Zu wenig für die eigenen Ansprüche

"Die Gier muss da sein": Kleeblatt-U19 spielt nur 1:1 - und verärgert den Trainer

13.9.2021, 11:00 Uhr
„Nicht unser Anspruch“: Die Fürther U19 um Lukas Näpflein (Mitte) und Marlon Fries spielt nur 1:1 gegen Unterhaching.  

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr „Nicht unser Anspruch“: Die Fürther U19 um Lukas Näpflein (Mitte) und Marlon Fries spielt nur 1:1 gegen Unterhaching.  

Als die meisten Menschen am Samstagnachmittag schon auf dem Weg in den Ronhof sind, wird es im Kabinengang laut. Die Schreie kommen aus der Kabine unter der Julius-Hirsch-Halle, aus den Räumen, in denen sich die Nachwuchsfußballer des Kleeblatts nach dem 1:1 gegen die Spielvereinigung Unterhaching gerade umziehen. Ein paar Minuten nach dem Donnerwetter kommt Marco Ried zurück auf die Charly-Mai-Anlage.

Die Frage, ob er es war, der da gerade so laut geworden war, überrascht den Trainer der Fürther U19 nicht. Er hat die vorangegangenen 94 Minuten in der A-Jugend-Bundesliga ja auch gesehen, in denen seine Mannschaft nicht viel zusammenbrachte und es auch im dritten Spiel der neuen Saison nicht schaffte, einen Gegner zu schlagen. „Ich bin lauter geworden, weil die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, nicht unser Anspruch ist“, sagt Ried.

1:1 gegen neun Hachinger

In einem zerfahrenen Spiel kamen die Fürther nur selten in die gefährlichen Zonen, auch die Hachinger waren kaum gefährlich. Doch dann verlor Devin Angleberger im Mittelfeld den Ball, der kurz darauf beim Hachinger Angreifer Aaron Keller landete. Dieser blieb frei vor Torhüter Max Böhnke cool und traf zum 0:1.

Gegen diesen Rückstand kämpften die Fürther zwar danach an, wirklich zwingend waren sie dabei aber nicht. Erst als sich die Gäste durch zwei Platzverweise selbst dezimierten und am Ende nur noch mit acht Feldspielern verteidigten, gelang Adonis Krasniqi mit dem ersten Schuss aufs Tor in der Nachspielzeit der Ausgleich zum 1:1. Zu wenig für Marco Ried, „wir haben zwei Mann weniger gebraucht, um einen Punkt mitzunehmen“.

So recht erklären kann sich der Trainer die zuletzt schwachen Auftritte seiner Mannschaft nicht. In der Vorbereitung hatte die sich noch sehr ansehnlich präsentiert, kürzlich gewann die Spielvereinigung sogar ein Testspiel bei der U18 von Champions-League-Teilnehmer RB Salzburg. Doch sobald sie in Fürth den Rasen auf der Charly-Mai-Anlage betreten, ist irgendetwas anders. „Wenn wir hier auf den Platz gehen, funktioniert es nicht, wie wir uns das vorstellen“, sagt Ried.

Bei der Spurensuche stößt man unweigerlich auch auf den Willen, sich auf dem höchsten Niveau zu beweisen und für eine Karriere als Profifußballer empfehlen zu wollen. „Diese Gier, die muss da sein, du musst zu 100 Prozent da sein“, sagt Ried, „denn die A-Jugend-Bundesliga verzeiht dir keine Nachlässigkeiten.“ Es gehe darum, „auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen“ und voranzugehen – schließlich verfolgen Geschäftsführer Rachid Azzouzi und andere Verantwortungsträger des Vereins sehr genau, wer sich im Nachwuchs aufdrängt. „Heute hat sich keiner empfohlen“, sagt Marco Ried. „So ehrlich muss man sein.“

Als Trainer ist er der Mann, der diesen hochtalentierten Spielern den Feinschliff geben und sie für ein Leben auf den großen Bühnen des Sports vorbereiten soll. „Das sind alles Projekte, wir sehen in jedem Spieler etwas“, so Ried. „Am Ende spielen viele Faktoren eine Rolle, dass einer den Sprung schafft.“

Oft sind es mehr mentale als sportliche Gründe, die darüber entscheiden, ob jemand bald Bundes- oder doch eher Landesliga spielt. In Fürth ist die Verzahnung jedenfalls eng und der Sprung nach oben möglich – auch wenn er durch den Aufstieg etwas erschwert wurde. „Der Weg nach oben war schon immer schwierig. Überall“, so Ried. „Das hat sich nicht geändert. Der Verein setzt auf die junge Spieler, aber natürlich müssen sie die Kriterien erfüllen.“

Austausch mit Stefan Leitl

Von Cheftrainer Stefan Leitl schwärmt Ried jedenfalls sehr, „die Kommunikation mit Stefan ist top, er interessiert sich sehr für die U19 und die U23.“ Nur empfehlen muss sich jeder seiner Spieler schon selbst, um vielleicht mal bei den Profis reinschnuppern zu dürfen. Das ist durch Corona zwar ein bisschen schwieriger geworden, unmöglich ist es aber nicht. Wenn denn jemand herausragt, gibt Leitl ihm auch die Chance.

So wie Jamie Leweling. Der kickte vor drei Jahren auch noch mit der U19 auf der Charly-Mai-Anlage vor 50 Zuschauern. Vor ein paar Wochen hat er sein erstes Bundesliga-Tor geschossen – und spielt inzwischen regelmäßig in der ersten Liga.

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