Kinderbetreuung und Arbeit: Wie die regionalen Unternehmen Eltern unterstützen

20.1.2021, 05:55 Uhr
Für Eltern ist die zweifache Belastung in der Krise derzeit nicht einfach zu stemmen. 

© Karl-Josef Hildenbrand, NNZ Für Eltern ist die zweifache Belastung in der Krise derzeit nicht einfach zu stemmen. 

"Flexible Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten sind seit Jahren fest in unseren Arbeitswelten verankert", heißt es dazu von der N-Ergie. Seit Beginn der Pandemie habe man versucht, "individuell maximal flexibel zu reagieren und Eltern entgegen zu kommen". Zudem hätten Eltern die Möglichkeit, mehr Minusstunden aufzubauen. Ähnlich hält man es auch in der Nürnberger Rechts- und Steuerberatung Rödl und Partner: "Wir haben allen Kollegen und Kolleginnen angeboten in den Grenzen des deutschen Arbeitszeitgesetztes sehr flexibel zu arbeiten."

Das Sportunternehmen Puma mit Sitz in Herzogenaurach, betont, das man auch schon vor der Pandemie die "Vereinbarkeit von Familie und Beruf etwa durch Teilzeit- und Halbtagsmodelle sowie durch flexible Arbeitszeiten und die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen" gefördert habe. Die Mitarbeiter seien zudem mit allem ausgestattet, was sie für die Arbeit Zuhause brauchen, um möglichst flexibel auch im Home Office arbeiten zu können, heißt es von einem Sprecher.

Um berufstätige Eltern in der Pandemie zu entlasten, hat der Bundestag in der vergangenen Woche eine Ausweitung der Kinderkrankengeld beschlossen. Konkret heißt das: Wer gesetzlich versichert ist, kann anstatt den üblichen zehn Kinderkrankentagen, nun 20 nehmen und diese auch einsetzten, wenn Kitas oder Schulen geschlossen sind. Für Alleinerziehende wurde die Zahl auf 40 Tage verdoppelt. Die neue Regelung soll rückwirkend bis zum 5. Januar gelten.

Beim Siemens Healthineers-Konzern, der Standorte unter anderem in Erlangen und Forchheim hat, begrüßt man die neue Regelung des Bundes und hofft, dass diese nun "möglichst unbürokratisch" umgesetzt wird. Zwischenzeitlich habe man auch dort auf die aktuelle Situation reagiert: "Die Situation der Eltern in unserem Unternehmen und die Vereinbarkeit ihrer familiären Herausforderungen mit den dienstlichen Aufgaben ist höchst unterschiedlich." Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Möglichkeit zu Homeoffice habe man deshalb für Mitarbeiter wie Führungskräfte ein breites Angebot aufgestellt.

Während die großen Konzerne in der Region vor allem mit mehr Flexibilität versuchen, Arbeit und Kinderbetreuung für Eltern möglich zu machen, stehen Selbstständige vor größeren Problemen. Da sie in der Mehrzahl privat versichert sind, können sie auf die durch die gesetzlichen Krankenkassen finanzierten Kinderkrankentage nicht zurückgreifen. Privat Versicherten steht allerdings nach Paragraf 56 des Infektionsschutzgesetzes zu, Sonderurlaub zu beantragen. Der Verdienstausfall kann von den zuständigen Behörden zurückgefordert werden.

In der Praxis ist das aber nicht so einfach, zeigt ein Beispiel aus Oberasbach. Inge Wagner betreibt dort seit einigen Jahren zwei Schreibwarenladen mit integrierter Poststelle. "Und die Post bleibt offen, weswegen ich weder im ersten Lockdown, noch jetzt schließen konnte." Eine Herausforderung für die Mutter: "Ich selbst habe eine Tochter und meine Mitarbeiterinnen haben auch fast alle Kinder, die sie wegen der Schul- und Kitaschließungen nun zuhause betreuen müssen. Dadurch bricht mir fast das ganze Personal weg."


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Selbst Zuhause bleiben, kann Wagner deshalb nicht. "Im ersten Lockdown hatte ich eine Zeit lang meine Tochter sogar im Laden dabei. Das war für sie eine Zumutung." Gleichzeitig sei sie aber froh, dass sie ihren Laden überhaupt öffnen dürfe. "Aber diese doppelte Belastung schafft keiner lange." So sieht es auch die Geschäftsführerin Andrea Rübenach vom Bund der Selbstständigen in Mittelfranken: Der Druck auf Selbstständige sei enorm. "Schul- und Kitaschließungen haben hier erhebliche Folgen, die den Spagat zwischen Familie und dem Kampf, um das eigene Unternehmen nicht leichter machen."

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