Fürth holt einen Punkt

Viel Lob von Christian Streich: Das Kleeblatt nach dem 0:0 gegen den SC Freiburg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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20.3.2022, 10:59 Uhr
Insgesamt sehr zufrieden: Fürths Trainer Stefan Leitl mit seinem leidenschaftlich kämpfenden Kapitän Branimir Hrgota.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Insgesamt sehr zufrieden: Fürths Trainer Stefan Leitl mit seinem leidenschaftlich kämpfenden Kapitän Branimir Hrgota.  

Das Kleeblatt hat in Freiburg einen großen Fan. Christian Streich ist ja dafür bekannt, dass er über das Ergebnis und auch den Fußballplatz hinausdenkt, dass er sehr gerne über mehr spricht als schöne Tore und gelungene Abwehraktionen. Schon vor einem halben Jahr sinnierte er im kleinen Pressekonferenzraum des neuen Freiburger Stadions über diese Mannschaft, die gerade gegen seinen SC Freiburg zum neunten Mal in Folge verloren hatte.

Neben ihm saß damals, Ende Oktober 2021, ein trauriger und konsternierter Stefan Leitl, seinem Fürther Trainerkollegen wollte Streich aber unbedingt noch etwas mit auf den Heimweg geben. "Mit welcher Haltung Ihr dran geht, das ist aller Ehren wert, da kann ich nur den Hut ziehen", sagte Streich, am Samstagabend sprach er wieder sehr viel über den Gegner, der seiner Mannschaft diesmal beim 0:0 sogar einen Punkt abgetrotzt hatte.

"Ich muss sagen, Fürth, ich schau ihnen total gern zu", begann Streich. "In dieser schwierigen Situation, wenn Du so oft am Boden liegst und Spiele verlierst, am 27. Spieltag nach einen 1:6 wieder so zurückzukommen und wieder Fußball zu spielen - Fürth probiert immer, Fußball zu spielen -, dann muss ich den Hut ziehen, das musst Du erstmal hinkriegen, wenn Du relativ wenig Erfolgserlebnisse hast. Ja, das wars, das wollte ich mal noch sagen."

Harmonie zwischen den Trainern

Aufmunternde und lobende Worte hat Stefan Leitl in fast jeder der bislang 27 Pressekonferenzen nach Bundesliga-Spielen gehört, die Aussagen von Streich freuten ihn aber besonders, "weil ich das Empfinden habe, dass das auch sehr ehrlich gemeint war". Die Harmonie zwischen beiden Trainern war der perfekte Schlusspunkt an einem Fußball-Nachmittag, der von eben dieser Harmonie geprägt war. Ein paar Minuten vor Streichs Lob hatten die Fans auf der Nordtribüne davon gesungen, dass ihr Kleeblatt "niemals untergeh'n" werde - und ihre Mannschaft mit aufmunterndem Applaus in die Länderspielpause verabschiedet.

Sie hatten ja gesehen, dass die Spieler sich die kritischen Worte von Leitl und Geschäftsführer Rachid Azzouzi zu Herzen nahmen und gegen den Tabellenfünften vor allem leidenschaftlich verteidigten - dabei aber auch das von Streich gelobte Fußballspielen nicht vernachlässigte. Wenn die Freiburger doch mal zum Abschluss kamen, rettete Andreas Linde das Kleeblatt, vorne hatte Timothy Tillman nach 28 Minuten und einem Doppelpass mit Jamie Leweling frei vor Mark Flekken sogar die Möglichkeit, die Fürther in Führung zu schießen, schoss aber nur den Freiburger Torhüter an.

Im zweiten Durchgang war das Kleeblatt dann offensiv zwar kaum mehr gefährlich, schaffte es aber auf der anderen Seite des Feldes, jede aufkommende Gefahr für das eigene Tor mit viel Disziplin und Leidenschaft zu eliminieren. Leitl hatte sich für das Spiel gegen den SC entschieden, seine Mannschaft in einer Fünferkette mit den drei Innenverteidigern Sebastian Griesbeck, Maximilian Bauer und Nick Viergever verteidigen zu lassen - alle drei taten das sehr resolut und zweikampfstark, sodass der SC gar nicht brillieren konnte.

"Wir haben umgestellt, weil Luca Itter nicht zur Verfügung stand, wir durch drei Innenverteidiger mehr Stabilität in die Abwehr bekommen, Marco Meyerhöfer auf der linken Seite unterstützen und keine großen Räume lassen wollten", erklärte Stefan Leitl - der den jungen Simon Asta rechts hinten aufstellte und den oft gescholtenen Jetro Willems 90 Minuten auf der Bank ließ, wo auch Paul Seguin zum ersten Mal unter Leitl hatte Platz nehmen müssen. "Insgesamt wirklich gut gemacht" hätten seine Spieler es in der ungewohnten Grundordnung, "sie haben sich sehr wohl gefühlt in dieser Ausrichtung".

Elf Ecken, kein Tor

Insgesamt war Leitl "zufrieden mit dem Punkt, mit der Art und Weise und mit der Energie, die wir auf den Platz gebracht haben". Besonders freute ihn eine Statistik. Nach dem Hinspiel, kurz vor Streichs erster kleiner Lobeshymne, hatte er sich noch darüber beschwert, wie schlecht seine Mannschaft bisweilen Standardsituationen verteidigt. Vor dem Anpfiff hatte der SC 20 Tore und damit 47 Prozent all seiner Treffer nach eben diesen Standards erzielt, am Samstagnachmittag kam kein weiterer dazu. "Was mich wirklich freut ist, dass wir elf Eckbälle verteidigen konnten", sagte Leitl.

Den großen Fan aus Freiburg neben ihm freute das eher weniger.Er hat ja noch einen anderen Verein.

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