Vorne hui! Das erwartet den FCN gegen den HSV

9.1.2021, 06:34 Uhr
Vorne hui! Das erwartet den FCN gegen den HSV

© Uli Deck/dpa

Die Grundordnung. . .

. . . liegt nicht in der Grundformation. Wie schon bei seiner letzten Station in Osnabrück, wechselt Trainer Daniel Thioune die Formationen häufig, ist dabei weder in Sachen Dreier- oder Viererkette noch in der Angriffsbesetzung dogmatisch. Die Grundordnung liegt viel mehr in der Art und Weise wie der HSV spielt. Ein hoher Anteil an Ballbesitz (57,2 Prozent), viele Pässe, die vor allem in Tornähe ankommen und viel Eindringen in den gegnerischen Strafraum.

Der Sechzehner ist Hamburgs Hafen

So erklärt sich dann auch, warum der HSV nicht nur die meisten Tore erzielt hat, sondern auch den besten expected-Goals-Wert pro eigenem Torschuss hat. Er kommt nah am gegnerischen Tor zum Abschluss. Der Durchschnitt von 16,2 Metern Torentfernung ist der einzige in der gesamten zweiten Liga der innerhalb des Strafraums liegt und mehr als 70 Zentimeter im Schnitt näher am Tor ist als der des Zweiten in dieser Wertung (Fortuna Düsseldorf). Im Vergleich zum VfL Osnabrück, der durchschnittlich am weitestem vom Tor entfernt abschließt, sind es fast als fünfeinhalb Meter näher.

Das ist auch einer der Gründe, warum beim HSV nicht eine Art Angriff oder Torerzielung besonders heraussticht. Die Rothosen spielen einfach geduldig Fußball, wechseln immer wieder das Tempo und schlagen dann zu. Dabei fällt auf, dass das Spiel häufiger über die linken Seite des Spielfelds gelenkt wird. Hier schiebt Ex-Nürnberger Tim Leibold immer wieder an, je nach Grundformation wird er von einer Kombination aus Bakery Jatta, Sonny Kittel, Manuel Wintzheimer und/oder Jeremy Dudziak unterstützt. Zwar kommt der inzwischen zum Kapitän aufgestiegene Leibold noch nicht auf die hohe Anzahl der Torvorlagen aus dem Vorjahr (16), doch der 27-Jährige ist integraler Bestandteil des Aufbauspiels der Hansestädter.

Serientäter von der Elbe

Die letzten Spiele. . .

. . . hat der HSV gewonnen. Nach einer Durststrecke von fünf sieglosen Partien (zwei Remis, drei Niederlagen) haben die Rothosen nun vier Spiele in Serie gewonnen. Es ist die zweite lange Siegesserie der Saison, Hamburg startete schon mit fünf Siegen in Folge in die Saison. Dabei stellten sich die Auswärtserfolge deutlich knapper dar als die Siege zuhause. In Darmstadt und Karlsruhe gewann der HSV jeweils seine Spiele durch Tore von Simon Terodde in den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit. Beide Male beendete der Gegner die 90 Minuten auch nur noch mit neun Feldspielern.

Der 32-jährige Angreifer Terodde ist die Lebensversicherung des HSV, traf in den letzten vier Spielen mindestens einmal und erzielte insgesamt sechs Treffer. Auf die Saison gerechnet steht er bei 15 Toren, von denen nur zwei Elfmeter waren. Damit setzt Terodde seinen fast übermenschlichen Lauf in der zweiten Liga fort, in der er auf fast ein Tor pro 90 Minuten kommt und dabei seine expected Goals - je nach Anbieter - marginal oder gar nicht überbietet. Umso erstaunlicher ist es, dass er in der Bundesliga auf die Karriere gerechnet nur auf 0,3 Tore pro Minuten (xG: 0,45) kommt. Er ist ein klassischer Zweitligastürmer, der sich im Unterhaus des deutschen Fußball extrem wohl fühlt - was er in den vergangenen Spielen einmal mehr beeindruckend gezeigt hat.

+++ Club-Guzerl: Als Eckes die Kirsche ins HSV-Tor knallte +++

Die Schwächen. . .

. . . liegen in der Rückwärtsbewegung. So fließend und kreativ der HSV in der Vorwärtsbewegung ist, so sehr ist er in der Defensive nur Durchschnitt. 18 Gegentore sind für einen Tabellenführer ein hoher Wert. Die meisten Gegentore (acht) fingen sich die Hamburger in der Viertelstunde vor der Pause. Das ist ligaweit der zweithöchste Wert.

Selbst wenn die expected Goals (xG: 4,91) zeigen, dass der Wert statistisch zu hoch ist, ist auch jener Wert für diese Phase der vierthöchste in der zweiten Liga. In der Schlussphase der ersten Halbzeit ist der HSV also anfällig. Gleiches gilt für die Schlussphase der zweiten Halbzeit: Hier kassierten die Hanseaten sieben Gegentreffer (xG: 3,87). Im Rest der zweiten Halbzeit dagegen 14 Spieltage lang gar kein Gegentor (xG: 3,36) und auch in der ersten halben Stunde nur drei Gegentreffer (xG: 4,40). Ob dahinter nun Pech oder schwindende Kondition und Konzentration liegt, ist nicht zu beantworten. Auffällig ist es allemal.

+++ Agiler Hamburger: Nürnbergers Club begegnet dem Primus +++

Schnittstellenpässe? Warum nicht!

Wo der Hamburger SV ebenfalls anfällig erscheint, sind Schnittstellenpässe, die entweder zwischen den beiden Innenverteidigern oder zwischen dem rechten Innenverteidiger und dem Rechtsverteidiger gespielt werden. So gibt es auf der rechten Seite etwas mehr verlorene Duelle, auch weil Rechtsverteidiger Josha Vagnoman etwas häufiger zum Foul greifen muss als Tim Leibold auf der linken Seite.

+++ Ohne Klauß gegen Terodde: Der FCN begegnet dem Tabllenführer +++

Verwandte Themen


12 Kommentare