Geschäftsführer Schwiewagner erklärt

Geld aus Asien: Warum ein philippinischer Wettanbieter beim Kleeblatt wirbt

29.9.2021, 06:00 Uhr
Wenn Fürths Kapitän Branimir Hrgota durch den Ronhof rennt, wird er neuerdings auch von chinesischen Schriftzeichen begleitet. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Wenn Fürths Kapitän Branimir Hrgota durch den Ronhof rennt, wird er neuerdings auch von chinesischen Schriftzeichen begleitet. 

Wer zuletzt im Ronhof den Fußball mal für ein paar Sekunden Fußball sein ließ und über den Spielfeldrand hinausblickte, der wunderte sich womöglich. Auf der LED-Bande, dort, wo sonst Baumärkte und Brauereien für sich werben, waren bei den Fürther Heimspielen gegen Wolfsburg und den FC Bayern chinesische Schriftzeichen zu sehen. Zwar nur für wenige Sekunden, aber doch so lange, dass sich mancher Fan fragte: Was ist denn da los?

Holger Schwiewagner ist der Mann, der diese Frage am besten beantworten kann. Er ist Geschäftsführer des Kleeblatts, es gehört zu seinem Aufgabenbereich, den Verein finanziell weiterzuentwickeln und neue Sponsoren zu akquirieren. Einen solchen hat die Spielvereinigung kürzlich mit dem philippinischen Unternehmen Hua Ti Hui (HTH) gefunden, das "im asiatischen Raum (...) durch ein breit gefächertes Angebot im Bereich der Sportunterhaltung" bekannt geworden sei, wie es in einer Mitteilung heißt.

"Der Aufstieg hat uns nun also auch international erste Türen geöffnet", sagte Schwiewagner bei der Verkündung. HTH werbe "ganz strategisch im Umfeld der Bundesliga und ab sofort auch bei uns". Das Unternehmen unterstützt in Deutschland auch den VfL Wolfsburg, außerdem engagiert es sich unter anderem bei Manchester United und dem französischen Meister OSC Lille.

Geld verdient HTH vor allem mit Sportwetten, einem immer größer werden Markt rund um Fußballspiele. "Tipico" ist seit Jahren Sponsor der Bundesliga, wer die Spiele im Fernsehen verfolgt, kommt nicht an den Spots des Unternehmens vorbei, für das unter anderem Oliver Kahn geworben hat. In Österreich trug die Bundesliga jahrelang sogar den Namen des Unternehmens - und in der dritten Liga hatte vor einigen Jahren fast die Hälfte der Klubs denselben Hauptsponsor: den Wettanbieter "Sunmaker".

Nicht nur deshalb sagt Holger Schwiewagner: "Der Sportwetten-Markt gehört zum Fußball." Das, so der Geschäftsführer, auch nicht erst seit einigen Jahren und dem Aufkommen immer neuer Firmen, die sehr viel Geld in den Profifußball stecken. "Lotto Bayern" beispielsweise ist schon lange Sponsor des Kleeblatts, nun drängen immer mehr Mitbewerber auf den lukrativen Markt. "Wichtig ist, im Bereich der Vermarktung Einnahmen zu erzielen", sagt Schwiewagner, es gehe darum "Möglichkeiten zu prüfen", aber gleichzeitig "nicht alles zu machen, sondern genau hinzuschauen, welches Produkt und welches Unternehmen bei einem werben will."


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Bei HTH hatte der 44-Jährige keine Bedenken. In Deutschland kann niemand auf der Plattform wetten, die derzeit nur in Asien verfügbar sei. Laut der Homepage des Unternehmens, die noch im Aufbau ist, will dieses demnächst den Markt im Vereinigten Königreich erschließen. "Wichtig ist, dass die Exklusivitäten von langjährigen Partnern gewahrt bleiben", sagt Schwiewagner. Als eine international tätige Vermarktungsagentur mit dem Angebot aus Asien auf die Fürther zuging, habe man deshalb mit "größtmöglicher Transparenz" gearbeitet, um niemanden vor den Kopf zu stoßen.

Zudem tauschten sich die Fürther mit dem VfL Wolfsburg aus, "man versucht sich soweit es geht abzusichern", sagt der 44-Jährige. "Da haben wir nur positive Rückmeldungen bekommen. Fakt ist aber auch, dass wir nie mit den Verantwortlichen an einem Tisch saßen." Mancher Fan wird da natürlich mit der Stirn runzeln. Es gelte, "die Romantik ein Stück auszublenden", findet Schwiewagner, "wir sind für diesen Partner ein Werbemedium, über das man Reichweiten erzielen kann."

Eine "untere mittlere sechsstellige Summe" überweist HTH an das Kleeblatt, der Vertrag ist zunächst für ein Jahr befristet. Eine weitere Expansion nach Asien planen die Fürther aber nicht. "Wir stehen mit beiden Beinen in unserer fränkischen Heimat", sagt der Geschäftsführer. "Dass man den Blick mal über die Grenzen hinaus wirft, ist das eine, aber die Bundesliga ist der Wettbewerb, in dem wir uns bewegen. Darüber erreichen wir die Menschen und die Sponsoren. Es muss aber unser Ziel sein, unser Einzugsgebiet zu erweitern."

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