Trotz Lockerungen noch Unklarheit beim Höchstadter EC

10.9.2020, 12:00 Uhr
Trotz Lockerungen noch Unklarheit beim Höchstadter EC

© Foto: Thomas Hahn

 "26 Eishockey-Drittligisten stehen vor dem Aus": heißt es in dem offenen Brief. Auch die Lockerungen, die in Bayern bald für den Amateursport gelten, ändern daran nichts. Ein Gespräch mit HEC-Sportvorstand Jörg Schobert über Ungewissheit und Hoffnung.

Herr Schobert, eigentlich wollte ich mit Ihnen über den offenen Brief sprechen. Doch jetzt ist durch die neuesten Lockerungen alles gut, oder?

Wir haben durch den offenen Brief unser Anliegen an eine breite Öffentlichkeit gebracht und viele positive Resonanzen gehört. Die Entscheidungen, die getroffen worden sind, müssen wir aufarbeiten. Wir müssen dranbleiben. Geschafft ist es erst, wenn die Vereine die Unterstützung erhalten haben, sei es durch die Genehmigung von Zuschauern im Profibereich oder bei der Umsetzung der Hygienekonzepte. Wir wollen für die Zuschauer den bestmöglichen Schutz gewähren, aber auch für die Vereine muss das Beste dabei herauskommen.

Sie wissen noch gar nicht, ob Sie von den Lockerungen profitieren?

Die Entscheidung ist für den Breitensport gefallen, doch die dritte Eishockey-Liga ist eine Profiliga, die würde eigentlich herausfallen. Dann hieß es wieder, die dritten Profiligen würden doch schon vor Zuschauern spielen dürfen. Es ist also noch nicht klar. Doch die Lockerungen sind positive Signale.

Würde es Ihnen denn reichen, vor 200 Zuschauern zu spielen?

Die Lockerungen sehen vor, dass 200 Zuschauer in der Halle und 400 im Freien dabei sein dürfen. Beides ist für uns zu wenig. Man braucht da mehr. Wir haben mit dem Gesundheitsamt vergangene Woche schon abgestimmt, wie unser Hygienekonzept aussieht, wir sind auf einem guten Weg. Wenn wir mehr Zuschauer ins Stadion lassen können, geht das. Bei 400 Zuschauern aber bräuchten wir Zusage zu weiterer Unterstützung.

Was macht Eishockey so viel teurer?

Schon alleine die Ausrüstung bliegt finanziell in einer anderen Dimension als zum Beispiel beim Handball. Es braucht mehr Aufwand, um die Jungs aufs Eis zu bringen. Wir haben Spiele in ganz Bayern und deshalb hohe Reisekosten, dazu müssen wir Trainer und den Nachwuchs finanzieren. Es geht ja nicht nur darum, dass die Profis spielen können. Wir finanzieren so auch unsere Nachwuchsförderung. In der Oberliga Süd haben wir knapp 6500 Kinder in den Vereinen. Eishockey ist ein relativ teurer Sport, dadurch ist es nicht so einfach möglich, Geisterspiele zu machen. Der Anteil der Einnahmen durch Zuschauer entspricht bei einem Oberliga-Verein etwa 30 bis 40 Prozent der Gesamteinnahmen, außerdem hängen noch die Sponsoreneinnahmen dran.

Wenn wir wirklich 800 Zuschauer ins Stadion lassen dürften, kommen dann auch wirklich alle?

Die Eishockey-Klubs fordern, das finanzielle Einbußen durch fehlende Zuschauer ausgeglichen werden. Was würde konkret an Unterstützung helfen?

Eine genaue Summe kann man nicht nennen, jeder Verein ist anders. Man muss schauen, wie hoch die Verluste sind, wenn ich zum Beispiel nur eine gewisse Anzahl an Zuschauern ins Stadion lassen kann. Die Umsetzung Hygienekonzept verursacht vielleicht zusätzliche Kosten. Und wenn wir wirklich 800 Zuschauer ins Stadion lassen dürften, kommen dann auch wirklich alle oder bleiben sie wegen Corona lieber zu Hause?

Bereitet Ihnen das wirklich Sorgen?

Ich weiß es nicht. Bei mir persönlich schwankt das auch. Zuerst denkt man, alles bessert sich, dann schaut man Nachrichten, und denkt, es wird doch wieder schlimmer. Man hat keine Sicherheit.

Die Vereine bräuchten also eine Absicherung, hinterher, wenn sie die Ausfälle beziffern könnten?

Eine Kombination. Niemand will das ausnutzen, doch wir brauchen für die kommende Saison einen Fallschirm, der uns absichert.

Wird im Oktober Eishockey gespielt?

Wir haben unsere nächste Telefonkonferenz mit dem Deutschen Eishockey-Bund am 15. September, da hoffe ich, dass wir definitiv erfahren, ob die Saison beginnen kann. Der 16. Oktober als Starttermin steht immer noch. Wir können ein bisschen optimistischer sein.

Das ist die großeAngst: Wenn wir jetzt nicht spielen, können wir das überhaupt wieder aufholen?

Überlebt den HEC die Krise?

Je länger so eine Krise dauert, umso schwieriger wird es für jeden Verein. Die Frage ist, in welcher Form wir diese Krise überstehen können. Wenn die Oberliga ein Jahr nicht spielt, werden sich die Spieler von diesem Sport verabschieden. Ein Jahr der Nachwuchsarbeit würde wegfallen. Der Sport insgesamt wird stagnieren. Und Vereine haben weiterhin Fixkosten, ich kann das Personal ja nicht entlassen. Doch ich habe keine Einnahmen. Es ist eine schwierige Situation. Dazu der ideelle Wert: Ich werde Spieler verlieren und auch Zuschauer, die ab und zu ins Stadion kommen, die werden ein neues Hobby für sich entdecken. Der Schaden wäre langfristig. Das ist die großeAngst: Wenn wir jetzt nicht spielen, können wir das überhaupt wieder aufholen?

Zur Person

Seit 15 Jahren ist Jörg Schobert Sportvorstand beim Höchstadter EC. Der 49-Jährige wohnt im Landkreis Fürth.

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