Sicher und aggressiv: Fürth bleibt seinen Prinzipien treu

8.11.2020, 17:00 Uhr
Sicher und aggressiv: Fürth bleibt seinen Prinzipien treu

© Foto: Wolfgang Zink

Der Blick auf die Tabelle hätte ihnen ja durchaus ein wenig Respekt einflößen können: der Gegner auf Platz zwei, sie selbst plötzlich auf Platz fünf – es soll Sportler geben, denen in solchen Situationen die Füße schwer wie Beton werden, und Trainer, die über Nacht alles auf den Kopf stellen und meinen, etwas Besonderes machen zu müssen.

Bei der SpVgg Greuther Fürth halten sie nichts davon. Natürlich, sagte Stefan Leitl vor der Fahrt nach Bochum, gebe es "herausragende Spieler in dieser Liga, die wir unter Kontrolle kriegen müssen", Mannschaften, bei denen es leichter taktischer Anpassungen bedarf, dennoch sei das kein Grund, das große Ganze in Frage zu stellen. "Wir wollen unserem Spiel treu bleiben", sagte also Fürths Trainer, "wir wollen nicht unsere Prinzipien vernachlässigen."

Was das bedeutet, ließ sich am Samstagmittag im Ruhrstadion vom Anpfiff weg erkennen. Die Gäste aus Fürth ignorierten erneut, dass sie die Auswärtsmannschaft stellten, begannen druckvoll und zweikampfstark. Nach fünf Minuten hatten sie sich bereits eine Ecke und einen Freistoß in aussichtsreicher Position erarbeitet, nach neun Minuten hieß es 1:0, am Ende stand ein sehr verdienter 2:0-Erfolg.

Fürth belohnt sich für gute Leistungen

Drei Siege in Serie, erstmals zu Null in dieser Saison, zumindest vorerst auf dem sehr schicken Tabellenplatz drei – und nebenbei stellte das Kleeblatt noch einen Vereinsrekord auf: Elfmal in Folge blieb Fürth auswärts nun ungeschlagen.

Stefan Leitl macht nicht den Eindruck, als würden ihn solche Rechenspiele groß interessieren. "Wir freuen uns über die aktuelle Situation", sagte er, nachdem er am Samstag seine Spieler umarmt hatte, aber: "Ich stelle trotzdem nicht das Ergebnis über die Leistung meiner Mannschaft. Und die ist die ganze Saison einfach gut bisher." Klammert man einmal die Partie in Würzburg aus, wo es nur durch ein – in der Entstehung glückliches – Tor in der Nachspielzeit zu einem Punkt reichte.

In allen anderen sechs Begegnungen war die Spielvereinigung tatsächlich immer die bessere, meist auch die deutlich überlegene Mannschaft. Seit drei Wochen stimmen nun zudem die Ergebnisse. "Wenn wir weiter das machen, was das Trainerteam uns mitgibt, und wir mit Selbstvertrauen spielen, dann spielen wir so wie heute", stellte Kapitän Branimir Hrgota nach dem Sieg in Bochum fest.

Präziser vor dem Tor

Leitl wählte zum dritten Mal in Folge dieselbe Startelf, wieder sollte die Raute im Mittelfeld in Kombination mit zwei offensiven Außenverteidigern zum Ziel führen. Zuletzt hatte sich Hannover daran versucht, dieses System zu kopieren und war im direkten Aufeinandertreffen grandios gescheitert. Der VfL probierte es erst gar nicht, doch auch das nutzte nichts.

Bereits in der neunten Minute hatte David Raum allen Platz der Welt, um in der Mitte Julian Green einzusetzen. Über Umwege landete der Ball erst bei Hrgota und dann bei Sebastian Ernst, Paul Seguin hatte letztlich keine große Mühe mehr, den Ball aus kurzer Distanz im Bochumer Tor unterzubringen.

Sicherheit bei den Pässen, Aggressivität in den Zweikämpfen und – das macht aktuell den Unterschied zum Saisonstart aus – Präzision im Abschluss: So trat die Spielvereinigung in Bochum auf und so will sie natürlich auch im besten Fall in der zweiten Runde des DFB-Pokals auftreten, die am Sonntagabend ausgelost wird.

Leistungsbereitschaft und Identifikation

"Wir sind einfach viel kaltschnäuziger vor dem Tor", sagte Sebastian Ernst, der nach 34 Minuten und perfektem Steilpass von Seguin den zweiten Fürther Treffer erzielte. Lediglich für Julian Green galt das am Samstag nicht. Nach einer Viertelstunde vergab er einen Elfmeter und die Chance, schon früher auf 2:0 zu stellen.

Als der VfL nach dem Seitenwechsel doch noch Druck machte und seinem Tabellenplatz vor der Partie gerecht werden wollte, passte Leitl kurzerhand die Strategie ein wenig an, brachte Anton Stach für Nielsen und später Maximilian Bauer für Green. Bis auf einen Freistoß von Thomas Eisfeld und einen Kopfball von Simon Zoller kam nicht viel Gefahr auf.

Mit der Gesamtsituation ist natürlich auch Leitl sehr zufrieden, die Tabelle möchte er aber weiterhin ausblenden. "Es geht um Leistungsbereitschaft und Identifikation mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen und wahrgenommen werden wollen", sagt er. "Das stelle ich in den Vordergrund."

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