Trotz couragierter Leistung: Club wird Probleme nicht los

19.3.2018, 17:27 Uhr
Trotz seines Tores war Georg Margreitter nach dem 1:1 gegen Darmstadt tief enttäuscht - ein Punkt gegen den Tabellenvorletzten ist für den Aufstiegsaspiranten zu wenig.

© Sportfoto Zink / WoZi Trotz seines Tores war Georg Margreitter nach dem 1:1 gegen Darmstadt tief enttäuscht - ein Punkt gegen den Tabellenvorletzten ist für den Aufstiegsaspiranten zu wenig.

Das Positive zuerst: Der 1. FC Nürnberg hat nach einer gefühlten Ewigkeit der Ladehemmung lebewohl gesagt. Zugegeben, gegen den Tabellenvorletzten ist das keine Kunst, nach zähen 366 Minuten ohne Treffer fühlte sich Georg Margreitters Ausgleichstor gegen Darmstadt dennoch nicht völlig verkehrt an. Weil der überfällige Siegtreffer anschließend aber ausblieb, verblasst der Glanz der Geschichte doch etwas. Schließlich ist das Team von Michael Köllner nunmehr seit vier Spielen ohne Sieg.

Dementsprechend enttäuscht äußerten sich die Verantwortlichen nach der Partie. 1:1 gegen die Lilien? Das ist in der aktuellen Situation des FCN einfach zu wenig, da sind sich Trainer, Spieler und auch die Fans einig. Die "Der Club ist in einer Krise"-Rufe werden lauter. Enrico Valentini will davon allerdings nichts wissen und relativierte das Ergebnis: "Wir kriegen das Ding einfach nicht über die Linie gedrückt. Jeder hat gesehen, dass die Leistung in Ordnung ist, da lasse ich mir keine Krise einreden."

Das Engagement hat gepasst

Ein Blick auf die Statistiken verrät, an Valentinis Kurz-Plädoyer ist durchaus was dran. Der FCN hatte Darmstadt über weite Strecken fest im Griff und kontrollierte das Geschehen auf dem Rasen - 64,2 Prozent Ballbesitz und über 85 Prozent angekommene Pässe sprechen eine deutliche Sprache. Auch fehlendes Engagement kann man Köllners Kämpfern nicht vorwerfen: 231 Sprints und etwas mehr als 121 Kilometer Laufstrecke legten sie auf dem Rasen zurück. Zum Vergleich: Ligaweiter Klassenprimus ist der VfL Bochum mit 116 Kilometern im Saisondurchschnitt. Hinzu kommt die erschlagende Überlegenheit des Clubs bei den Ecken (16:4)Torschüssen (25:7) und Flanken (19:7).

All diese Zahlen sind natürlich nett anzusehen. Wenn allerdings wie in diesem Falle ein Remis dabei herauskommt, sollte man durchaus etwas genauer hinschauen. Dabei fällt vor allem eines auf: Der FCN hat offensichtlich ein Problem in der Offensiv-Abteilung. Dass der Club aus der fast vierfachen Anzahl an Torschüssen das exakt gleiche Kapital schlug wie Darmstadt, lässt sehr deutlich auf fehlende Effektivität im Abschluss schließen. Ein Problem, das durchaus auch in den vergangenen Partien eine große Rolle spielte.

Vertauschte Rollen

Hinzu kommt: 14 der 24 Torschüsse wurden innerhalb des Lilien-Sechzehners abgefeuert, lediglich einer dieser Versuche fand sein geplantes Ziel. Sechs Mal probierte es Spielmacher Kevin Möhwald vergeblich, Sturmspitze Adam Zrelak folgt auf Rang zwei mit fünf Versuchen. Dass dann ausgerechnet Abwehrchef Margreitter die Nürnberger mit seinem ersten und einzigen Torschuss vom Torfluch befreit, spricht Bände. Der Ausfall von Mikael Ishak scheint tiefe Narben im Offensivspiel hinterlassen zu haben.

Vertreter Zrelak zeigte sich zwar auch diesmal wieder stets bemüht, hat aber nur magere 23 Ballkontakte vorzuweisen. Dem gegenüber glänzt Torschütze Margreitter beispielsweise mit 112 Ballbesitzphasen - und das, obwohl sich die Partie gerade in Halbzeit zwei überwiegend im Terrain des slowakischen Aushilfsstürmers abspielte. Höchste Zeit also, dass Ishak wieder im Clubdress auf dem Rasen steht. Schon nach der Länderspiel-Pause könnte das der Fall sein. Bevor es am 31. März für den FCN nach Dresden geht, hat Michael Köllner allerdings einiges aufzuarbeiten.

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