Qual der Wahl: Wer hütet künftig das Tor beim Club?

17.1.2020, 05:56 Uhr
"Ich weiß nicht, ob man von einem Kampf sprechen kann": Im Trainingslager arbeiten Felix Dornebusch (rechts) und Christian Mathenia jedenfalls gut zusammen.

© Foto: Daniel Marr/Zink "Ich weiß nicht, ob man von einem Kampf sprechen kann": Im Trainingslager arbeiten Felix Dornebusch (rechts) und Christian Mathenia jedenfalls gut zusammen.

Felix Dornebusch ist fast zwei Meter groß, scheint in den vergangenen Wochen aber noch ein paar Zentimeter länger geworden zu sein. Insofern muss es nicht verwundern, dass Mitte Januar noch offen ist, wer zunächst Ende Januar im Hamburger Volksparkstadion zwischen den Pfosten stehen wird und drei Tage später im Heimspiel gegen Sandhausen.


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"Bis dahin", betont Trainer Jens Keller, "ist so viel möglich", was auch heißen soll, dass noch alles offen ist. Christian Mathenia, die eigentliche Stammkraft, übt in Marbella nach seinem Kniescheibenbruch wieder mit der Mannschaft; wer heute Nachmittag um 16 Uhr im Testspiel gegen NK Osijek ganz hinten aufgestellt wird, entscheidet sich kurzfristig.

Hinter vorgehaltener Hand hört man in Marbella, dass Dornebusch mindestens aktuell die Nase vorn hat, beim Kampf um die Nummer eins. "Ich weiß nicht, ob man von einem Kampf sprechen kann", schränkt Dornebusch ein; sein Vertrag läuft bis Saisonende, Mathenias bis 2024. "Klar habe ich Lust zu spielen", betont der ehemalige Nothelfer, der letztlich nur seine Chance erhielt, weil im Herbst gleich die ersten vier Torhüter des 1. FC Nürnberg verletzt waren.

Jetzt sind Mathenia und auch Andreas Lukse wieder täglich auf dem Platz und sorgen damit für eine spannende Konstellation, mit Vorteil Dornebusch – noch. Innerhalb der nächsten zehn Tage werde sich zeigen, mit welchem Schlussmann der Abstiegskandidat in die Restrückrunde geht, sagt Keller, ein kleiner Dornebusch-Fan. "Wenn man überlegt, dass er fast ein halbes Jahr gar nicht gespielt hat, hinterließ er einen ganz, ganz starken Eindruck", lobt Keller, "er hat viele sehr positive Dinge gezeigt, das hat mich überrascht."

"Die optimale Lösung" sei Dornebusch gewesen, dieser sanfte Riese aus dem Ruhrgebiet. Und er bleibt es vielleicht auch mittelfristig. Dass er als junger Kerl in Bochum auch gerne mal die angenehmen Seiten des Lebens genoss, gibt er offen zu: "In den ersten Jahren habe sicherlich nicht zu 100 Prozent professionell gelebt." In der Zeit danach dafür umso mehr, was aber nicht jeder Trainer honorierte. Jens Rasiejewski rasierte ihn in Dresden mal drei Stunden vor dem Anpfiff, weil sein Bauchgefühl für den Konkurrenten sprach. Robin Dutt und Gertjan Verbeek bevorzugten gleich andere.

Mit dem Niederländer, in der ersten Jahreshälfte 2014 für den Club zuständig, verbindet Dornebusch trotzdem ein paar kuriose Erinnerungen, unter anderem das mitunter ausufernde Krafttraining. Oberkörper, Beine, Boxen, etwa fünf Kilogramm Muskelmasse packte Dornebusch in zweieinhalb Jahren unter Verbeek drauf, blieb aber Ersatz. Sein Debüt in der Zweiten Liga gab er im September 2017 in Darmstadt, mit 23.

Ja, aber – damit lässt sich seine bisherige Karriere vielleicht am trefflichsten zusammenfassen. Extrem dankbar ist er dafür, dass ihn der Club aus der fast fünfmonatigen Arbeitslosigkeit holte, was danach passierte, lässt seine Augen glänzen. "Genau so, wie ich mir das erhofft hatte", sei es für ihn gelaufen, "die Notsituation des Vereins war für mich ein großer Glücksfall". Bis Ende Januar hätte er noch gewartet. Wenn bis dahin kein passendes Angebot eingegangen wäre, hätte er sich möglicherweise auch mit unteren Klassen beschäftigt. "Dass es ein Verein wie Nürnberg geworden ist, hatte ich nicht erwartet", sagt Dornebusch, ein äußerst reflektierter junger Mann mit vorbildlichen Manieren.

Warum es bis Mitte November nicht so richtig funktioniert hat mit ihm und dem Profifußball, Dornebusch kann es nicht so genau sagen. Auch in Bochum gäbe es "keinen, der mir meine Qualität absprechen kann, es war nicht so, dass ich schlechte Leistungen gezeigt habe", sagt der 25-Jährige, "ich war halt immer der Spieler aus der eigenen Jugend". Vielleicht hätte er seinen Vertrag 2016 nicht um weitere drei Jahre verlängern sollen – Dornebusch kann auch nur spekulieren.

 

 

"Klar kämpfe ich auch um eine Vertragsverlängerung", sagt Felix Dornebusch noch, "Nürnberg ist ein Super- Verein." Und dank ihm neuerdings sogar wieder einer mit konkurrenzfähigen Torhütern.

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