Nach Niederlage beim VfL

Eine Frage der Haltung: Wie das Kleeblatt das 1:4 in Wolfsburg verarbeitet

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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7.2.2022, 13:31 Uhr
"Man muss sagen, dass wir nicht so verteidigt haben wie in den letzten Wochen": Entsprechend geknickt war Paul Seguin (Mitte) nach dem Schlusspfiff.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Man muss sagen, dass wir nicht so verteidigt haben wie in den letzten Wochen": Entsprechend geknickt war Paul Seguin (Mitte) nach dem Schlusspfiff.

Wenn nach Fußballspielen über die Haltung einer Mannschaft diskutiert wird, heißt das meist nichts Gutes. Oft ist in solchen Momenten der Begriff "Mentalität" nicht weit, mit dem mancher versucht, das oft komplexe Zusammenspiel vieler Faktoren zu erklären. Die Mannschaft, heißt es dann oft, hätte den Sieg nur mehr wollen und sich mehr wehren müssen.

Nach dem 1:4 der Spielvereinigung Greuther Fürth in Wolfsburg wurde auch über Haltung diskutiert - über die zum Spiel, aber auch über die im Spiel. Das Kleeblatt hatte ja nach vier Partien ohne Niederlage gerade zum ersten Mal wieder verloren - warum eigentlich, das konnte sich so richtig aber keiner der Beteiligten erklären.

"... an der nötigen Energie gefehlt"

Wem man auch zuhörte, die Analysen glichen sich. "Ich bin sehr enttäuscht über das Ergebnis, denn ein 4:1 hört sich sehr eindeutig an", sagte Trainer Stefan Leitl. "Ich bin der Meinung, dass es nicht so eindeutig war." Auch sein Kapitän Branimir Hrgota befand, dass die Niederlage "zu hoch" ausgefallen war, "ich glaube nicht, dass wir drei Tore schlechter waren", analysierte Paul Seguin am Fernsehmikrofon.

Bei der Suche nach den Gründen für die Niederlage landeten Spieler wie Trainer ziemlich schnell bei der Haltung. "Wir müssen bei uns anfangen", betonte der Trainer, "es hat uns leider an der nötigen Energie gefehlt, gerade im Spiel gegen den Ball, was uns zuletzt ausgezeichnet hat. Das war mir zu wenig." Die vorangegangenen 90 Minuten waren für Stefan Leitl direkt danach "noch nicht so richtig greifbar" - auch auf die Frage nach den Gründen für die offenbar fehlende Energie auf dem Platz hatte der Trainer zunächst keine Antwort.

"Ich kann es nicht sagen, das müssen wir besprechen", antwortete Leitl. "Die Energie im Training war gut, wir hatten Selbstvertrauen, vielleicht war die Priorität der Spieler anders ausgelegt." Und dann nochmal: "Ich kann es nicht sagen." Wer Stefan Leitl da auf dem Podium im Pressekonferenzraum beobachtete, der sah einen gewissermaßen ratlosen Mann, der sich all das nicht so recht erklären konnte. "Der Unterschied zwischen den vergangenen Wochen und heute war sehr groß was die physische Bereitschaft betraf", sagte Leitl, um dann einen warnenden Satz anzuhängen. "Das wird nicht reichen, um zu bestehen."

Zuletzt hatte seine Mannschaft ja mit viel Leidenschaft und Disziplin verteidigt, hatte sich in Zweikämpfe geworfen, den Gegner permanent gestört und so neues Selbstbewusstsein gesammelt. In Wolfsburg hingegen sah man davon zunächst wenig. Bereits in der siebten Minute ließen alle Fürther ihre Gegenspieler gewähren, sodass Renato Steffen erst an den Innenpfosten schießen und Aster Vranckx den Ball danach zum 1:0 über die Linie drücken konnte.

Wie so oft in der Hinrunde, war der erste Schuss aufs Fürther Tor direkt drin. Erst nach einer halben Stunde fing sich das Kleeblatt und kam besser in die Partie. Mit Ball sah man wieder einen gut spielenden Tabellenletzten, der sich nach Foul an Asta erst um einen Elfmeter betrogen fühlte und sich dann kurz vor der Pause mit einem verwandelten Strafstoß von Branimir Hrgota belohnte.

Dann aber stürmte Sascha Burchert übermotiviert aus seinem Tor, rannte seinen Gegenspieler um und boxte einem anderen Wolfsburger den Ball vor die Füße: 1:2. Nach 49 Minuten. "Sascha hat in dem Augenblick eine falsche Entscheidung getroffen", analysierte Leitl sachlich. "Er braucht da meiner Meinung nach nicht aus dem Tor zu gehen." Es folgten zwei weitere Gegentore in der 70. und 75. Minute, die beide abgefälscht im Netz landeten.

Von Pech wollte Stefan Leitl in diesen Fällen nicht reden. Viel lieber sprach er über die Haltung - zum und im Spiel. "Diese Energie, die wir brauchen, um diszipliniert in der Defensive zu spielen, liegt in der Haltung, wie wir ins Spiel reingehen", betonte der Trainer. "Wir bekommen zwei abgefälschte Tore. Warum? In den letzten Wochen haben wir uns in alle Schüsse geworfen und nicht abgedreht. Heute drehen wir uns zweimal weg."

Die fehlende (Körper-)Haltung der Offensivspieler Branimir Hrgota und Jamie Leweling kritisierte auch Paul Seguin. "Bei den Toren drehen wir uns weg und stehen nicht gerade", sagte er. "Man muss sagen, dass wir nicht so verteidigt haben wie in den letzten Wochen."

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