdem sein Vorgänger Sime Ivic im Angriff oft zwar kaum zu stoppen war, in der Abwehr selbst aber auch oft kaum jemanden stoppte.

Dazu passt auch die Wahl der anderen beiden Neuzugänge. Den 24 Jahre jungen Tim Zechel von Bundesliga-Absteiger Essen nennt Haaß einen "Charakterspieler", der sich mit "viel Kampfgeist" einbringen soll. Der 31 Jahre alte Slowene Patrik Leban aus Celje soll wiederum ebenfalls mehr Struktur ins Angriffsspiel bringen.

18 Spieler versammelte Haaß am Montag beim Trainingsauftakt in der Halle um sich. Nikolai Link und Nico Büdel werden wohl erst in zwei bis drei Wochen voll belastbar sein, Max Jaeger und Antonio Metzner müssen sich ebenfalls noch die Verletzungen aus der Vorsaison aus den Knochen schütteln. Nach der absurden Häufung an Ausfällen haben sie beim HCE "jeden Stein umgedreht" (Haaß), um 2021/22 nicht wieder in die Verlegenheit zu kommen, die halbe zweite Mannschaft engagieren zu müssen.

Die jungen Erlanger Talente hatten zwar viel Eigenwerbung betrieben, damit am Ende aber nicht wieder Platz 13 steht, wird es die Bestbesetzung brauchen. "Mehr Qualität in der Spitze und in der Breite" erkennt Steinert im Vergleich zu 2019, auch das: eine angenehme und schöne Erkenntnis.

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