Agiler Hamburger: Nürnbergers Club begegnet dem Primus

9.1.2021, 05:43 Uhr
Er könnte vielleicht was ausrichten! Ein Hamburger, der Nürnberger heißt, trifft am Samstag auf dem Lieblingsspielplatz der Stadt seinen Ex-Verein wieder.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Er könnte vielleicht was ausrichten! Ein Hamburger, der Nürnberger heißt, trifft am Samstag auf dem Lieblingsspielplatz der Stadt seinen Ex-Verein wieder.

Die Wortspiele gab es damals bereits. Verständlicherweise. Im Frühsommer 2019, als Fabian Nürnberger, ein aufgrund seines Namens allein schon für die Tätigkeit bei Nürnbergs Berufsfußballern prädestiniertes Talent, seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte. 19 Jahre jung war Nürnberger, der gebürtiger Hamburger ist und ein Glücksfall für das rot-schwarze Merchandising, als er sein Servus unter den Club-Kontrakt setzte. Auf der vereinseigenen Website ließ Nürnberger wissen, dass er natürlich gehofft habe, am Valznerweiher "die nächsten Schritte machen zu können". Und sich - mit entsprechenden Arbeitspapieren am Neuen Zabo ausgestattet - freuen durfte, die Verantwortlichen beim FCN als Vorzeigespieler des Regionalliga-Teams von sich überzeugt zu haben. Der neue Vertrag sei für ihn "Ansporn und Motivation, das Vertrauen mit guten Leistungen zurückzuzahlen", versprach der Fortan-Profi pflichtschuldig - und hielt Wort.

Polyvalenter Bratenriecher

In der vergangenen Rückrunde bereits war Nürnberger fester Bestandteil der Club-Mannschaft. Und auch in den 15 Pflichtspielen dieser bislang recht wechselhaften, dank eines gelungenen Zwischenspurts zum Jahresende hin aber (noch) nicht allzu misslungenen FCN-Saison kam Nürnberger bei Nürnbergs Vorzeigeverein stets zum Zug. Ein Tor steht dabei zu Buche für den quirligen Allrounder, der - als Linksverteidiger nach oben gezogen - für Handwerker gegen Osnabrück eingewechselt in der vergangenen Zweitliga-Runde debütierte. Beim Wiedersehen mit dem VfL in dieser Saison nutzte der jugendliche Bratenriecher einen Rückpass-Fauxpas der Niedersachsen handlungsschnell zum zweiten der vier FCN-Treffer. Dass der Club überhaupt Osnabrück - vor dem Sommer noch von HSV-Coach Daniel Thioune trainiert - in Deutschlands zweithöchster Spielklasse begegnet, hängt ganz wesentlich mit dem ebenso smart wie selbstbewusst agierenden Club-Youngster zusammen, der inzwischen 21 ist. Und beim FCN zuletzt nicht mehr als Linksverteidiger, sondern auf der Doppelsechs oder noch häufiger auf einer vorgezogenen Außenbahn-Position aufgeboten wurde.

Dass der technisch versierte Nürnberger, der neben rascher Auffassungsgabe und Agilität über eine gehörige Portion Raffinesse verfügt, in einer vorgelagerten Rolle wichtig werden kann, sich gerne einmal auch mehr zutrauen darf in der Offensive, hat dieser schon bewiesen. Beim erfolgreich gestalteten Test bei klassenhöheren Frankfurtern im November. Oder einige Monate zuvor als Doppelpacker im rot-schwarzen Relegationshinspiel gegen Ingolstadt. Verbunden mit einem großen Aktionsradius, leider aber auch zu großen Schwankungen, was die Präzision seines Vortrags anbelangte, wurde Nürnberger auch bei Partien, in denen es deutlich schlechter lief als beim Schanzer-Treff, auffällig.

Beispielhaft beim Neujahrsspiel in Heidenheim: Als der FCN auf der Ostalb erstmals flott und vertikal nach vorne spielte, war es der eifrige Club-Quirl, der den Ball als Verbindungsoffizier im Mittelfeld annahm, energisch nach vorne trieb und perfekt zu Robin Hack passte, der FCH-Schlussmann Müller eine Glanztat abverlangte.

Umschaltmomente und ein bisschen Druck

In Hälfte zwei war es ebenfalls Nürnberger, der als wesentlicher Interpret eines gelungenen Umschaltspiels auf sich aufmerksam machte. Der gebürtige Hamburger - beim 0:1 aus Club-Sicht noch zu weit weg von Vorlagengeber Burnic - eroberte das Leder. Schaltete sich umgehend nach vorne ein und ermöglichte es nach Doppelpass mit Dovedan dem eingewechselten Österreicher, den Ausgleich zu erzielen. Vielleicht auch, weil Dovedan nach Nürnbergers Vorarbeit rechts am Ostalb-Kasten vorbeizielte, steht aus Nürnberger-Sicht in Heidenheim eine Niederlage - und vor der Begegnung mit dem HSV am Samstag (13 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) wieder eine etwas größere Druck- und Drohkulisse für den in seinem Umfeld oft etwas nervösen FCN.

Dass für Fabian Nürnberger das Heimspiel gegen den Liga-Primus ein besonderes sein wird, ist abseits dieser vermeintlichen Druck- und Drohkulisse klar. Der behände Norddeutsche war in der Jugend selbst für den HSV aktiv. Das mit den Schritt-zurück-und-Schritt-nach-vorn ist für Nürnbergers Geschichte - ganz Club irgendwie - in diesem Zusammenhang ebenfalls bezeichnend. Der Junge aus Norderstedt, an den Club vertraglich bis 2023 inzwischen gebunden, bekannte unlängst wenig überraschend, als Kind schon Fan der Rothosen gewesen zu sein, von denen er sich aus der U17 heraus - das Abitur vor der Nase - jedoch freiwillig verabschiedete.

Erinnerungen und Kabinentee

"Familiäre Dinge, die Schule, es kam einiges zusammen", erklärte Nürnbergs Nürnberger der Bild im Vorfeld der letzten Begegnung mit dem HSV, die für den FCN beim 1:4 im Volkspark reichlich unerfreulich endete. Und für den gebürtigen Hamburger im rot-schwarzen Dress erst kurz vor der Pause begann, als er für den indisponierten Gnedza Cerin eingewechselt wurde. Nürnbergers Club lag da schon 0:2 hinten. Dass der umtriebige Jungspund, der nach seinem Abschied vom HSV einst über Eintracht Norderstedt und den Niendorfer TSV Schritte zurück machte, um diese beim FCN nach vorne zu machen, am Samstag vor dem Kabinentee gerne einen anderen Zwischenstand notieren würde, versteht sich von selbst. Der nächste Schritt für Nürnberger? Ein erfolgreicher Auftritt gegen die im Zweitliga-Ranking auf Platz eins geführten Rautenträger wäre dieser allemal. Und wahrscheinlich auch mit einem schönen Wortspiel verbunden.

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