Tim Latteier: Ein Club-Fan erfüllt sich seinen Traum
10.3.2021, 06:00 UhrKurz vor seinem fünften Geburtstag hat Tim Latteier den 1. FC Nürnberg erstmals live und vor Ort spielen sehen. Der erste Besuch im Stadion kann prägend sein, es steht eine Beziehung zwischen einem potentiellen Fan und dem Verein dann am Beginn. Vielleicht entwickelt sie sich, vielleicht wird sie durch ein krachendes 0:6 schon im Keim erstickt. Bei Latteier ging es gut für den Club.
Gegen den VfL Bochum schossen Markus Daun und Marek Mintal die Tore beim 2:1-Erfolg. Es war damals der entscheidende Sieg im Kampf um den Klassenverbleib. Nürnberg hatte sich am 32. Spieltag gerettet, Bochum stieg ab. Ein paar Kästen Bier, erzählte damals Manager Martin Bader hatte man vorsorglich in der Mannschaftskabine gelagert - klammheimlich, wie Bader versicherte, "wir hätten sie genauso heimlich wieder rausgebracht, wenn‘s schief gegangen wäre."
Das Vorbild: Mintal
Für Tim Latteier ging es ohne Bier wieder nach Hause nach Scheinfeld, aber sein Fußball-Herz hat er damals an den Club verloren. Also ist er immer wieder gekommen ins Max-Morlock-Stadion - und hat sich nebenbei selbst zu einem Fußballspieler entwickelt, der heute für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz steht. Dass es wieder um den Abstiegskampf geht, diesmal allerdings eine Liga tiefer ist eine unschöne Begleiterscheinung. Aber Latteier versucht dennoch, so gut es geht den Moment zu genießen. "Für mich persönlich ist das letzte Jahr gut gelaufen", sagt er und das stimmt ja auch. Ein wenig hängt das auch mit der Pandemie zusammen, die ja niemandem ein gutes Jahr beschert.
Aber Latteier kam es schon zugute, dass das Spieljahr der U21 unterbrochen wurde. So durfte er, wie er das sagt, "mich oben präsentieren". Bei den Profis und bei Trainer Robert Klauß, soll das heißen. Schlecht war die Latteier-Präsentaion offenbar nicht. Vier Zweitligaspiele hat er jetzt schon absolviert, eines von Beginn an und auch schon eine Torvorlage hinbekommen im Heimspiel gegen den FC Sankt Pauli.
Der Vater ein Pokalheld
Es ist eine schöne Geschichte, von denen es derzeit über den 1. FC Nürnberg nicht so viele zu erzählen gibt. Noch ein wenig schöner wird sie für die, die es mit dem Club halten, dass es beinahe eine Geschichte gewesen wäre, die sie bei der Spielvereinigung Greuther Fürth hätten erzählen können. Dort hatte Vater Thomas, einer der Vestenbergsgreuther Pokalhelden von 1994, seinen Sohn aus alter Verbundenheit nämlich ebenfalls vorspielen lassen. Es fand sich nur kein Platz für Tim, also ist er nach Nürnberg gefahren. Besser: Er hat sich fahren lassen. Beinahe jeden Tag auf dem Beifahrersitz des Familienautos.
Herausgekommen ist so ein Fußballspieler, der sich selbst am liebsten auf der linken Offensivseite spielen sieht, der aber sein Debüt bei den Profis notgedrungen als Rechtsverteidiger gegeben hat. Ist ja auch egal, sagt Latteier, "ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt." Dieser Trainer hat Gefallen gefunden an der Entdeckung Latteier, der gerne betont, dass sein "Vorbild Marek Mintal" als Trainer der U21 wichtig war für seine Entwicklung.
"Der macht sich nicht so die Platte", hat Krauß jüngst über Latteier gesagt. Der sieht sich damit ganz gut beschrieben: "Ich mache mir wenig Gedanken auf dem Platz." Im besten Fall führt das zu einem so unbeschwerten Spiel, wie es Latteier zuletzt nach seiner Einwechslung in Düsseldorf gezeigt hat. Gegen den VfL Osnabrück könnte er von Beginn an auf dem Platz stehen – und am Saisonende dann den Klassenverbleib tatsächlich mit einem Bier feiern.
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