Investorensuche: Hans Rudolf Wöhrl winkt ab

8.9.2016, 15:25 Uhr
Investorensuche: Hans Rudolf Wöhrl winkt ab

© Fotos: Michael Matejka

"Eine Beteiligung oder eine Zusam­menarbeit mit Wöhrl ist derzeit kaum vorstellbar", sagte Hans Rudolf auf Anfrage der NZ. Die nun in die Schief­lage geratene Firma gehört komplett der Familie seines älteren Bruders Gerhard Wöhrl. Dabei brächte Hans Rudolf Wöhrl durchaus Mode-Know­how mit – und wahrscheinlich auch die nötige Finanzkraft. Seiner Familie gehört mehrheitlich das Münchner Modeunternehmen Ludwig Beck AG, sein Sohn Christian Greiner ist in der Firma Vorstand.

Die Wöhrl AG hatte am Dienstag Gläubigerschutz beantragt. Für die Sanierung der angeschlagenen Mode­haus- Kette mit 34 Filialen wird drin­gend ein Investor gesucht — am besten mit Know-how und Geld.

Investorensuche: Hans Rudolf Wöhrl winkt ab

Selbst wenn die Familie Gerhard Wöhrl im Zuge der Sanierung der Wöhrl AG aus dem Unternehmen komplett aussteigen müsste, wird es aber weiter eine Wöhrl-dominierte Mode-Kette in Deutschland geben. Denn sein Bruder Hans Rudolf Wöhrl, mit dem Gerhard das Unternehmen seines Vaters über drei Jahrzehnte gemeinsam führte, ist weiter in der Branche aktiv.

Hans Rudolf Wöhrl war im März 2011 aus dem Familienunternehmen komplett ausgestiegen, hält aber zusammen mit seiner Investitionsgesellschaft Intro mehr als 75 Prozent der Anteile am Münchner Modehaus Ludwig Beck AG. Im vergangenen Jahr übernahm Beck zudem die Herrenbekleidungskette Wormland aus Hannover mit 14 Filialen in elf deutschen Städten. Im Oktober eröffnet Wormland in Sichtweite des Wöhrl-Stammhauses (Breite Gasse 89–91) eine Filiale in Nürnberg.

Know-how für einen Einstieg in das von seinem Vater gegründete Nürnberger Unternehmen könnte Hans Rudolf selbst aus seiner Tätigkeit im Stammhaus mitbringen. Zudem leitet sein Sohn Christian Greiner im Ludwig-Beck-Vorstand die Ressorts Einkauf, Verkauf und Marketing. Auch Greiner stand einst in Diensten der Wöhrl AG. Für die entwickelte er unter anderem das Konzept U-eins, um jüngere Zielgruppen zu erschließen. Seit 2011 ist Greiner in der Beck-Spitze. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: So rechnet die Firma für dieses Jahr mit einem Umsatz von 180 bis 190 Millionen Euro. Und was noch wichtiger ist, mit einem respektablen Gewinn vor Zinsen und Steuern von acht bis neun Millionen Euro.

"Beteiligung kaum vorstellbar"

Branchenwissen wäre für den jüngeren der beiden Wöhrl-Brüder also nicht das Problem. Und er hätte mutmaßlich auch die Mittel dazu, sich wieder in das Nürnberger Unternehmen mit aktuell 34 Filialen einzukaufen. Vom Magazin "Bilanz" wird seine Familie – seit 1984 ist er mit der ehemaligen deutschen Schönheitskönigin und CSU-Bundestagsabgeordneten Dagmar verheiratet – in der Liste der 750 reichsten Deutschen auf Rang 445 geführt. Die Autoren schätzen das Vermögen, das im Wesentlichen aus Beteiligungen besteht, auf 300 Millionen Euro.

Auf Anfrage teilte Hans Rudolf Wöhrl zwar mit: "Ich bin unendlich traurig und betroffen über die Entwicklung der Wöhrl AG nach meinem Ausscheiden aus der aktiven Geschäftsführung vor 14 Jahren." Und natürlich fühle er sich noch immer "mit meinen früheren Mitarbeitern und den Kunden verbunden". Doch "eine Beteiligung oder eine Zusammenarbeit mit Wöhrl ist derzeit kaum vorstellbar. Das ist zwar schade, aber aus heutiger Sicht auch nicht zu ändern", so Wöhrl weiter. Immerhin: Die Einschränkungen "derzeit" und "aus heutiger Sicht" lassen ein Hintertürchen offen.

Und der 68-Jährige räumt ein, dass eine Zusammenarbeit mit der Wöhrl AG schon einmal zur Debatte stand: Gemeinsam mit seinem Sohn Christian habe er "dieses Thema schon einmal besprochen und meinem Bruder vor Jahren auch eine entsprechende Zusammenarbeit angeboten. Doch dann hat er sich für die Beteiligung an SinnLeffers entschieden". Das heißt: Die Gedankenspiele sind gerade einmal drei Jahre her.

Nun, nach der Beck-Übernahme von Wormland, sei sehr viel Managementkapazität und auch Geld gebunden: "Ich drücke aber meinem Bruder, den Mitarbeitern und seinem Team die Daumen, dass sich alles zum Guten wenden wird." Er selbst habe sich bereits nach dem Verkauf der Anteile "auch mental" von dem Unternehmen gelöst. "Somit hatte ich auch keinen Einblick in die Zahlen mehr und war daher der Probleme nicht gewahr."

Dabei könnte Hans Rudolf Wöhrl auch seine Kompetenzen als Sanierer in das Familienunternehmen einbringen. Der Luftfahrt-Fan, der 1974 den Nürnberger Flugdienst NFD (später Eurowings) gegründet hatte, sanierte etwa die Fluggesellschaften Deutsche BA und LTU.

Doch, so wie es derzeit aussieht, müssen Andreas Mach und sein Team weiter außerhalb der Wöhrl-Familie einen Investor suchen.

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