Tischtennis: Junge aus Franken mischt die Szene auf

18.1.2021, 16:36 Uhr
Tischtennis: Junge aus Franken mischt die Szene auf

© Foto: Martin Rügner

Der Bruder war Schuld. Nur weil der damals schon beim TSV Windsbach Tischtennis gespielt hat, hat Benedikt König überhaupt einen Schläger in die Hand genommen. Sofort spürt er, wie viel Spaß es ihm macht, den knapp drei Gramm schweren Kunststoffball über die Platte zu jagen. Dass die kleine Hand des damals 9-jährigen Benedikt den Schläger außergewöhnlich talentiert fühlt, merkt Trainer Trifon Lengerov sofort. Weil er viele Jahre Erfahung hat, und vielleicht auch, weil er selbst schon ziemlich früh ziemlich erfolgreich war. Damals, als bulgarischer Vizemeister in der U18.

2013 spielt König gerade mal ein Jahr Tischtennis und schafft es schon auf die Bayerische Meisterschaft in seiner Altersklasse. Wenig später hört er mit dem Fußball auf, konzentriert sich ganz auf sein Talent an der Platte. "Ich habe zwei Jahre parallel zum Tischtennis Fußball gespielt, hatte da aber immer wieder Bänderverletzungen", blickt König zurück. Beim Tischtennis ist ihm das nie passiert.

Mit 15 in die Landesliga

Vom TSV Windsbach geht es schließlich zum TSV 1860 Ansbach in die Jugend-Bayernliga. Auch seine ersten Einsätze im Herrenbereich hat König in der Bezirkshauptstadt. Immer an seiner Seite: Trainer und Mentor Trifon Lengerov. Bis heute arbeiten die beiden zusammen. Jeden Freitag treffen sie sich zum Training. Obwohl er sich in Ansbach wohlfühlt, wechselt König 2017 zur SpVgg/DJK Wolframs-Eschenbach. "Ich wohne in Mitteleschenbach. Nach Ansbach sind es 25 Minuten Fahrt, wenn man das zwei, drei Mal die Woche machen muss, ist das schon ein Zeitaufwand", sagt er. Nicht nur für ihn, auch für die Eltern.


Mit dem "Küken" auf dem aufsteigenden Ast


Ab 2018 spielt er in Wolframs-Eschenbach fest in der ersten Mannschaft, die in der Landesliga Westnordwest startet. War das hohe Niveau eine Umstellung für ihn? "Die Gegner waren stärker, klar. Aber meine Teamkollegen haben mich gut herangeführt. Am Ende ist es halt doch nur Tischtennis."

Seine Sportart fasziniert ihn. Weil es so viele unterschiedliche Arten gibt, den Ball zu schlagen. Weil kleine Veränderungen im Bewegungsablauf schon eine große Wirkung haben. Und weil es eben doch auch ein Mannschaftssport ist. An der Platte ist man zwar alleine, doch die Siege und Niederlagen der einzelnen Spieler fügen sich am Ende zu einem Mannschaftsergebnis zu zusammen. Und nur dieses Resultat ist für die Tabelle entscheidend. Dazu trägt König meist recht erfolgreich bei, inzwischen ist er mannschaftsintern regelmäßig an der Position drei gesetzt.

Allrounder an der Platte

Er ist der Jüngste im Team, das andere Ende der Alterspanne markiert Kapitän Helmut Frey mit Ende Fünfzig. "Solche Altersunterschiede gibt es im Fußball nicht, das macht Tischtennis auch aus", findet König. Genauso wie die Reaktionsschnelligkeit, die einem in die Wiege gelegt sein muss, um den kleinen Ball früh zu antizipieren und perfekt zu treffen. "Da entscheiden Nuancen. Es ist wirklich wichtig, wo man den Ball mit dem Schläger erwischt."

Schnell ist er, der große, schlanke blonde Junge, der im Frühjahr am Windsbacher Johann-Sebastian-Bach Gymnasium sein Abitur machen wird. Ballgefühl hat er auch, den nötigen Trainingsfleiß bringt er sowieso mit. An der Platte bezeichnet er sich selbst als Allrounder. "Ich kann Angriff spielen, muss aber nicht. Ich kann auch mal nur blocken", sagt er.

Trotzdem ist sein Spiel noch nicht perfekt, wie auch, mit gerade einmal 17 Jahren. Das Feedback seiner Teamkollegen ist wichtig für ihn, nicht immer erkennt er selbst, woran es liegt, wenn es gerade einmal nicht läuft. Lukas Reindler, der mit König in der Mannschaft spielt, hat da eine Idee: "Bei hohen Führungen hört er oft auf, konzentriert den Satz durchzuspielen." "Ja, stimmt, da hat Lukas recht", gibt König zu. "Eigentlich sollte man sein System durchziehen, ich spiele dann manchmal auf Show." Vielleicht auch eine Frage der Reife.

Liegestützen im Lockdown

Drei Begegnungen durfte die SpVgg / DJK Wolframs-Eschenbach im Oktober spielen, dann musste der Ball coronabedingt ruhen. Schade für alle Sportler, besonders schade aber für einen wie König, der für seinen Sport lebt. Nicht einmal in der Sommerpause verzichtet er auf regelmäßiges Training. "Das Hygienekonzept mit getrennten Kabinen und getrennten Eingängen für die Mannschaften hat eigentlich ganz gut funktioniert", findet er. Aber natürlich weiß er auch: "Wenn die Zahlen so hoch sind, darf man für Tischtennis keine Ausnahme machen." Jetzt, im Lockdown, macht er Beintraining, Klimmzüge, Liegenstützen, geht Joggen. Wirklich erfüllend ist das nicht, aber immerhin hält es den Körper in Form.


Tischtennis-Ikone mit 80 Jahren frech an der Platte


Ob er sich vorstellen kann, in Zukunft noch höherklassig zu spielen? "Ich denke, dass meine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, Aber momentan ist die Landesliga genau die richtige Liga für mich." Planen lässt sich so was ohnehin nur bedingt. Das zeigt auch ein Blick auf Bruder Maximilian. Der hat den Tischtennisschläger längst beiseite gelegt – und macht jetzt Karate.

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