Kader, Stadion und Etat

Klein, aber dabei: Fürth im Vergleich zur Bundesliga

15.6.2021, 06:00 Uhr
Zurück auf der ganz großen nationalen Bühne: Auch der FC Bayern München (hier ein Foto aus der Saison 2012/13) kommt deshalb kommende Saison nach Fürth.  

© Sportfoto Zink / WoZi, NN Zurück auf der ganz großen nationalen Bühne: Auch der FC Bayern München (hier ein Foto aus der Saison 2012/13) kommt deshalb kommende Saison nach Fürth.  

Zurück im Geschäft der Großen: Die Spielvereinigung Greuther Fürth darf kommende Saison in der Bundesliga mitmachen. Das bringt jede Menge Glanz und auch jede Menge Geld, weshalb Holger Schwiewagner, Geschäftsführer Finanzen, gerade ein Gesprächspartner in bester Laune ist. Es weckt allerdings auch Erinnerungen an den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte 2012 und den direkten, ziemlich fiesen Wiederabstieg eine Runde später.

Seither ist viel passiert, Kleeblatt und Bundesliga-Konkurrenz haben sich weiterentwickelt. Geblieben ist das Gefühl, dass die Spielvereinigung im Vergleich zum Oberhaus immer noch ziemlich klein daher kommt. Zeit für einen ersten Vergleich, der - Achtung! Optimismus in Franken - auch Mut machen soll.

Der Kader

Ist natürlich der Kader eines Aufsteigers, dazu schon in der zweiten Liga der jüngste aller Teams. Es überrascht daher kaum, dass die erfolgreichen (Jung-) Profis noch nicht so häufig in der Bundesliga auf dem Platz standen. 356 Einsätze im Oberhaus stehen in der Statistik des Aufstiegs-Kaders, wobei alleine auf den den bereits verabschiedeten Mergim Mavraj 156 entfallen. Der noch nicht wieder-verpflichtete Kapitän Branimir Hrgota kommt auf 104. Für den Rest bleibt daher herzlich wenig. Zum Vergleich: Der Kader des FC Bayern München kommt auf gut zehnmal so viel: 3433 Einsätze - der Top-Wert.

Am Ende bedeutet das natürlich wenig. In einem Jahr sind schließlich auch die Kleeblatt-Profis um in Bestfall 34 Einsätze erfahrener. Ein paar Zugänge sollten zudem noch hinzu kommen, auch wenn Holger Schwiewagner hier schon betont, dass die Fürther nicht von ihrem Weg abweichen wollen: "Es kann sein, dass im Sommer kein 'großer Name' nach Fürth wechselt", verrät der Geschäftsführer Finanzen. "Wir haben uns immer auf ablösefreie Spieler konzentriert mit Potential, die nicht immer in der Öffentlichkeit so weit oben auf dem Zettel standen. Damit sind wir gut gefahren."

Das Geld

Die "großen Namen" lassen sich die Klubs einiges kosten. Der FC Bayern München hat in den im Mai veröffentlichten Finanzkennzahlen der DFL mehr als 300 Millionen Euro an Personalkosten für die Saison 2019/20 angegeben. Bei der Spielvereinigung sind es lediglich 13 Millionen Euro. Ebenfalls wenig haben die Fürther in dieser Zeit den Spielerberatern gezahlt, hier liegen sie im Vergleich zur neuen Konkurrenz mit 747.000 Euro auf dem letzten Platz. Spitzenreiter ist hier Borussia Dortmund mit mehr als 38 Millionen Euro. "Mit Dortmund wollen wir uns gar nicht messen. Doch auch andere Zweitligisten haben das vierfache von uns ausgegeben an Berater-Honoraren", meint Schwiewagner.

Obwohl der Bundesliga-Aufstieg nun viel Geld in die Kassen der sparsamen Fürther spült, hat Geschäftsführer Holger Schwiewagner schon angekündigt, nichts "Verrücktes" machen zu wollen. "Wir sind gut durch die Krise gekommen und werden die Saison mit einem kleinen Minus abschließen, das ist als Erfolg zu werten in einer Pandemie", sagt Schwiewagner. "Doch Corona ist durch den Aufstieg nicht vorbei. Die Mitarbeiter, die jetzt extrem gefordert sind, haben wir aus der Kurzarbeit herausgenommen. Andere, die ihre Tätigkeit noch nicht voll ausüben können, bleiben erst einmal in Kurzarbeit."

Der Lizenzspieler-Etat allerdings, bislang etwa 8,5 Millionen Euro, wird sich nun "deutlich erhöhen, mehr als verdoppeln", sagt Schwiewagner, auch durch die 24,7 Millionen, die alleine durch das Fernsehgeld bereits garantiert sind und "in großen Teilen" in die Mannschaft investiert werden. "Es ist trotzdem immer noch ein kleiner Etat, es gibt Zweitligisten, die werden einen höheren Etat haben als wir in der ersten Liga."

Würden alleine die Rahmenbedingungen über den sportlichen Erfolg entscheiden, "dann dürften wir gar nicht antreten". Ins finanzielle Risiko aber werde Fürth mit seinem aktuellen Geschäftsführer-Duo, das seinen Vertrag auch verlängert hat, nie gehen. "Wir werden den Weg mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen. Warum soll uns das nicht auch in der ersten Liga gelingen?"

Das Stadion

2012/13 hieß der Sportpark Ronhof noch "Trolli-Arena" und es konnten immerhin 18.000 Zuschauer ins Stadion, jetzt sind es 15.500. Es ist mit Abstand das kleinste Stadion der Bundesliga, ebenfalls zu den "Zwergen" gehören hier Union Berlin mit 22.012 Plätzen und Bochum mit 27.599. Trotzdem sollen die Tribünen am Laubenweg nicht mehr weiter wachsen. "Der Verein war im Jahr 2012 infrastrukturell auf einem anderen Niveau. Wir hatten kein Trainingszentrum und weder die Süd- noch die Haupttribüne", sagt Schwiewagner. "Da sind wir jetzt in einer ganz anderen Ausgangsposition als beim ersten Aufstieg. Deshalb sind Investitionen wie damals nicht mehr nötig."

Aktuell ist auch keine Erweiterung der Stadionkapazität geplant, das bestätigt Holger Schwiewagner. "Wenn wir im zweiten oder dritten Bundesliga-Jahr sind, werden wir die Pläne, die wir in der Schublade haben, rausholen und hoffentlich umsetzen können. Doch ich melde lieber 17-mal ausverkauft, als sechs- oder achtmal zu sagen, dass Resttickets verfügbar sind."

Die Fans

Wann der Ronhof wirklich ausverkauft sein wird, entscheidet sowieso zuvorderst ein schlimmes Virus. Niemand weiß, ob die Zeit der Geisterspiele wirklich bald vorbei ist, weshalb die Spielvereinigung nicht mit "17-mal Vollauslastung" kalkulieren kann, wie Schwiewagner sagt. Durch die Geisterspiele hat das Kleeblatt in der vergangenen Saison rund zwei Millionen Euro Erlös eingebüßt, "was zum Teil durch die Dauerkartenbesitzer aufgefangen wurde". In der Bundesliga wäre der Ausfall noch einmal deutlich größer, "wir wären etwas beim doppelten Betrag, der bei einer kompletten Geister-Saison verloren ginge", der Geschäftsführer ist aber zuversichtlich, dass es dazu nicht kommen wird.

"Ich bekomme jede Menge Anfragen, von Dauerkarten- und VIP-Interessenten", sagt Schwiewagner. "Die Aufmerksamkeit hat sich deutlich erhöht." Im Vergleich zur Bundesliga wirkt aber auch das mickrig: Weder bei den Mitgliedern (2550) noch bei der Anzahl der Fanclubs (58) ist das Kleeblatt vorne dabei. Nur RB Leipzig hat weniger, und das liegt ausnahmsweise nicht an der Größe des Klubs.

Und wo bleibt nun der Optimismus?

Schon in der zweiten Liga war das alles kaum anders - und trotzdem ist das Kleeblatt aufgestiegen. Mehr geht nicht.

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